Brandenburg

Unsichere Zukunft für die LesBI*Schwule T*our

9. Aug. 2019
Daniel Golze, Diana Golze und Lars Bergmann in Rathenow, © Lars Bergmann

Seit 1998 leitet der Verein AndersARTiG e. V. die jährliche LesBI*Schwule T*our, die diverse Aktivist*innen zusammenbringt, um gemeinsam eine Woche lang durch einen Landkreis Brandenburgs zu fahren. Seit 2006 ist auch das Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e. V. Kooperationspartner und Mitstreiter.

Jeden Tag fahren die etwa 14 Teilnehmer*innen in ein neues Städtchen und bauen dort einen Infostand auf. Neben Workshops und Lesungen wird die Regenbogenflagge gehisst, um Aufmerksamkeit auf die dort lebenden LGBTI*-Menschen zu lenken. „Wir wollen signalisieren, dass diese Personen nicht alleine sind. Auch wenn es symbolisch ist, geht es darum, Sichtbarkeit herzustellen. So müssen die Regionen sich außerdem mit dem Thema queere Vielfalt auseinandersetzen“, sagt Lars Bergmann von der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule & Trans* Belange des Landes Brandenburg im Gespräch mit SIEGESSÄULE.

Die Tour soll Brandenburger*innen in den großen, mittleren und kleinen Städten zum Gespräch einladen. Dadurch hoffen die Veranstalter*innen, Dialoge anzustoßen, wie man mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auch im ländlichen Raum respektvoll verfahren kann. Die Aktion richtet sich nicht nur an die LGBTI*-Community, sondern an alle interessierten Besucher*innen. Wie Nadine Bochert-Apfelbacher vom Tourteam erklärt, ist die Präsenz der Infostände oft ein wichtiges Signal: „Wir haben es auch schon einmal erlebt, dass sich Jugendliche, bei denen wir am Morgen oder am Tag zuvor einen Schulworkshop hatten, freinehmen, um dabei zu sein, wenn in ihrer Stadt die Regenbogenflagge gehisst wird. Das ist für sie wichtig.“

Dieses Jahr besucht die Tour den Landkreis Elbe-Elster im Südwesten Brandenburgs. Zum Auftakt in Potsdam (10.08.) gibt es eine Kundgebung am Luisenplatz vor dem Brandenburger Tor mit Bühnenprogramm von 12:00 bis 14:00. Nach Vorstellung des Tourteams reden eingeladene Vertreter*innen der queeren politischen Landesarbeitsgemeinschaften über ihre Erwartungen für die nächste Legislaturperiode. Im Anschluss treten die Dragstreet Boyz und das queere Blasorchester Transophonix auf. Danach geht die Tour weiter nach Elsterwerda (12.08.), Doberlug-Kirchhain (13.08.), Finsterwalde (14.08.), Herzberg (15.08.) und Bad Liebenwerda (16.08.).

Wie es mit der Tour in Zukunft aussieht, ist allerdings unklar. Noch in diesem Jahr wird neu entschieden, ob der Verein AndersARTiG, der die Tour veranstaltet, weiterhin vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg finanziert wird. Damit sieht der Verein die finanzielle Arbeitsgrundlage für die Tour infrage gestellt. Bergmann betont: „Die Tour ist ein Projekt, das man jedes Jahr beantragen muss. Bisher hat es immer geklappt, aber theoretisch könnte jede Tour die letzte sein, weil wir nie Versicherung haben, dass die Förderung auch in der Zukunft kommt.“

Verschärft wird die prekäre Lage dadurch, dass das Ministerium die Stelle neu ausschreiben will, obwohl AndersARTiG seit jeher die Kampagne koordiniert. Entfällt das Geld, so könnte auch die Tour am Ende sein, wenn kein anderer Verein sich dafür einsetzt. Nach den Hintergründen befragt, sagte eine Sprecherin des MASGF: „Ein öffentlicher Aufruf zur Einreichung von Konzepten für die Trägerschaft einer Landeskoordinierungsstelle für queere Belange im Land Brandenburg ist allgemeines Verwaltungshandeln und zuwendungsrechtlich in regelmäßigen Abständen erforderlich. Im Interesse der gebotenen Gleichbehandlung muss jeder potenzielle Projektträger die Möglichkeit erhalten, Infomati- onen über die Förderung zu bekommen und diese beantragen zu können.“

Was nach dem Sommer passiert, hängt auch von den Ergebnissen der Landtagswahlen im September ab.

Stefanie Krautz/jvh

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