Wer ist die wahre Dragqueen? Musiker Adam Joseph über „RuPauls Drag Race“
Ende April ging das amerikanische Reality-TV-Format „RuPauls Drag Race“ bereits in die neunte Staffel. Neben der eigentlichen Show, in der 14 Dragqueens in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten, gibt es noch ein Spin-off mit dem Titel „Untucked“. Hier werden die Kandidatinnen im Backstage gefilmt. Dabei geht es nicht immer freundlich zu: Vor zwei Wochen ging die New Yorkerin Aja auf Valentina aus Los Angeles los. Der Grund: Aja hatte in der Woche ganz besonders schlecht abgeschnitten, während Valentina wieder einmal von der Jury hochgelobt wurde. Es kam zum Zoff und die New Yorkerin teilte anständig aus: „Sie fressen ihr aus der Hand, jedes Mal wenn sie auf dieser verdammten Bühne steht. Sie könnte in einer Windel auf die Bühne gehen und sie würden sagen: Valentina! Dein Lächeln ist wundervoll.“ oder „Du bist perfekt, du bist wunderschön, du siehst aus wie Linda Evangelista.“ Solche Ausbrüche erreichten im Netz schnell Kultstatus. Der schwule Sänger und Musikproduzent Adam Joseph, der mit dem Stück „Faggoty Attention“ berühmt wurde, hatte den richtigen Riecher und unterlegte Ajas Wutanfall mit einem Musiktrack, der bisher 174.000 mal angehört und unzählige Male geteilt wurde. Letzte Woche war er in Berlin und ist bei Chantal's House of Shame und Icky aufgetreten. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey hatte die Möglichkeit, ihn vor dem Auftritt kurz zu sprechen
Wie bist du auf die Idee für den Track „Linda Evangelista feat Aja“ gekommen? Ich bin süchtig nach „RuPauls Drag Race“. Kurz nachdem die Folge von „Untucked“ ausgestrahlt wurde, tauchten in den sozialen Netzwerken überall Memes mit Ajas Zickerei auf und ich fand es total lustig. Dann habe ich einen Bitch Track produziert. Das sind Musikstücke, in denen Audiospuren verwendet werden, die ursprünglich nichts mit Musikaufnahmen zu tun hatten – gerne aus Reality-TV-Formaten oder auch Nachrichtensendungen.
Du hast riesiges Feedback bekommen, sogar Linda Evangelista selbst hat darauf reagiert. Wie fühlt sich das an? Einfach unwirklich. Ich war ja schon total aus dem Häuschen, dass RuPaul den Song gepostet hat. Aber dass Linda Evangelista darauf reagiert hat, ist wirklich echt abgefahren. Sie ist eine absolute Ikone. Besser kann's gar nicht laufen.
Wer ist deine Favoritin in der aktuellen Staffel von „RuPauls Drag Race“? Ich bin im Team Peppermint. Sie hat alles, was man braucht: Charisma, Einzigartigkeit, Nerven wie Drahtseile und Talent. Außerdem sind wir uns persönlich sehr nahe, weil ich mit ihr schon einige Songs zusammen geschrieben und produziert habe, wie zum Beispiel ihr letzte Single „Dolla In My Titty“.
Du hast in deiner Karriere ja generell fast alle wichtigen Dragqueens kennengelernt. Wer ist denn für dich die einzig Wahre? RuPaul ist einfach die Beste, da gibt es keinen Zweifel. Sie ist eine lebende Legende. Nachdem ich 2004 mein erstes Album „How I Seem to Be“ veröffentlicht habe, hat sie mich angeschrieben und wir sind seitdem gut miteinander befreundet. Ich habe ihr auch als erstes den Track „Linda Evangelista“ zugesendet und als Reaktion kam sofort: „einfach brillant“.
Wie kommt es, dass du in Berlin aufgetreten bist? Ich bin in Europa gerade auf Tour und Berlin gehört für mich seit fünf Jahren immer dazu. Bei Chantal bin ich bereits zum neunten Mal aufgetreten. Das ist immer ein großartiges Publikum mit einer ganz besonderen Energie!
Was können wir von dir in Zukunft erwarten? Momentan arbeite ich an Alben mit Lady Red Couture und DJ Inox.
Interview: Kaey
ajomusic.com
Adam Joseph © joannaczarnotaphotography