Berlin: Mahnwachen zu Ehren der LGBTI*-Aktivistin Sarah Hegazi
Am Samstag, den 20. Juni, sollen in Berlin zwei Mahnwachen zu Ehren der ägyptischen LGBTI*-Aktivistin Sarah Hegazi stattfinden. Wie ihr Anwalt Ali el-Halawany bestätigte, beging Sarah Hegazi am 14. Juni in ihrer Wohnung in Toronto Selbstmord. Sie wurde gerade einmal 30 Jahre alt.
Weil sie auf einem Konzert der libanesischen Band Mashrou Leila im September 2017, wie auch einige der anderen Zuschauer*innen, eine Regenbogenflagge schwenkte, wurde Sarah einige Tage danach festgenommen. Laut Medienberichten wurden insgesamt 75 Menschen, die das Konzert besucht hatten, u. a. unter dem Vorwurf der „Ausschweifung“ verhaftet. Nach drei Monaten in einem ägyptischen Frauengefängnis, in der sie nach eigenen Angaben körperliche wie psychische Folterungen erlebte, kam Sarah frei.
Sie floh nach Kanada, wo sie rund anderthalb Jahre lang lebte. Aufgrund ihrer Erlebnisse im Gefängnis kämpfte sie mit Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung. In einem mutmaßlich von ihr geschriebenen Abschiedsbrief heißt es: „An meine Geschwister, ich habe versucht zu überleben, aber ich habe es nicht geschafft. Verzeiht mir. An meine Freunde, der Weg war grausam und ich bin zu schwach, um Widerstand zu leisten. An die Welt, du warst schrecklich grausam, aber ich vergebe dir.“
Podiumsdiskussion mit Sarah Hegazi, Oktober 2019
Gedenken am Hermannplatz und vor der Volksbühne
Zwei aufeinanderfolgende Veranstaltungen am Samstag gedenken Sarah Hegazi. Die Gruppe „Free LGBTQ Egypt“ lädt um 15 Uhr am Hermannplatz zu einer Mahnwache unter dem Titel „Sarah Hegazy: a vigil in mourning, a protest in her legacy!“ Im Aufruf zur Aktion auf Facebook heißt es: „Heute stehen wir in liebevollem Gedenken an Sarah und die vielen anderen, die wir im Kampf gegen das diktatorische Regime in Ägypten verloren haben. Wir stehen als LGBTIQ+ Menschen zusammen mit unseren Verbündeten* und sind füreinander da. Wir stehen für die Tausenden, die noch im Gefängnis sind und für diejenigen, die immer noch unter den Bedrohungen des ägyptischen Regimes und der steigenden Homophobie und Transphobie in unseren Gesellschaften leben.“
Im Anschluss daran wird es um 17 Uhr eine Mahnwache unter dem Titel „Vigil for Sarah Hegazi“ am Rosa-Luxemburg-Platz vor der Volksbühne geben, organisiert von einer Gruppe queerer ägyptischer Aktivist*innen. Über ihre Intention, diese Veranstaltung ins Leben zu rufen, schreibt die Gruppe auf Facebook: „Als queere* Ägypter und Verbündete von queeren* Individuen wollen wir Saras Leben, ihren Aktivismus und ihrer Solidarität gedenken. Wir wollen Stellung beziehen gegen die Bedingungen, die Sara zwangen, sich das Leben zu nehmen.“
Teilnehmer*innen können gerne Kerzen, Banner oder Bilder mitbringen, um sie bei der Mahnwache zu zeigen. Zudem bitten die Organisator*innen darum, dass die Vorschriften der Stadt Berlin zur Eindämmung von COVID-19 eingehalten werden: „Bitte tragt eine Maske und haltet während der Mahnwache einen Abstand von mindestens 1,5 Metern ein.“
„Sarah Hegazy: a vigil in mourning, a protest in her legacy!“,
20.06.2020, 15:00, Hermannplatz
„Vigil for Sarah Hegazi",
20.06.2020, 17:00, Rosa-Luxemburg-Platz
#LGBTI*#Aktivismus#Mahnwache