Berlin

Anlaufstelle für Lesben und Regenbogenfamilien: LesLeFam

14. Nov. 2019
Vorstand von LesLeFam mit Bezirksbürgermeister Michael Grunst © Friderike Körner

Ende September war es endlich soweit. LesLeFam, kurz für „Lesben, Leben, Familie“, bezog in Anwesenheit des Bezirksbürgermeisters Michael Grunst und einer Vielzahl von Gästen seinen neuen Vereinssitz in der Dolgenseestraße. Demnächst werden hier im „Spiel- und Krabbelraum“ Kleinkinder über den Teppich wuseln. Auch Büroräume konnte LesLeFam unterbringen.

Bis zur Eröffnung der eigenen Räumlichkeiten war es nicht immer ein leichter Weg. Gegründet wurde der Verein, der sich an „lesbische Frauen in allen Lebenslagen“ und an Regenbogenfamilien richtet, von 13 Frauen und Müttern, die selbst aus Regenbogenfamilien kommen. Zu den Gründer*innen gehört auch Constanze Körner. Jahrelang leitete sie in Berlin das deutschlandweit erste Regenbogenfamilienzentrum, unter dem Dach des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD-BB). Zum Januar letzten Jahres hatte sie nach Konflikten mit dem Arbeitgeber gekündigt. Hintergrund: Kritik an den Arbeitsbedingungen, unter anderem immer wieder zeitlich befristete Arbeitsverträge. Daraufhin hatten sich mehr als zwei Drittel der Belegschaft vom LSVD-BB getrennt, bzw. wurden seitens des Verbandes nicht weiter beschäftigt (SIEGESSÄULE berichtete).

Constanze Körner bestreitet jetzt mit fünf weiteren Frauen den Vorstand von LesLeFam: „Damals, nachdem viele beim Zentrum gekündigt hatten, meinten Freund*innen zu mir, ich solle nicht aufgeben, sondern weitermachen. Ziemlich schnell gründeten wir dann LesLeFam.“

Gearbeitet werde jetzt im Kollektiv: Die Arbeitsbereiche teilt sich der Vorstand je nach Expertise auf, für alle Vereinsmitglieder solle es aber die Möglichkeit zum Mitgestalten geben. Momentan hat LesLeFam um die 80 Mitglieder in ganz Deutschland – quer durch verschiedenste Altersgruppen und Lebenssituationen.

Die Arbeit geschieht zunächst noch ehrenamtlich. Die Räume in Lichtenberg sollen ein erster Schritt sein, um den Verein besser zu verankern: ein Treffpunkt für Lesben und Regenbogenfamilien, um Film- und Spieleabende zu veranstalten, zusammen zu kochen oder Aktivitäten, wie einen gemeinsamen Besuch des Berliner Dyke* March, zu planen. Bisher war man dafür auf die Nutzung von Privaträumen der Mitglieder angewiesen.

Mit seinen Problemen und offenen Fragen geht es LesLeFam nicht anders als vielen anderen queeren Vereinen, die oftmals stark unterfinanziert sind. Constanze Körner gibt sich jedoch zuversichtlich: „Wir wurden bereits zu Fachrunden in den Bundestag geladen, arbeiten auf Bezirks-, Landes-, und Bundesebene als Sprachrohr und leisten Basisarbeit.“ Noch gebe es zu wenig Sichtbarkeit von Lesben und lesbischen Familien. In der Zukunft wolle Körner LesLeFam so weit ausbauen, dass zwei bis drei Menschen dort in Vollzeit arbeiten können. Der Verein soll sich als Anlaufstelle und Fortbildungsort über Berlin hinaus etablieren.

Erstmal muss jedoch abgewartet werden, wie die Räume in Lichtenberg ankommen. Auch wenn sie jetzt bereits perspektivisch zu klein erscheinen, sei nicht garantiert, dass der Ort als Treffpunkt angenommen wird, sagt Körner. „Wir wissen noch nicht, ob die Menschen sich trauen, hierher zu kommen.“

Lichtenberg als Bezirk sei allerdings sehr bewusst ausgewählt worden. „Bis auf den Sonntags-Club in Prenzlauer Berg gibt es kaum queere Vereinsarbeit im Ostteil der Stadt.“ Dabei handelt es sich um ein strukturelles Problem – außerhalb des S-Bahnringes wird das Angebot noch magerer. Obwohl hier laut Körner sehr viele queere Familien leben, gebe es „kaum Anlaufstellen“ für sie.

Die Räume von LesLeFam liegen in einem Neubaugebiet zwischen Karlshorst und Rummelsburg, das noch Ausbaubedarf in Sachen Infrastruktur hat. „Wir sind froh, dass der Bezirk uns unterstützt“, sagt Constanze Körner. „Und dass wir an einem Ort sind, an dem unser Angebot wirklich gebraucht wird.“

Charlotte Hannah Peters

LesLeFam
Dolgensestr. 21
10319 Berlin

leslefam.de

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