Queeres Kino

„queerfilmfestival“ startet in Berlin

27. Aug. 2019
Aus dem Film „Bonnie und Bonnie“ © Salzgeber

–„Das queere Kino ist in den letzten Jahren erwachsen geworden und hat sich immer weiter aufgefächert“, so erklärt Björn Koll, Geschäftsführer der Edition Salzgeber, den Bedarf für das neue „queerfilmfestival“: „Um die vorhandene Vielfalt an großartigen, nicht heterosexuellen Filmen abzubilden, brauchen wir gerade in Berlin einen neuen Raum, den wir mit dem queerfilmfestival schaffen wollen.“

Das Konzept ist in Kooperation mit dem Pornfilmfestival Berlin und dem Berlin Lesbian Non-Binary Filmfest entstanden und läuft im Delphi Lux vom 28. August bis zum 1. September. Während des Festivals können Besucher*innen 18 Filme sehen – alle als Berlin- bzw. Deutschlandpremiere, wie z. B. der Eröffnungsfilm „Als wir tanzten“ (28.08.). Das schwule Liebesdrama zeigt Merab (Levan Gelbakhiani) und Irakli (Bachi Valishvili), zwei Tänzer im konservativen georgischen Ballett, die sich trotz ihrer homophoben Umwelt annähern.

Schon vor dem offiziellen Start präsentiert das Kino International im Rahmen der MonGay-Filmreihe die französische Sportkomödie „Die Glitzernden Garnelen“ (26.08. sowie 01.09. im Delphi Lux) über eine schwule Wasserballmannschaft. Trainiert wird die Amateurgruppe von einem ehemaligen Olympiasieger, der aufgrund eines homophoben Statements im TV dazu verdonnert wurde ...

Weitere internationale Filme kommen aus Latein- und Nordamerika. „Der Blonde“ (29.08.) vom argentinischen Regisseur Marco Berger, dessen Film „Ausente“ (2011) den Teddy gewann, erzählt die unerwartete Liebesgeschichte zwischen dem Macho Juan (Alfonso Baron) und dem schüchternen Gabriel (Gaston Re). „This Is Not Berlin“ (01.09.) aus Mexiko handelt von dem jungen Außenseiter Carlos (Xabiani Ponce de León), der in einem queeren Nachtclub endlich Zuspruch findet. Ebenfalls ein Coming-of-Age-Film ist „Giant Little Ones“ (30.08.) aus Kanada mit Starschauspieler Kyle MacLachlan („Twin Peaks“), in dem eine Bande von Jugendlichen ihre queeren und trans* Identitäten entwickeln.

Aus dem deutschsprachigen Raum gibt es auch spannende Highlights. „Bonnie & Bonnie“ (31.08.) spielt im Hamburger Arbeiter*innenmilieu und schickt das junge Lesbenpaar Yara (Emma Drogunova) und Kiki (Sarah Mahita) auf ein gefährliches Abenteuer – ganz nach dem Vorbild des Verbrecherduos Bonnie und Clyde. Auf den Spuren von „Donnie Darko“ skizziert „Nevrland“ (31.08.) ein düsteres Porträt von Wiener Sexclubs, gesehen durch die Augen des schwulen 17-jährigen Jakob (Simon Frühwirth).

Dokumentarfilme runden das breite Angebot des Festivals ab. Ein berührendes Highlight ist „Rettet das Feuer“ (01.09.). Fotos und Videos des an den Folgen von Aids gestorbenen Künstlers Jürgen Baldiga eröffnen einen Blick auf das queere Berlin der 90er-Jahre. Ebenfalls empfehlenswert sind „Jonathan Agassi Saved My Life“ (30.08.) über das exzessive Leben des gleichnamigen israelischen Pornodarstellers und „Ich bin Anastasia“ (31.08.) über die erste trans* Kommandeurin der Bundeswehr, Anastasia Biefang.

Joe von Hutch

queerfilmfestival Berlin, 28.08.–01.09., Delphi Lux

queerfilmfestival.net

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