Kiss-In und Aktionen zu lesbischer Sichtbarkeit
„Ui guck mal, Lesben... seid ihr echt oder tut ihr nur so?“ Solche Sprüche, belustigte oder anzügliche Blicke bis hin zu Drohungen oder Angriffen erfahren noch immer viele, wenn sie sich als lesbisch lebende und liebende Menschen offen zeigen – ob auf der Straße, in der U-Bahn oder abends im Club. Die Reaktion auf lesbische Sichtbarkeit ist oft noch: eine Mischung aus LGBTI-Feindlichkeit und Sexismus. Und selbst innerhalb queerer Communities haben Lesben mit Vorurteilen und Unterrepräsentation zu kämpfen.
Seit 2008 wird deshalb am 26. April der internationale „Tag für lesbische Sichtbarkeit“ gefeiert.
Im Vergleich zu anderen Metropolen und großen Städten gibt es in Berlin an diesem Tag leider nur wenige Aktionen: Das „Kiss-In“, das dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet, sollte jedoch wieder für einige Aufmerksamkeit sorgen. Von 17:00 bis 18:00 sind alle, die sich der lesbischen Community zugehörig oder verbunden fühlen, dazu eingeladen, sich am Alexanderplatz bei der Weltuhr zu versammeln und für ein gemeinsames Statement öffentlich zu knutschen. „Wir laden euch ein, die normalste Sache der Welt zu tun, um Diskriminierung zu beenden," heißt es dazu im Facebook-Aufruf der Aktion.
Diverse Aktivist*innen organisieren außerdem in der AHA einen Abend mit Panels, unter anderem unter Teilnahme von RuT, Lesben Gegen Rechts, dem Berliner CSD e. V., Queer Amnesty Berlin oder den Ansprechpersonen der Polizei Berlin für LGBTI, sowie Workshops, zum Beispiel zu Drag-King-Basics mit den Dragstreet Boyz. Außerdem stehen Performances, Musik und ein Kurzfilmscreening, präsentiert vom BLNF (Berlin Lesbian Non-Binary Filmfest) auf dem Plan. Dazu gibt's die Möglichkeit, sich zu vernetzen, eigene Ideen und Projekte vorzustellen und Mitstreiter*innen zu finden.
Solidarität mit lesbischen Frauen und Lesbenprojekten hat anlässlich des Tages auch die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e. V. (BISS) gefordert: In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung rufen sie die Berliner Senatsverwaltung auf, die Initiative RuT bei der Verwirklichung ihres Wohnprojektes für ältere lesbische Frauen stärker zu unterstützen. Auch solle mit einer Gedenkkugel auf dem Gelände des ehemaligen KZ Ravensbrück der lesbischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden. Über beide Projekte war in der Berliner Community im letzten Jahr heftig debattiert wurden.
Laut BISS habe „die Debatte um ein lesbisches Wohnprojekt in Berlin und eine lesbische Gedenkkugel (...) in der Community und in den sozialen Netzwerken polarisiert. Sie hat Vorurteile zwischen Schwulen und Lesben aufgedeckt und leider verstärkt. Damit hat die Community durch gruppeninterne Kämpfe ihren gesamtgesellschaftlichen Zielen geschadet und sich selbst geschwächt." Deswegen fordere BISS von der Community „eine Zusammenarbeit, die den Namen verdient und Differenzen aushält.“
Kiss-In – International Day of Lesbian Visibility, 26.04., Alexanderplatz, 17:00
Tag für lesbische Sichtbarkeit, 26.04., AHA, ab 16:00, Programmbeginn 17:00
#LesbianVisibility2019