Traditionsbar „Hafen“ muss schließen
Die schwule Bar Hafen, die seit 28 Jahren eine der zentralen Szeneinstitutionen in Schöneberg ist, soll zum dritten Januar 2019 dichtmachen. Laut Betreiber Ulrich Simontowitz habe die Bar keine Verlängerung des Mietvertrages bekommen. Die Schließung des Hafen bedeutet eine tiefen Einschnitt in das Schöneberger Nachtleben.
„Wir haben uns eineinhalb Jahre intensiv um eine Weiterführung des Mietverhältnisses bemüht,” erklärt Simontowitz in einer heutigen Pressemitteilung. Über die Gründe, warum dies nicht von Erfolg gekrönt war, könne er „nur spekulieren”. Die Verantwortlichen waren ihm zufolge zu einem Gespräch nicht bereit: „Ein Umstand, der mich und mein gesamtes Team empört, traurig und wütend macht.“
Der Hafen eröffnete im November 1990 und brachte, unter anderem, das Lesbisch-Schwule Stadtfest mit auf den Weg. „Wir waren der erste Laden ohne Klingel und mit einem offenen Schaufenster,” erzählt Simontowitz. „Das war damals eine große Sache, sich so offen zu seiner Sexualität zu bekennen.“
In der jetzigen Situation hoffe er auf Unterstützung aus der Community. „Weil wir nie still waren, wollen wir auch jetzt nicht sang- und klanglos das Feld räumen!“ Gäste, Freund*innen und Unterstützer*innen seien am 3. Januar, dem vorgegebenen Auszugsdatum, ab 13 Uhr zu einer Feier im Lokal eingeladen. „Wir können die Schließung des Hafen vielleicht nicht mehr rückgängig machen, aber wir können gegen die Willkür und Ignoranz einiger Vermieter in dieser Stadt ein Zeichen setzen!“
Dabei wird ein Problem deutlich, das nicht nur den Hafen betrifft: „Wir wollen wachrütteln und darauf aufmerksam machen, dass immer mehr Schutzräume für die Community schließen, oder von der Schließung bedroht sind, aber wir brauchen diese Räume!“
Wie SIEGESSÄULE berichtete, sind einige queere Locations in Berlin, etwa der Quälgeist oder das Böse Buben, momentan durch den Mangel an leistbaren Mieträumen, außerdem durch schwierige und teure Auflagen der Bau- und Ordnungsämter bedroht.
Update 21.12.! Mittlerweile haben verschiedene Personen aus der Berliner Politik auf die Schließung des Hafens reagiert und sich solidarisch gezeigt. Berlins Kultursenator Klaus Lederer twitterte u. a., dass Berlin Orte wie den Hafen brauche und er hoffe, dass die Schließung abgewendet werden kann.
Die queerpolitischen SprecherInnen Carsten Schatz von den Linken, Anja Kofbinger und Sebastian Walter von den Grünen und Melanie Kühnemann-Grunow von der SPD haben sich am Freitag an die Hausverwaltung gewendet mit der Bitte, die Kündigung vorerst auszusetzen.
Zudem sprechen sie sich in einer heute herausgegebenen Pressemitteilung dafür aus, dass der Hafen eine Zukunft eröffnet werden müsse: „Das Team des Hafen hat verlautbart, nach über 28 Jahren erfolgreicher Arbeit im Kiez um den Nollendorfplatz zum Anfang kommenden Jahres schließen zu müssen. Grund sei ein nichtkooperationsbereiter Vermieter, der eine Verlängerung des Mietvertrages verweigere. Nach Clubsterben und der immer stärkeren Verdrängung von Mieterinnen und Mietern aus der Innenstadt trifft es jetzt auch den Regenbogenkiez. Dadurch wird Berlin ärmer. Wir fordern den Vermieter auf, eine Verlängerung des Mietvertrages zu ermöglichen und dem Hafen eine Zukunft zu eröffnen. Kneipen, die auch als Treffpunkte und Orte der Kommunikation dienen, gehören ebenso in den Kiez wie sexpositive Clubs.“
Für Sebastian Walter tragen Vermieter von Gewerbeflächen auch eine soziale Verantwortung: „Dies gilt besonders im Regenbogenkiez mit seinen queeren Clubs, Läden und Bars. Den Ausverkauf der queeren Szene werden wir nicht hinnehmen.“