Die Bayernwahl 2018: Ein erfreulich blamables Ergebnis!
Jesses, Maria und Franz Josef! Kann mir mal bitte jemand auf die Pumps treten? Haben wir es tatsächlich geschafft? Fliegt der Söder jetzt endlich zum Mond und kommt nie wieder zurück? Und ist seine „Bavaria One“ groß genug seine Parteikolleg_innen und sämtliche trachtentragende Wichtigtuer mitzunehmen? Ich will es doch stark hoffen!
Die Landtagswahl im Freistaat ist wahrhaftig gelaufen und ich als nach Berlin zugezogene Damenimitatorin von Welt schaue ja immer dumm aus der Damenwäsche, wenn man alle fünf Jahre mal wieder die irrwitzigen Bajuwar_innen in den Nachrichten sieht und feststellt: Die essen ja immer noch so viel Wurst und sehen aus wie in den Heimatfilmen der 50er Jahre. Aber selbst in Bayern musste die klassische Weißwurst im Naturdarm einem regionalen Bio-Aktivkohle-Bratling weichen, schaut man auf das amtliche Endergebnis von gestern.
Die CSU ist mit gerade mal 37,2 Prozent so weit von einer absoluten Mehrheit entfernt wie die SPD von der Kanzlerschaft und fünf weitere Parteien haben es ins Parlament geschafft. Das grenzt ja an demokratische Zustände in der freistaatlichen Monarchie. Was ein erfreulich blamables Ergebnis für eine Partei, die im Wahlkampf nicht müde wurde die völkische Politik der AfD zu kopieren, damit sie bloß nicht von rechts überholt wird.
Die CSU sprang einfach auf den Zug der Antifeministen und Rassisten auf und übernahm Begriffe wie „Frühsexualisierung“, „Genderwahnsinn“ und „Asyltourismus“. Frei nach dem Motto: „Wir müssen endlich wieder so ‚deppert‘ wie früher sein, damit uns die Konservativen wählen“. Aber die Leute wählen selbstverfreilich das rechte Original.
Wenn München im Erbrochenen versinkt und nicht das Oktoberfest Schuld ist, dann muss es wohl daran liegen, dass die AfD mit 10,2 Prozent in den Landtag zieht. Leider wurde die AfD beim sogenannten politischen Erdrutsch von der Erdplattenverschiebung verschont. Na, da brat mir einer die Storch!
Aber Spaß bei Seite: Neben den peinlichen Wahlkampfinszenierungen der CSU, dem üblichen Gejammer der AfD und den modischen Fauxpas des „Freie Wähler“-Vorsitzenden Hubert Aiwanger, gab es auch Lichtblicke im bajuwarischen Wahlkampf. Ein links-liberales Bündnis ging für LGBTI-Rechte, gegen unbezahlbare Mieten, für Seenotrettung und gegen das Polizeiaufgabengesetz auf die Straße und machte München zur progressiven Hochburg. Außerdem haben meine TfD-Schwestern aus Bayern eine überaus fesche Plakatkampagne auf die Stöckel gestellt. Es gibt also noch Hoffnung südlich des Weißwurstäquators.
Das zeigte sich auch bei der gestrigen Wahl. Die Grünen, die einen beachtlichen Wahlkampf gegen Hass und Hetze gefahren haben, wurden mit 17,5 Prozent die zweitstärkste Kraft. Für A. Nahles hingegen (dieser Wortwitz war überfällig) war dieser Wahlabend ein ziemlicher Reinfall. Mit 9,7 Prozent holt die SPD ihr schlechtestes Wahlergebnis bei einer Wahl überhaupt. Ich warte ja nur noch auf den Tag, an dem sie die Kühnert aus dem Hut zaubern, aber bis dahin müssen wir der SPD wohl noch beim „Erneuern“ zusehen.
„Und nun? Übernimmt Polly Puller jetzt den CSU-Vorsitz?“, fragt sich die eine oder andere zurecht. Nein, ich muss euch enttäuschen. Ich bleibe in Berlin und sorge dafür, dass hier nie wieder Raketen in den Himmel geschossen werden. Also dann: Stößchen!
Polly Puller