Szene

Schwule Sexclubs in ihrer Existenz bedroht

28. Sept. 2018
Böse Buben in Berlin-Schöneberg

Gegründet 1996, ist das Böse Buben Deutschlands einziger schwuler Spanking-Verein. In naher Zukunft könnte es den Sexclub allerdings so nicht mehr geben, denn seit Mai 2017 hat das Bösen Buben mit den bürokratischen Auflagen des Bau- und Stadtentwicklungsamts Schöneberg zu kämpfen.

Der Grund dafür: der Ablauf der Nutzungsgenehmigung. Um die Location weiterhin nutzen zu dürfen, ist ein neuer Bauantrag nötig – und dieser ist mit einem kosten- und zeitintensiven Prozess verbunden, bei dem ein Architekt zu Rate gezogen und Auflagen erfüllt werden müssen.

Zu diesen Auflagen gehört unter anderem die Einrichtung eines barrierefreien WCs und eines Treppengeländers. Martin aus dem Vorstand der Bösen Buben schätzt die Bau- und Sanierungskosten auf 10.000 Euro. Beide Auflagen findet er nicht sinnvoll: „Aufgrund unseres Treppenhauses sind wir leider nicht barrierefrei, auch nicht mit einem behindertengerechten WC. Beide Baumaßnahmen schränken die Bewegungsfreiheit unserer Gäste eher mehr ein.“

Hinzukommt die Frage, inwieweit sich eine solche Investition überhaupt lohnt: Denn unter Voraussetzung der Erfüllung dieser Auflagen würde das Bauamt den Bösen Buben eine Nutzungsberechtigung von weiteren drei Jahren erteilen. Was danach passiert ist fraglich, denn das Böse Buben liegt im sogenannten Bebauungsgebiet der Schöneberger Linse, zwischen dem Bahnhof Südkreuz und dem S-Bahnhof Schöneberg. Für dieses Gebiet gibt es Bebauungspläne, durch die mehr Wohnraum geschafft werden soll.

Martin sieht die Chance auf eine Nutzungsverlängerung als gering: „Die Gentrifizierung treibt derzeit viele Clubs und Bars an den Stadtrand. Sobald der Bebauungsplan für dieses Gebiet festgesetzt ist, endet unser Nutzungsrecht und wir müssen gehen.“

Vielen schwulen Sexclubs und Bars geht es derzeit ähnlich wie den Bösen Buben. Treffpunkte wie CDL oder Toms Bar haben entweder endgültig geschlossen oder müssen auf ihren Darkroom verzichten, weil dieser die Voraussetzungen des Bauamtes nicht erfüllt.

Martin zufolge käme das dem Amt oft gelegen, da somit mehr Platz für Wohngebiete geschaffen werde. Meist sei man auf die Toleranz und Kulanz der SacharbeiterInnen angewiesen. Die Folge: Ehemalige Mischgebiete werden zu reinen Wohngebieten und Gewerbe müssen an die Stadtränder weichen. Hier können sie sich allerdings oft nicht halten.

„Die Nutzungsgewohnheiten der Gesellschaft ändern sich nicht so schnell wie die Infrastruktur“, erklärt Martin. „Die meisten Schwulen fahren nicht in die Stadtränder, um in einen Fickclub zu gehen.“ Er findet auch, dass das Bauamt stärker darauf achten sollte, Gewerbe nicht an den Stadtrand zu vertreiben: „Die Leute ziehen nach Berlin wegen des tollen Lebensgefühls und der Vielfalt. Gentrifizierung fängt in den Köpfen der Leute in den Ämtern an. Also: Vielfalt zulassen!“

Elliot Zehms

boese-buben-berlin.de

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