Harald Glööckler im Interview: „Ein Großteil der Schwulen ist extrem intolerant“
Harald Glööckler gilt als Enfant terrible der deutschen Modeszene. Er ist sowohl schillernder Designer, als auch erfolgreicher Businessmann. Sein Label POMPÖÖS feiert 2017 30-jähriges Jubiläum! Seine neueste Kreation ist eine Boxspringbetten-Kollektion „POMPÖÖS designed by HARALD GLÖÖCKLER“, die er gemeinsam mit der Möbelfirma Femira am 6. Juni im Hotel de Rome präsentiert. Im Interview erzählte er uns, was das Geheimnis seines Erfolges ist und welche Beziehung er zur Community hat
Herr Glööckler, was ist das Geheimnis Ihres Erfolges? Mein Vorteil ist, dass ich sehr vielseitig talentiert bin und auch immer wieder neue Sachen angehe. Und mich nie nur auf eine Sache verlasse. Ich mache grundsätzlich mehr als viele andere. Dadurch ist es auch okay, wenn ein Projekt vielleicht mal nicht so gut läuft, weil dann eben ein anderes super funktioniert. Doch ich bin nicht nur kreativ, sondern auch ein guter Unternehmer. Dazu gehört Disziplin und auch Fleiß, da bin ich fast schon konservativ.
Was inspiriert Sie? Ich brauche keine Inspirationsquellen, weil alles aus mir selbst heraus entsteht. Gina Lollobrigida sagte einmal über mich, ich sei ein Vulkan voller Ideen. Das einzige Problem ist tatsächlich die Zeit. Alles umzusetzen, was ich mir ausdenke.
Interessieren Sie sich für Trends? Kein großes Modehaus kreiert heutzutage noch Trends. Es geht eher darum, eine eigene Stilrichtung zu etablieren. Der Kunde macht eher mit seinem Kaufverhalten Trends und dann gibt es wiederum kommerzielle Modemarken, die ihre Scouts losschicken, um diese Trends dann aufzuspüren und wiederum zu vermarkten. Ich finde so etwas absurd, das ist so, als ob ein Bäcker seine Kunden fragen würde, wie er seine Brötchen backen soll. Entweder die Leute mögen, was man macht oder eben nicht.
Wie würden Sie ihren Stil beschreiben? Der Name POMPÖÖS ist bei mir Programm. Opulenz trifft bei mir auf Minimalismus. Und diese Dualität ist auch besonders wichtig, weil sich beide Aspekte gegenseitig unterstützen.
Wer ist für Sie eine Stilikone? Neben Gina Lollobrigida finde ich Iris Apfel und das Model Carmen Dell'Orefice ganz toll. Diese Frauen sehen auch in ihrem Alter noch sehr toll aus und es kommt immer auf die innere Haltung an. Die richtige Haltung ist schon die halbe Miete. Man sagt ja auch, wenn jemand in der Jugend schön ist, ist das keine Kunst. Aber wenn jemand im Alter gut aussieht, hat er oder sie sich das verdient.
Fühlen Sie sich in der queeren Community zuhause? Die Frage ist für mich insofern schwierig, weil ich immer dagegen war, mich abzugrenzen. Es ist auf der einen Seite schön, dass es Orte gibt, wo Schwule hingehen können. Andererseits sehe ich auch eine Gefahr darin, weil man sich ja automatisch selbst ausgrenzt. Ich sehe das eigentlich auch nicht ein. Ich habe nie mein Schwulsein nach vorne getragen. Ich habe es auch nie verleugnet. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Es ist so. Ich bin so und Punkt. Ich brauche also eigentlich auch keine eigenen Orte für mich, weil ich finde, mit dieser Einstellung kann man überall hingehen. Wenn es um die schwule Community geht, muss ich allerdings sagen, dass ein großer Teil der Schwulen auch heutzutage noch immer extrem intolerant ist. Sie akzeptieren sich oft untereinander nicht und es wird über die Tuntigkeit anderer hergezogen. Alle wollen so heterosexuell rüberkommen. Das finde ich schizophren. Wenn ich innerhalb einer Community keine Akzeptanz und auch Toleranz aufbringen kann, kann man es doch auch nicht von außen erwarten.
Sie sind in den Medien sehr präsent, haben Sie den Eindruck, Sie funktionieren da als eine Art Vorzeigeschwuler? Wissen sie, das ist mir völlig egal. Ich bin ein Gesamtkunstwerk und habe mich nie um die Erwartungen anderer gekümmert. In meiner Lehre kam meine Vorgesetzte einmal zu mir und hat mich gefragt, ob ich mich nicht unauffälliger kleiden kann, weil es vielleicht schwierig wird im Umgang mit den etwas konservativeren Kunden. Ich habe sie dann gefragt, ob sie Angst hat, dass man denkt, ich sei schwul. Und dass sie das ja auch wusste, als sie mich eingestellt hat. Ich habe sie vor die Wahl gestellt: Entweder sie muss mich entlassen oder so akzeptieren, wie ich bin. Ich denke schon, dass genau das auch bei anderen Menschen gut ankommt. Die Leute wundern sich immer, dass ich so viele Fans habe, die auch mal kreischend an einem roten Teppich stehen. Aber die finden es eben toll, dass ich mein Ding mache, mich ungewöhnlich kleide und schminke und damit Erfolg habe.
Interview: Kaey
Präsentation: Boxspringbetten-Kollektion „POMPÖÖS designed by HARALD GLÖÖCKLER“, 06.06., 12:00, Hotel de Rome
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