Musik

„Die immer lacht“: Lesbischer Shooting-Star Kerstin Ott im Interview

9. Apr. 2016

Siegessäule-Autorin Isabel Lerch hat mit der in Norddeutschland lebenden Musikerin über ihren Erfolg, den Umgang mit der eigenen Homosexualität und ihre Heiratspläne gesprochen.

Dein Song „Die immer lacht“ hat auf YouTube mehr als 24 Millionen Klicks. Du tourst durch Deutschland, gibst Interviews, sitzt bei Markus Lanz in der Sendung – über Nacht bist du zum Star geworden. Wie hat dieser plötzliche Erfolg dein Leben verändert? Der Erfolg hat alles komplett verändert. Ich war ja vorher noch als Handwerkerin unterwegs und diese Arbeit lasse ich jetzt erstmal ruhen, weil durch all die Termine gar keine Zeit mehr dafür bleibt. Ich gucke jetzt erstmal, wie lange das noch so anhält – dass die öffentliche Aufmerksamkeit irgendwann wieder weniger wird, ist mir bewusst. Da ich aber schon vorher als selbstständige Maler- und Lackiererin ein gut laufendes, wohl definiertes Leben hatte, mache ich mir grundsätzlich keine Sorgen, dass ich dann irgendwann wieder ganz normal in meinem Beruf weiterarbeiten kann.

Du machst aus deiner sexuellen Orientierung kein Geheimnis. Bist du immer schon sehr offen mit deinem Lesbischsein umgegangen? Ja, tatsächlich schon. Mit 17 Jahren hatte ich damals mein Outing, zusammen mit meiner ersten Freundin. Ich habe das nie an die große Glocke gehängt, habe es aber auch nie verschwiegen, wenn mich jemand danach gefragt hat. Und so halte ich das heute auch. Ich bin einfach ehrlich mit dem, was ich bin und ich glaube, dass das auch ein ganz guter Weg ist.

So ein ehrlicher Umgang mit der eigenen Homosexualität ist für Künstler im Rampenlicht immer noch nicht selbstverständlich. Meinst du, dass du damit ein starkes Zeichen in der Öffentlichkeit setzen kannst? Na, das will ich doch hoffen! Ich habe mir immer gesagt: Wenn das jetzt so groß wird, dass man irgendwie Einfluss hat, dann muss man den auch nutzen. Denn als Mensch in der Öffentlichkeit hat man meiner Meinung nach gegenüber anderen Menschen, die ihre Sexualität momentan nicht so einfach ausleben können, die Aufgabe, eine Hilfestellung zu geben. Ich finde, das ist schon wichtig. Wenn man so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie sie mir gerade zufällig zuteil wird, dann sehe ich es auch wirklich als meine Aufgabe an, daraus etwas Vernünftiges zu machen, sodass auch andere Menschen davon profitieren können. Das sollte meiner Meinung eigentlich jeder machen, der so eine große Plattform hat.

Als Musikerin startest du gerade richtig durch. Aber auch privat sieht es momentan sehr gut bei dir aus, oder?
Meine Freundin und ich werden in diesem Jahr heiraten. Eigentlich wollten wir das schon letztes Jahr machen, aber das hat dann alles zeitlich nicht gepasst, auch weil es damals gerade mit dem Lied losging. Aber in diesem Jahr soll es endlich soweit sein. Eine schöne Sommerhochzeit!

Bist du eine Romantikerin?
Romantisch bin ich auf jeden Fall. Aber was die Hochzeit betrifft, sind wir beide sehr unkompliziert. Wir werden in sehr lockerer Atmosphäre feiern – ohne Klamottenzwang und so weiter. Kurze Hose, T-Shirt. Dann gibt’s Bratwurst und Kartoffelsalat. Also relativ unspektakulär das Ganze, aber so, dass wir alle auch schön feiern können.

Interview: Isabel Lerch

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