Erste Unterkunft für queere Geflüchtete vorgestellt
„Ich wünsche mir von dieser Unterkunft eine Signalwirkung von Berlin aus in das gesamte Bundesgebiet, damit die besondere Schutzbedürftigkeit von LSBTI-Flüchtlingen noch stärker zum Thema wird“, sagte Dilek Kolat, Berliner Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, bei der Erstbegehung von Berlins erster Unterkunft, die LSBTI-Flüchtlingen Schutz vor Diskrimierung und Gewalt bieten soll. Nächste Woche werden 122 BewohnerInnen das Haus in Treptow beziehen. Weil es in den großen Gemeinschaftsunterkünften immer wieder zu Diskriminierung und körperlichen Attacken durch andere Bewohner kam, wurden durch die Schwulenberatung, Träger der jetzt eröffneten Einrichtung, und andere Institutionen schon lange eigene Unterkünfte für queere Geflüchtete gefordert. Die Berliner Grünen sowie die Linke brachten außerdem bereits vor über einem Jahr einen entsprechenden Antrag in den Senat ein – letztlich mit Erfolg.
„LSBTI-Flüchtlinge brauchen besonderen Schutz, da wir wissen, dass es in den Unterkünften immer wieder zu Gewaltvorfällen kommt. Berlin will das nicht zulassen“, bekräftigte heute auch SPD-Senatorin Kolat. Leider würden „viele Flüchtlinge“ ihre homophoben Einstellungen aus ihren Heimatländern mit nach Berlin mitbringen.
„Uns erreichen täglich Anfragen von queeren Flüchtlingen, die sich in ihrer Unterkunft bedroht fühlen. Ich danke daher dem Land Berlin für diesen ersten Schritt“, sagte Marcel de Groot, Geschäftsführer der Schwulenberatung, der den Neubau erst im Dezember 2015 angeboten bekam. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Haus durch viele ehrenamtliche Helferinnen soweit eingerichtet, dass in der kommenden Woche 122 Geflüchtete die Einrichtung in Berlin-Treptow beziehen können. Jeweils vier Personen teilen sich eine Ein-Zimmer-Wohnung. „Aktuell entscheiden SozialarbeiterInnen, wer am dringendsten einen der Plätze benötigt“, sagte Heimleiter Christoph Mann.
Da die Schwulenberatung schätzt, dass sich in Berlin bis zu 4.000 queere Geflüchtete aufhalten, möchte das Land Berlin jetzt verstärkt für eine allgemeine Verbesserung der Situation auch in den regulären Unterkünften sorgen: „Mein Ziel ist, dass wirklich alle HeimleiterInnen und SozialarbeiterInnen für die Belange von LSBTI-Flüchtlingen geschult und sensibilisiert werden“, versprach Dilek Kolat. Denn, so ergänzt sie: „Wir wissen, dass das heute nur ein Start ist.“
Daniel Segal