Augspurg-Heymann-Preis

Gegen die Unsichtbarkeit

6. März 2015
Anita Augspurg, Fotografie des Atelier Elvira (1902) © Sophie Goudstikker

Passend zum Frauenmonat März widmet sich SIEGESSÄULE mit dem Titelthema „Lesben raus” den Frauen, die immer unsichtbarer zu werden scheinen. Ein Phänomen, dass zum Glück nicht allen verborgen bleibt. So wird zum Beispiel seit 2009 alljährlich der Augspurg-Heymann-Preis für lesbische Sichtbarkeit vergeben. Wie am 5. März bekannt wurde, geht der Preis in diesem Jahr an Gudrun Fertig und Manuela Kay, die Geschäftsführerinnen der Special Media SDL GmbH, in der SIEGESSÄULE und das Lesbenmagazin L-MAG herausgegeben werden.

2009 wurde er ins Leben gerufen für couragierte Lesben, die lesbisches Leben sichtbar machen und diesen Lebensentwurf mit großem Selbstverständnis leben. Die Preisträgerinnen sollen Vorbild für andere Frauen sein und ihnen Mut machen, ihre lesbische Identität frei und offen zu leben. In den Vorjahren wurden zum Beispiel Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Maren Kroymann, Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer oder die ehemalige Fußballspielerin Tanja Walter-Ahrens geehrt.

Die Namensgeberinnen des Preises sind Anita Augspurg (1857–1943) und Lida Gustava Heymann (1868–1943), zwei Rebellinnen, die über vier Jahrzehnte lang offen ihre Beziehung miteinander lebten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts setzten sie sich für die Frauenbewegung und das Frauenwahlrecht ein. Sie waren Friedensaktivistinnen, gerade in der Zeit vor und während des 1. Weltkriegs. Ihr gesamtes Leben waren Augspurg und Heymann Anfeindungen ausgesetzt, ob auf politischer oder privater Ebene. Gerade Augspurgs für die damalige Zeit ungewöhnlich burschikoses Äußeres verletzte den Status quo bürgerlicher Vorstellung von Weiblichkeit, was sie zum Angriffsziel von Antifeministen und Antifeministinnen machte. Doch beide Frauen standen immer für ihre Auffassungen und Haltungen ein. Anita Augspurg organisierte mit Unterstützung ihrer Lebensgefährtin den 1. Internationalen Frauenfriedenskongress im April 1915 in Den Haag und legte damit die Basis für die heutige Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF/WILPF) mit Sitz in Genf. 1923 beantragte sie in Bayern persönlich die Ausweisung Hitlers wegen Volksverhetzung, was sich nach der Machtergreifung für die beiden rächte. Nach einer Reise beschlossen sie 1933, aus Angst vor Repressionen nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. Sie lebten unter ärmlichen Verhältnissen in der Schweiz bis sie im Abstand von wenigen Monaten 1943 starben.

Augspurg und Heymann sind nicht nur Vorreiterinnen gewesen, sondern sind immer auch Vorbilder geblieben. Genau deswegen trägt der Preis für lesbische Sichtbarkeit auch zu Recht ihre Namen.

Anja Hinrichs

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