Zum Tag der lesbischen Sichtbarkeit: „Die Welt muss erkennen: Wir sind wütend!“

Wir müssen uns gegen zunehmende Lesben- und Queerphobie wehren, sagt Kika Fumero aus Spanien, Vorstandsmitglied der Eurocentralasian Lesbian* Community (EL*C). Sie erklärt, mit Blick auf den Tag der lesbischen Sichtbarkeit am 26. April, wie Sichtbarkeit zu Widerstand und Angst zu Wut werden kann
Mit dem Vormarsch der extremen Rechten in Europa und darüber hinaus ist die Sichtbarkeit von Lesben zu einem dringenden Akt des Widerstands geworden. In Zeiten, in denen Hassrede Institutionen infiltriert und Grundrechte angegriffen werden, gehören Lesben zu den unsichtbarsten und verletzlichsten Personen.
In Ungarn untersagt ein 2021 erlassenes Gesetz die positive Darstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. In Italien hat Melonis Regierung den nicht gebärenden Müttern das Elternrecht entzogen, was die Familien vieler Lesben in einen rechtlichen Schwebezustand verbannt. Der jüngste Fall in Italien, bei dem eine junge Frau von ihren Eltern entführt wurde, weil sie sich in einer Beziehung mit einem trans Mann befand, zeigt, wie tief der Hass auf alles, was anders ist, noch immer sitzt.
Dieser alarmierende Anstieg von Lesben- und Queerfeindlichkeit in Italien hat uns dazu veranlasst, Rom für unsere nächste European Lesbian Conference vom 23. bis zum 26. April zu wählen. Die jahrzehntelang durch unsere Präsenz erkämpfte Sichtbarkeit wird zunichtegemacht und wir sollen zum Schweigen gebracht werden. Lesbenfeindlichkeit entsteht nicht nur durch direkte Gewalt, sondern auch durch das Schweigen, das uns marginalisiert. Feminist*innen warnen schon lange: „Wenn wir keinen Namen haben, existieren wir nicht – und wenn wir nicht existieren, verschwinden unsere Rechte.“
Die EL*C kämpft für lesbische Sichtbarkeit – nicht symbolisch, sondern als Mittel zum Überleben, besonders in ländlichen und isolierten Regionen. Audre Lorde schrieb: „Ich bin nicht frei, solange eine andere Frau unfrei ist, auch wenn sich ihre Fesseln von den meinen unterscheiden.“
„Sichtbarkeit ist wesentlich, um unsere Rechte zu verteidigen.“
Sichtbarkeit ist wesentlich, um unsere Rechte zu verteidigen. Hier geht es darum, als aktiver Teil von Gesellschaft, Kultur und Politik anerkannt zu werden – dafür zu sorgen, dass unsere Leben, Familien und Kämpfe als Teil der gemeinsamen Geschichte gesehen werden.
In einem Klima, in dem uns rechtsextreme Stimmen ins Dunkel zurückdrängen, wurde unsere Genossin Zhanar Sekerbayeva, Mitbegründerin von Feminita und EL*C-Vorstandsmitglied, am 28. Februar für einige Tage verhaftet. Der Grund: Sie demonstrierte friedlich gegen einen Femizid. In einem bewegenden Brief aus dem Gefängnis ruft sie uns zu: „Wut ist zu unserer Schwester geworden, und sie hilft uns in schwierigen Zeiten.“
Kampfansage an den Hass
Diese Wut – weit davon entfernt, uns zu zerfressen – treibt uns an, zwingt uns, unsere Stimme zu erheben, und befähigt uns, unsere Würde mit neuer Kraft zu verteidigen. Die Welt muss erkennen: Wir sind wütend. Und diese Wut befeuert unseren Kampf, lässt uns weiter gegen den Faschismus und gegen das Patriarchat aufstehen.
Wir werden weiter auf die Straße gehen, entschlossen und furchtlos. Lesbische Sichtbarkeit ist ein politischer Akt – eine mutige Kampfansage an den Hass und ein Weg zu mehr Gerechtigkeit. Wir weigern uns, zum Schweigen gebracht zu werden. Wir werden die Welt daran erinnern, dass unsere Existenz allein eine kraftvolle Form des Widerstands ist.
Kika Fumero ist LGBTIQ*-Aktivistin, Expertin für Gender- und Diversitätsthemen und Vorstandsmitglied der Eurocentralasian Lesbian* Community. 2017 führte sie mit Marta F. Herraiz eine große Studie über lesbische Frauen durch, deren Ergebnisse im Buch „Lesbianas, así somos“ („Lesben, so sind wir“) veröffentlicht wurden.
Eurocentralasian Lesbian* Community: lesbiangenius.org
EL*C auf Instagram: @elc_lesbiancommunity
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