CSD-Saison 2020

Wie verlief die Berliner Pride-Demo am 27.06.?

28. Juni 2020 Paula Balov
Bild: Sally B
Pride-Demo am 27.06.

Am Samstagmittag startete vom Nollendorfplatz aus die alternative CSD-Demo mit dem Motto „Save our Community, Save our Pride“. Laut Schätzungen der Polizei haben rund 3.500 Menschen an der Demonstration teilgenommen.

Begleitet von Musik, Parolen und Reden zogen die Demonstrierenden vom Nollendorfplatz aus u. a. über die Potsdamer Straße, Wilhelmstraße und Unter den Linden bis zum Alexanderplatz.

LGBTI*-Aktivist Nasser El-Ahmad hatte zusammen mit seinen Mitstreiter*innen Wolfgang Beyer, Christian Pulz, Anette C. Detering sowie Stefan Kuschner die Pride-Demo organisiert, um der queeren Community auch in Zeiten der Corona-Pandemie die Möglichkeit zu geben auf der Straße für LGBTI-Rechte einzustehen. Denn wie es auf der Facebook-Seite des Events heißt: „Wir glauben, dass Diskriminierung gegen LGBTIQ* dort bekämpft werden muss, wo sie geschieht; und das ist in der Öffentlichkeit, im Besonderen der öffentliche Raum der Straße."

Bild: Sally B
Nasser El-Ahmad

Aufgrund der Ausnahmesituation gestaltete sich der Pride anders als gewohnt: Auf eine Eröffnungs- und Abschlusskundgebung verzichteten die Organisator*innen, es gab nur wenige Demowagen, keine Präsenz von Großunternehmen und keinen Alkohol – insgesamt war die Bewirtung mit Getränken und Speisen verboten. Bevor es losging, wandte sich Nasser El-Ahmad in einer Durchsage an die Demonstrierenden und bat darum die Abstandsregeln einzuhalten und eine Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen. Die CSD-Teilnehmer*innen hielten sich weitgehend daran: Im Anschluss an die Demo veröffentlichte Nasser El-Ahmad auf Facebook, dass laut Aussagen der Berliner Polizei 98 Prozent der Demonstrierenden auf die Hygienemaßnahmen geachtet haben. Nasser El-Ahmad ist zufrieden damit, wie die Pride-Demo verlaufen ist. Sein Fazit: „Es war eine gelungene Pride Berlin 2020!“

Bild: Sally B

Die Leute ließen sich von den Corona-Auflagen nicht die Lust an Musik, Tanz und ausgefallenen Outfits nehmen. Dennoch war die Stimmung anders als man sie vom Berliner CSD kennt. Immer wieder betonten die Organisator*innen, dass dieser CSD ein politischer ist. Ins Zentrum rückten die Forderungen, z. B. an die Berliner Politik die queeren Kulturschaffenden und Gastronom*innen zu unterstützen, deren Existenzen von der Coronakrise bedroht sind.

Bild: Sally B

Ein weiteres wichtiges Thema war die Lage von LGBTI* Personen in Polen, Russland und der Ukraine. Deshalb marschierte der Demonstrationszug an der polnischen und russischen Botschaft vorbei. In verschiedenen Reden solidarisierten sich Aktivist*innen mit den Communitys in Osteuropa und gingen u. a. auf die Gemeinden in Polen ein, die sich zu „LGBTI-Ideologie-freien“-Zonen erklärt hatten. In einer Rede kritisierte Andrei Preece, ein schwuler Geflüchteter aus Russland, das deutsche Asylsystem. Da das Regensburger Verwaltungsgericht seine Homosexualität anzweifelte, droht ihm nun die Abschiebung. Weitere Reden kamen z. B. vom BiBerlin-Vorstand Karsten Otto, der die Unsichtbarkeit und doppelte Diskriminierung bisexueller Menschen thematisierte.

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Viele Demo-Teilnehmer*innen und Redner*innen zeigten Solidarität mit der „Black Lives Matter“ Bewegung. Dies drückten sie auf Transparenten und Schildern aus, mit Statements wie „Trans Black Lives Matter“ oder „No freedom until we are all equal“. Andere erinnerten an Schwarze Ikonen der LGBTI*-Bewegung wie Marsha P. Johnson. Die CSD-Organisator*innen forderten ein „komplettes Verbot von Rassismus und Diskriminierung von People of Color“.

Bild: Sally B

Zu den Fußgruppen gehörte u. a. der Block der SPDqueer, der Transparente mit Statements wie „Transsexuellengesetz streichen“ und „Lesbische Mütter respektieren, nicht diskriminieren“ trug. Einen Dyke-Block gab es ebenso, organisiert von Dyke* March Berlin, dem sich Gruppen wie der FLTI*-Sportverein Seitenwechsel anschlossen. Auch ein Block von Sexarbeiter*innen, initiiert von Trans Sexworks Berlin, nahm am Demozug teil.

Das Schritttempo war gemessen an anderen Pride-Demos relativ hoch. Um zu große Menschenansammlungen an einem Ort zu verhindern und auch dadurch den Schutzauflagen gerecht zu werden, hatten sich die Organisator*innen auf eine zügige Durchführung des Events geeinigt. Nach gut zweieinhalb Stunden war die Demo dann auch bereits beendet.

Bild: Sally B
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