Wie begann die Tradition der vielen CSDs? Ein Blick ins Pride-Heft 1993
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Wir feiern unseren 40. Geburtstag und stellen bis Dezember jeden Monat eine alte Ausgabe als PDF zum Download zur Verfügung. Im Juli präsentieren wir die Pride-Ausgabe aus dem Jahr 1993 als E-Paper – in dem Jahr gab es erstmals zwei CSDs in Berlin
In ihren 40 Jahren musste die SIEGESSÄULE auch 40-mal den CSD zum (Titel-)Thema machen. Der Berliner CSD ist nur fünf unwesentliche Jahre älter als das Heft. Damit ist die SIEGESSÄULE auch seine Chronistin und Zeugin der vielen Veränderungen und Wirrungen.
Keine Stadt (der Welt?) hat so viele CSDs wie Berlin. Das hat nicht unbedingt mit der Vielfältigkeit der hiesigen Community zu tun, eher mit ihrer Unversöhnlichkeit und Streitsucht. Kein leichter Job für das queere Stadtmagazin, den Berliner LGBTIQ* und den Gästen aus aller Welt einigermaßen logisch zu erklären, warum es nun drei bis fünf Pride-Demos gibt, manchmal auch noch gleichzeitig.
Schon damals, vor 31 Jahren, wurde dem bisherigen CSD vorgeworfen, eine „pompöse Jubelparade“ zu sein
Bis zum Jahr 1992 ging der CSD regelmäßig – ohne Rücksicht auf eventuelle andere Events im Original-Pride-Monat Juni – am Savignyplatz los. 1993 dann schrieb die SIEGESSÄULE: „Während in den meisten Städten dieser Welt überhaupt keine Christopher-Street-Day-Demonstrationen stattfinden, gibt‘s in Berlin gleich zwei. Am Morgen des 26. Juni stellt sich also nicht nur die Frage: ‚Was ziehe ich an?‘, sondern auch: ‚Wo gehe ich hin?‘“
Schon damals, vor 31 Jahren, wurde dem bisherigen CSD vorgeworfen, eine „pompöse Jubelparade“ zu sein, so schrieb SIEGESSÄULE. Also gründete sich in dieser Zeit ein Aktionsbündnis, in dem erstmals auch Frauen an der Organisation beteiligt waren (tatsächlich!), und startete einen weiteren gleichzeitigen CSD als internationales Festival im Tempodrom und der Kulturbrauerei.
„Zerrissen zwischen dem Anspruch, möglichst groß und sichtbar, dabei aber politisch und inklusiv zu sein, hangelten sich Berlins Pride-Aktivitäten von Jahr zu Jahr.“
Damit begann die Tradition der vielen CSDs. Immer zerrissen zwischen dem Anspruch, möglichst groß und sichtbar, dabei aber authentisch, politisch und inklusiv zu sein, hangelten sich Berlins Pride-Aktivitäten von Jahr zu Jahr. Irgendwann musste es das Brandenburger Tor zum Abschluss sein, während alternativ in Kreuzberg eine weitere Demo stattfand.
SIEGESSÄULE war bei allem dabei – in den Mitt-90er-Jahren auch mit eigenem Wagen –, nacheinander bei beiden Demos! Mitunter gab es drei parallele CSDs und bis zu fünf in einem Monat ... 40 Jahre später ist der CSD, mittlerweile bereichert von Stadtfest, Dyke* March, Internationalist Pride, Marzahn Pride, Trans* Pride und anderem, noch immer eines unserer Kernthemen – wir können einfach nicht anders!
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