Was passiert nach der Absage des Berliner CSD 2020?
Die Absage der diesjährigen Pride Parade stellt den Berliner CSD e. V. vor eine schwierige Situation. Die politischen Inhalte möchte der Verein dennoch in die Öffentlichkeit bringen – neben einem virtuellen Pride, wird auch über kleinere Aktionen oder eine „Laufdemo“ nachgedacht. Wir sprachen mit dem Vorstand des CSD e. V.
Seit der Pressekonferenz von Bund und Ländern am 15. April ist klar: in Deutschland bleiben Großveranstaltungen noch bis mindestens Ende August untersagt. Das heißt, auch die große CSD-Parade in Berlin fällt in diesem Jahr aus – zum ersten Mal seit Bestehen des Berliner CSD.
Die Nachricht habe man enttäuscht aufgenommen, heißt es seitens des Berliner CSD e. V. in einer Pressemitteilung vom 17. April. Obwohl das Verbot „absolut verständlich“ sei: „Der Schutz von Menschenleben geht vor.“
Um dennoch den „Forderungen nach Gleichberechtigung, sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland und weltweit Ausdruck zu verleihen“, soll es in diesem Jahr einen Online-CSD geben. Am ursprünglich für die Parade vorgesehenen Datum, dem 25. Juli, wird der CSD statt auf der Straße demnach im Netz stattfinden. Wie das im Detail aussehen soll, will der Verein „baldmöglichst" mitteilen. Aktivist*innen, Interessierte und Kunstschaffende sollen in jedem Fall die Möglichkeit haben, sich „aktiv zu beteiligen und inhaltlich einzubringen". Das Konzept wird u. a. im Austausch mit der Berliner Clubcommission erarbeitet.
Auch eine zusätzliche „politische Laufdemo" zu einem späteren Zeitpunkt schließt der Berliner CSD e. V. nicht aus. Da zu befürchten sei, dass das Verbot von Großveranstaltungen über den August hinaus verlängert werden könnte, gibt es dafür noch keinen Termin.
Große Belastung für den Verein
Die Absage der Parade und der Ausfall der Einnahmen ist für den Verein natürlich eine große Belastung. „Finanziell wir es nicht leicht“, sagt Jasmin Semken vom Vorstand des Berliner CSD e. V. gegenüber SIEGESSÄULE. Mitarbeitende des Vereins mussten bereits in Kurzarbeit gehen. Die schwierige Situation werde noch dadurch verschärft, dass dem Verein mit Anfang November die Büroräume gekündigt wurden. Zu den Problemen, die mit der gecancelten Parade einhergehen, kommt damit für das Team noch die Suche nach neuen Räumlichkeiten. Momentan versuche man, wo dies möglich ist, Förderungen zu beantragen. Mit dem Online-Pride könnten eventuell auch wieder Sponsoren gefunden werden.
Wichtig sei ihnen, die politischen Botschaften so sichtbar wie möglich zu machen, trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise, sagt Jasmin Semken. Alles werde gerade noch sehr offen diskutiert. Es gebe viele kreative Ideen, auch über den Online-Pride hinaus: von Regenbogenflaggen am Balkon bis hin zu kleineren Aktionen. Wie all die Jahre zuvor, so sollen auch 2020, gemeinsam mit der Community, ein Motto und Forderungen für den CSD formuliert werden – um diese dann, auch gerne mehrfach und auf möglichst vielfältige Weise, in die Öffentlichkeit zu tragen.
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