Voguing-Ball für Queers in Ghana
Am Sonntag, den 3. Oktober, lädt David Dave Solar vom Kiki House of Solar zu einem besonderen Event: ein „Voguing Ball“ in Solidarität mit der ghanaischen LGBTIQ*-Community. Wir sprachen mit David über den neuen queerfeindlichen Gesetzesentwurf in Ghana und über die Berliner Ballroom-Szene
David, für alle, die das noch nicht kennen: was ist die Ballroom-Szene? „Ballroom“ ist eine Kultur, eine Lebensphilosophie. Und es beschreibt eine afroamerikanische und lateinamerikanische Bewegung innerhalb der US-amerikanischen LGBTIQ*-Szene, die in New York City ihren Ursprung nahm... als ein unterstützender Raum für viele LGBTIQ*, die wegen ihrer sexuellen Orientierung im Leben oder im Beruf diskriminiert wurden oder obdachlos waren. Die Szene besteht aus „Häusern“, in denen es „Familien“ mit Vätern, Müttern und Geschwistern gibt. Früher wohnten die Mitglieder eines „Hauses“ auch zusammen, weil das alltägliche Leben sehr schwierig für sie war. Heute lebt man nicht mehr unbedingt zusammen, unsere Probleme sind heute andere als damals – die Bindung in einer „Familie“ und die gegenseitige Unterstützung sind jedoch genau so stark wie früher.
Im Mittelpunkt der Ballroom-Szene steht das „Voguing“: ein Tanzstil, der in den 1970ern in New York entstand. Wie kamst du selbst zum Voguing? Ich bin durch die Pionierin in Deutschland, die Tänzerin Georgina aka „Mother Leo Saint Laurent“, die Voguing vor 10 Jahren hierher gebracht hat, in die Szene gekommen. Ich gehöre zum „Kiki House of Solar“, mit „Mother Crystal St. Laurent Solar“ und meinen Geschwistern in meinem Kiki Haus, mit denen ich gemeinsam vogue. Es gibt regelmäßige Veranstaltungen, „Balls“ genannt. Die Teilnehmer*innen treten dort in verschiedenen Kategorien gegeneinander an, um Preise, Trophäen oder Ruhm zu gewinnen. Die Wettbewerbe sind ein Mix aus Tanz, Drag, Lip-Sync und Catwalk-Laufen.
Am kommenden Sonntag veranstaltest du mit der Agentur The5Elements den „Kill the Bill Kiki Ball“ in Solidarität mit der LGBTIQ*-Szene in Ghana. Wie wollt ihr damit ghanaischen Queers helfen? Wir werden Spenden für Aktivist*innen sammeln, die vor Ort aktiv sind. Dafür arbeiten wir mit der Organisation All Out zusammen. Fünf ghanaische Aktivist*innen werden am Sonntag auch, in einem Panel Talk vor dem Ball, berichten, wie es ist, als LGBTIQ*-Person in Ghana zu leben.
„Auch Aktivist*innen, die selbst nicht queer sind aber ihre Solidarität mit Queers ausdrücken, könnten vor Gericht gestellt werden“
Im Februar hat die Polizei das Büro von LGBT+Rights Ghana in Accra gestürmt, der bisher einzigen offiziellen LGBTIQ*-Organisation im Land. Einige der Mitarbeiter*innen mussten zwischenzeitlich untertauchen. Nun plant die ghanaische Regierung ein neues Gesetz, das LGBTIQ* weiter kriminalisiert. Was würde das für Queers vor Ort bedeuten, wenn das umgesetzt wird? Der Gesetzesentwurf soll bald in das ghanaische Parlament eingebracht und debattiert werden. Wenn das Gesetz in Kraft treten sollte, wird jeder davon betroffen sein. In erster Linie natürlich die LGBTIQ*-Gemeinschaft, aber auch ihre Unterstützer*innen. Aktivist*innen, die selbst nicht queer sind aber ihre Solidarität mit Queers ausdrücken, oder diejenigen, die zum Beispiel online Infos über LGBTIQ*-Themen verbreiten, könnten ebenso vor Gericht gestellt werden und müssten mit einer Strafe von fünf bis zehn Jahren rechnen. Neben der finanziellen Unterstützung für Leute vor Ort ist es deshalb für mich wichtig, jetzt Druck auf die ghanaische Regierung auszuüben. Ghana macht ja einige Dinge richtig: es ist eine Art demokratischer Oase, während es in den Ländern rundherum viele Probleme gibt. Werte wie Demokratie und Freiheit, einschließlich der Pressefreiheit, werden auch seitens der ghanaischen Regierung hochgehalten. Wenn wir viel Lärm um den neuen, LGBTIQ*-diskriminierenden Gesetzesentwurf machen, werden wir also dieses schöne Bild des „demokratischen Ghanas“ trüben. Das kann der Regierung dort nicht gefallen.
Kill The Bill Kiki Ball – Fundraiser, Salon zur Wilden Renate, ab 14 Uhr
Mit MC Zelda Fitzgerald 007 und DJ Seven Angels. „Judges“ beim Ball: Aitana Louboutin, Perry 007, Gifty Angels. Die Erlöse kommen Organisationen zugute, die sich für LGBTIQ* in Ghana einsetzen.
15 Uhr: Panel Talk mit Aktivist*innen aus Ghana
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