Interview

Tuntensuppe! Bambi Mercury über die RTL-Show „Viva la Diva“

17. Juni 2022 Patsy l’Amour laLove

Am 20.06. läuft die Rate-Show „Viva la Diva - Wer ist die Queen?" bei RTL. Sieben Promi-Männer werden in Dragqueens verwandelt und ein Rate-Team muss herausfinden, wer sich hinter dem Make-up verbirgt. Moderiert wird die Sendung von Starkoch Tim Mälzer. Es gibt auch eine Jury aus Dragqueens, die die jeweiligen Performances der Promis bewertet und entscheidet, wer eine Runde weiter ist. Mit dabei: die Berliner Dragqueen Bambi Mercury. Mit Patsy l’Amour laLove spricht sie über das Format und queeres Trash-TV

Bambi, du bist ja doch recht häufig im TV als TV unterwegs – wie kam‘s dazu? Ich war mal 2012 quasi undercover bei „Abenteuer Leben“ in einer Doku über den Cocoon Club. Da haben sie aus mir 'nen Studenten gemacht, weil das irgendwie plausibler sein soll, als wenn sich Menschen verkleiden, die einen festen Job haben. Dann wollte ich irgendwann zu „Germany's Next Topmodel“…

… standest dann aber plötzlich im Fummel bei „Queen of Drags“. Jetzt hast du als freischminkende Beraterin für RTL die neue Promi-Rateshow „Viva la Diva“ mit ins Leben gerufen. Das Wichtigste zuerst: Starkoch Tim Mälzer moderiert das Ganze – was wirst du zubereiten? Tuntensuppe.

Kannst du überhaupt kochen? Wenn ich muss, ja. Es kommt aber auf die Beleuchtung an, damit das Essen schön aussieht.

Das ist in Bezug auf uns Tunten und Queens ja genauso: Wie kann ich mir das bei den Promis in der Show vorstellen? Der Cast wurde von mir und Kolleginnen über drei Monate begleitet, wir machten Konzepte, schnitten Lieder, einige der Kandidatinnen hatten eigene Ideen, die sie umsetzen wollten. Danach zeigen die Queens, was sie sich erarbeitet haben, auf dem Catwalk, machen Lipsynch, stellen sich vor ein prominentes Ratepanel, das herausfinden soll, wer dahintersteckt. Immer mit kleinen Hints in den Outfits, in den Liedern, auch im Drag-Namen, wer die Geschminkte ist. Viele der Outfits wurden von queeren Designer*innen gemacht!

„Ich bin da quasi die Mutti."

Und du bewertest dann die Performance? Ich bin da quasi die Mutti. Meine Kinder performen – ich weiß ja schon, wer überall druntersteckt. In der Jury sitzen unsere Travestiegroßmutter Olivia Jones oder auch Jorge González, der so eine Art Kratzbaum auf dem Kopf trägt – großartig!

Das hört sich entzückend an. RTL ruft extra die „Woche der Vielfalt“ aus, für die der Sender das Format gemeinsam mit dir entworfen hat. Da das immer wieder diskutiert wird: Fühlst du dich für diese Eigenwerbung benutzt? Nein, ich wusste, worum es ging und fand es schön, da mitmischen zu können. Wenn man dann schon mehr involviert ist, kann man sich doch darum kümmern, dass queer zur Normalität wird und nicht immer nur eine Woche im Jahr im Programm ist…

…und man kann Shows entwerfen, bei denen heterosexuelle Cis-Männer geschminkt und aufgefummelt werden! Ist das die Rache der Tunte an der Heterosexualität? Der Hetero-cis-Mann hat Drag ja eigentlich erfunden, indem er damals der Frau den Job wegnahm, weil diese nicht Theater spielen durfte. Die Geschichte ist also komplizierter. Und diese Missgunst gegen Heteros unter Queers trifft dann auf die eigene Borniertheit, Frauen und Trans vom Drag auszuschließen. Beim Dreh hatte ich jedenfalls viele tolle Momente. Die Drag-Kultur wurde mit Respekt behandelt.

„Die Kandidaten werden polarisieren!"

Wird es also zu keinen Eklats kommen? Nach der Sendung hundertprozentig! Die Auseinandersetzungen in „Viva la Diva“ waren eher friedlich und leicht shady. Man kann jetzt kein Sommerhaus der Stars erwarten.

Schon ein bisschen schade auch. Naja, warten wir mal ab, was danach so passiert … Wenn die Leute sehen, wer die Drag Queens sind. Die Kandidaten werden polarisieren!

Ging da jemand für dich gar nicht? Ich finde, ein blonder Haribo-Supporter müsste jetzt nicht dabei sein. Als ich gehört habe, dass Tim Mälzer moderiert, war ich zuerst skeptisch: er hat jetzt nicht so viel mit uns zu tun. Aber man muss das deutsche Fernsehen verstehen, es ist ein 20:15-Primetime-Format: der Heterozuschauer kann sich mehr damit identifizieren. Und dann fand ich den Kontrast ziemlich interessant. Vor allem zu sehen, wie er mit uns funktioniert – und das hat er! Wenn die Sendung weitergeht, werden wir mit ihm bestimmt noch einige Überraschungen erleben. Er hat Blut geleckt – und außerdem kannte er vorher schon Drag Race und so.

„Ich finde ja, auch Trash-TV hat seine Daseinsberechtigung."

Du scheinst ganz zufrieden zu sein mit der Arbeit an dem Format – aber du hast auch die Kritik angesprochen, die bei so einem queeren Trash-TV-Format vorprogrammiert ist. Also beim Dreh war es kein Trash – aber mal sehen, wie es geschnitten ist. Ich finde ja, auch Trash-TV hat seine Daseinsberechtigung. Ich denke auch, jeder Mensch sollte das Recht haben, heiraten zu können – weil auch jeder Mensch das Recht hat, sich scheiden zu lassen. Aber im Ernst: auch bei Prince und Princess Charming dachte ich mir bei der Kritik von Queers: Was regt ihr euch so auf? Die heteronormative Version davon ist jetzt auch kein First Class TV Programm – wenn die Trash machen, sollten wir Queers das doch auch dürfen!

„Viva La Diva – Wer ist die Queen!"
20.06., 20:15, RTL

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