Trans* Empowerment: Neues Album von Ezra Furman
Ezra Furman, trans Frau und Rabbinerin in spe, beschwört auf ihrem neuen Album „All Of Us Flames“ die Widerstandskraft ihrer Communitys. Es erscheint am 26. August
Nach Ezra Furmans letztem Album, dem 2020er-Soundtrack zur Netflix-Serie „Sex Education“, erscheint nun „All Of Us Flames“. Ähnlich wie die Serienmusik eignet sich auch das jüngste Werk der US-Amerikanerin als Einstieg in ihre Musik, kommen hier doch alle Facetten vorangegangener Werke zum Zuge: wortreiches Storytelling im Dylan-Duktus, Sixties-Girl-Group-Bombast oder mit Bläsern und Chören befeuerter Neo-Gospel.
Lediglich das auf dem 2019er „12 Nudes“ ausgelebte Punk-Faible bleibt außen vor. Ging es da um die Artikulation ungefilterter Wut, so enthalten die neuen Songs bei aller formulierten Kritik auch Visionen einer besseren Zukunft, die von den bedrohten Gemeinschaften, denen Ezra angehört – trans* und jüdische Communitys –, mitgestaltet wird.
Sowohl ihr 2021er-Coming-out als trans Frau und Mutter als auch die kürzlich begonnene Ausbildung zur Rabbinerin hatten Einfluss auf ihre neuen Lieder. „Sie sind zwar immer noch in der ersten Person geschrieben, aber immer häufiger in der ersten Person Plural“, reflektierte Ezra jüngst in einem Interview. So werden den Seelenverwandten in „Train Comes Through“ seismografische Fähigkeiten, in „Point Me Toward The Real“ ein hohes Maß an Empathie und in „Lilac & Black“ die Gabe, mittels eines Dresscodes offensiv in Erscheinung zu treten, attestiert.
Und die lennoneske Ballade „Book Of Our Names“, deren erste Strophe sowohl den Titel des Albums als auch den eines parallel erscheinenden Buches enthält („None of us ashes, all of us flames“) ist ein Plädoyer gegen das Vergessen und für eine eigene Geschichtsschreibung, was auch im hymnischen „Temple Of Broken Dreams“ in einer schönen Metapher zum Ausdruck kommt: „Just because those dreams are shattered / Doesn’t mean that they can’t matter / We’ll arrange them in mosaic over time“.
Als ästhetische Abrundung schmückt das Album ein Foto, das der Pressefotograf Arthur „Weegee“ Fellig circa 1940 in New York City schoss. Es trägt den Titel „An Arrest“ und zeigt eine trans Frau in Ballrobe, die von einem Polizisten abgeführt wird. Hinter den beiden starrt ein Passant direkt in die Kamera, während die galant gewandte Schönheit mit gespreizten Fingern und niemanden eines Blickes würdigend die Contenance wahrt.
Ezra Furman live in Berlin,
06.11., 20:30,
Festsaal Kreuzberg
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