TIN* Pride Berlin: Auf die Straße!
Nachdem im letzten Jahr keine Trans* Pride stattfand, hat eine neue Orgagruppe die TIN* Pride (trans*, inter*, nicht binärer) ins Leben gerufen. SIEGESSÄULE sprach mit Morgan Woinzeck aus dem Team
„Zu unseren Zielen gehört, ein befreiendes, uns einendes Moment zu schaffen in einem Space, in dem wir uns eigentlich nicht sehr erwünscht fühlen und wo wir jeden Tag kämpfen und Gewalt ausgesetzt sind.“ Das sind die Worte von Morgan Woinzeck. Morgan, organisiert in diesem Jahr mit vielen weiteren Mitstreiter*innen die TIN* Pride. Am 10. August geht es raus auf die Straße, um sich unter dem Motto „Trans*, inter & nonbinary people out and proud on the streets“ den öffentlichen Raum zurückzuerobern.
Seit 2021 finden in Berlin regelmäßig von der trans* Community organisierte CSD-Demos statt. Obwohl es im letzten Jahr Versuche gab, wieder eine Trans* Pride auf die Beine zu stellen, fand sie letztlich nicht statt. Nun wurde der Staffelstab weitergegeben: Ein neues Team hat Teile der bestehenden Struktur wie das Instagram-Konto der Vorgänger*innen übernommen und organisiert unter neuem Namen die Demo.
Die Bezeichnung TIN* Pride wurde gewählt, um auch inter* und nicht binäre Personen sichtbarer zu machen. Eine Demo, die sich explizit mit diesen Identitäten befasst, halten sie auch deshalb für wichtig, weil Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung „zwei verschiedene Paar Schuhe sind, die leider viel zu oft zusammengedacht werden“. Die Unterscheidung könne dabei helfen, Mehrfachdiskriminierung sichtbarer zu machen. „Sprich: wenn jemand zum Beispiel eine TIN*-Person und lesbisch ist, dann ist sie mehrfach diskriminiert, und das ist nicht sichtbar, wenn wir immer die sexuelle Identität in den Vordergrund stellen“, so Woinzeck. Er*sie leitet seit 2021 den Kieztreff Undine in Berlin-Lichtenberg, gründete die Initiative „Queer trans* Lichtenberg“ und bezieht queere und trans* Perspektiven in lokale Nachbarschaftsprojekte mit ein. Woinzeck bringt außerdem viel Erfahrung in der Organisation von Demonstrationen mit. Neben der Sichtbarkeit für TIN*-Personen, besteht das Ziel der Demo insbesondere darin, ihnen eine Stimme zu geben. Dafür hat das Team einen Open Call gestartet: Wer sich mit einem Redebeitrag oder einer Performance beteiligen möchte, kann sich über Instagram melden.
Nicht nur überleben, sondern leben
Woinzeck findet es paradox, dass Berlin einerseits als Regenbogenhauptstadt gilt, vor allem für TIN*-Personen aber „gar nicht so safe ist“. Der Anstieg queerfeindlich motivierter Hasskriminalität besorgt Woinzeck. TIN*-Personen seien zudem genauso von gesellschaftspolitischen Problemen wie Armut, Rassismus oder Wohnungs- und Arbeitslosigkeit betroffen wie viele andere Menschen. Wegen struktureller Transfeindlichkeit potenzieren sich ihre Probleme jedoch. „Wie können wir Unterstützungsstrukturen aufbauen, die uns helfen zu überleben und vielleicht irgendwann einmal zu leben?“, fragt sich Woinzeck. Auch das unzureichende, im August in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz beschäftigt die Aktivist*innen und natürlich der Rechtsruck. Weil TIN*-Personen traditionelle Rollenbilder infrage stellen, sind sie eines der stärksten Feindbilder für die extreme Rechte.
„Uns ist es wichtig zu betonen, dass wir TIN*-Personen sind. Wir sind keine Opfer oder politische Gruppe und folgen keinem Handlungskatalog.“
„Uns ist es wichtig zu betonen, dass wir in erster Linie TIN*-Personen sind. Wir sind keine Opfer oder politische Gruppe und folgen keinem Handlungskatalog“, so Woinzeck. Die TIN* Pride sei vor allem eine Demo von und für TIN*-Personen: „Wir kommen als Betroffene und wir lassen uns nicht kleinreden.“
Die Demo startet am 10. August um 12:00 an der Zillepromenade und verläuft über den Markgrafendamm zum Denkmal Mutter Heimat. Um die Strecke barriereärmer zu machen sowie Demonstrierende transparent über Barrieren zu informieren, arbeitet die TIN* Pride mit dem Kollektiv der „Behindert und verrückt“-Parade zusammen.
TIN* Pride
10.08., 12:00
Start: Zillepromenade
@transprideberlin
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