Style Files x Lupae: Latex als Lebenseinstellung

Inspiriert vom queeren Nachtleben in Manchester und von einem Studium der klassischen Antike hat Michele vor sechs Jahren Lupae in Berlin gelauncht. Warum Latex mehr als nur Kleidung und Parfum auf Latex ein No-Go ist, erklärt Michele im Interview
Michele wollte zwar selbst nie auf die Bühne, aber trotzdem immer mittendrin mitmischen. Mit Lupae hat Michele ein ganzes Latex-Universum nach Berlin gebracht, das die queere Subkultur mit ikonischen Party-Looks füttert. Die Bilder dieser Reihe stammen aus einer Lupae x Hardwerk Pornoproduktion, zu der DJ Fuckoff einen Track konzipiert hat. Michele, selbst Darsteller*in im Porno, nennt das „Lupae Energy“.
„Latex ist ein Akt der Selbstliebe“, sagt Michele. Von der Vorbereitung bis zum Überziehen und Tragen, ob in einer Orgie mit anderen Latexliebhaber*innen oder nur für sich. Gleitmittel und richtige Pflege sind gerade bei ausstrapazierten Nächten das A und O. Einen detaillierten Care-Guide findet sich auf der Website.

Die Designs sind einzigartig und aufwändig, so ist beispielsweise das „Sex Sex Sex“ Mola Minikleid, das Co-Darsteller*in Bishop Black trägt, maßgeschneidert. Die Buchstaben sind keine Aufdrucke, sondern einzeln ausgeschnitten und zusammengeklebt. Insgesamt dauert dieser Prozess 36 Stunden. So viel Aufwand kommt nicht ohne Preis: 999 Euro kostet das Kleid. Aber es gibt auch preisgünstigere Alternativen, wie etwa Basic Tank-Tops ab 60 oder Thongs ab 40 Euro.
Du beschreibst Latex als Chamäleon-Rüstung für Queerness. Inwiefern? Da muss ich ganz weit ausholen: Die ultimative queere Erfahrung ist die Neufindung und Verankerung der eigenen Identität. Aber man muss dafür erst einen ganzen Prozess durchlaufen. Was hat das mit Latex zu tun? Latex ist besonders, es ist nicht irgendein T-Shirt. Bevor du es überziehst, nimmst du das Gleitmittel raus, reibst dich ein, bereitest dich vor. Für mich ist allein das ein Akt der Selbstliebe. Dann ziehst du es über deinen Körper. Das Material liegt auf dir, wie eine heiße Flüssigkeit, es umhüllt dich, wie eine Umarmung und macht alles intensiver. Wenn dir heiß ist, wird dir heißer, wenn dir kalt ist, wird dir kälter. Du bist in deinem Körper präsent.
„Es macht dich horny auf dich selbst. Und es glänzt wie eine Ritterrüstung.“

Eine Art Körper-Euphorie? Ja! Es macht dich horny auf dich selbst. Und es glänzt wie eine Ritterrüstung. Gleichzeitig ist es Schutz: Du magst zwar nackt aussehen, aber niemand kann dich wirklich berühren. Und du kannst dich modellieren. Auf Wunsch kann ich mit Latex Brüste flach machen wie mit einem Binder, aber du siehst „cunt“ dabei aus, statt medizinisch. Ich kann Brüste aber auch pushen – es ist alles im Cut.
Lass uns über den Namen reden. Lupae ist lateinisch und bedeutet wortwörtlich „Wölfinnen“, umgangssprachlich aber im alten Rom „widerliche Frauen“ oder Prostituierte. Es gab in Pompeji ein bekanntes Bordell namens Lupanar und in Rom sogar ein Festival namens Lupercalia. Lupae sind im Kern marginalisierte, widerständige Frauen – das spiegelt sich für mich in unserer queeren Community wider.
Machst du auch Plus-Size-Latex? Ich biete Größen von XS bis 4XL an. Aber ich geh auch gerne bis 10XL hoch. Latex ist für jeden Körpertyp!
„Ich hab was für alle, ob Fetischliebhaber*innen, die Latex leben, oder Party People, die einfach nur ein ,cunty' Top wollen.“
Wann trägt man Lupae? Ich hab was für alle, ob Fetischliebhaber*innen, die Latex leben, oder Party People, die einfach nur ein „cunty“ Top wollen. Wichtig ist: Latex ist sensibel, du kannst damit nicht für 36 Stunden ins Berghain gehen. Klar, hab ich selbst schon ausprobiert, aber man versaut es (lacht). Politur oder Silikongleitmittel sind essenziell zur Pflege, bloß nichts Wasserbasiertes und erst recht kein Kokosöl! Der Klebstoff löst sich. Und kein Parfum. Wenn du Latex trägst, trägst du Latex. It‘s a moment.
SIEGESSÄULE-Redakteur*in Lara Hansen spottet jeden Monat queere Modetrends. Ihr habt ein eigenes Label oder eine coole Idee? Slide into their DMs @larahansen
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