„Nail-Euphoria“

Style Files x Euphoria Nailz: Nailart

21. März 2025 Lara Hansen
Bild: Karolina Jackowska
Paula hat ursprünglich als Architektin gearbeitet

Queere Künstler*innen wie Chappell Roan machen‘s vor: Nailart sieht nicht nur stylish aus, sondern ist auch ein subversives „Fuck you“ ans patriarchale System. Warum Nägelmachen Kunst ist und was hinter „Nail-Euphoria“ steckt, erklärt Paula im Interview

Hände sind sexy, das wissen FLINTA* am besten. Doch nicht jede*r kann oder will lange Nägel tragen. Wer einen kurzen Look bevorzugt, muss aber nicht auf künstlerisch dekorierte Finger verzichten. „Euphoria Nailz“ zaubert coole Designs auf die Nägel, wie auf den Bildern abgebildet, mit Steinen und Silberriemen. Je nach Aufwand liegt die Preisrange zwischen 50 und 120 Euro.

Die Designerin Paula hat ursprünglich als Architektin gearbeitet. In ihrem eigenen kleinen Nagelstudio „Euphoria Nailz“ in der Nähe vom Alexanderplatz sitzt sie heute und projiziert ihre Bau-Leidenschaft auf Nägel – was ihr um einiges mehr Spaß macht als Gebäude zu designen. Als preiswerte Alternative zu teuren Gelnails gibt sie einmal im Monat Workshops für DIY-Press-on-Nägel.

Bild: Euphoria Nailz
Nailart, wie wir sie heute kennen, wurzelt in der afroamerikanischen Kultur der 80er

Woher rührt deine Begeisterung für Nägel? Ich wurde während der Pandemie als Architektin gefeuert und fand kurze Zeit später heraus, dass ich mit Zwillingen schwanger war. Als die Kids in die Kita kamen, hab ich mir mein erstes Nail-Kit auf Amazon gekauft. Ich hab Nägel schon immer geliebt und wollte sie mir endlich selbst machen. Mit Tutorials hab ich Tag und Nacht mindestens sieben Stunden geübt. Ich hab dann angefangen in einem Studio zu arbeiten und hatte dort schnell Stammkundschaft. Aber die toxische Stimmung hat mir nicht gefallen, und auch Kund*innen haben sich nicht wohlgefühlt, also dachte ich „Red Flag“ und bin mein eigener Boss geworden.

„Ich sage immer: Tell me what you want!“

Und deine Kund*innen hast du behalten? Alle! Das war sehr bestätigend. Ich hab ein vertrautes Verhältnis mit meinen Klient*innen. Ich sage immer: Tell me what you want! Und wir können alles immer noch ändern.

Wie läuft der Prozess ab? Ich starte immer mit den Farben: Welche magst du? Dann: Magst du Textur? Oder simpler, nur eine Farbe? Zeig mir Dinge, auch Möbel, die du magst. Damit kann ich was anfangen. Aber bitte keine Designs von anderen Artists, ich reproduziere nichts!

Bild: Euphoria Nailz
Wer nach einer lesbischen Maniküre fragt, bekommt Nagelverlängerungen an allen Fingern, außer Zeigefinger, Mittelfinger und nach Bedarf Daumen an der dominanten Hand
„Als ich in meiner Heimat Chile Häuser designt habe, hab ich zuerst gefragt, was die Leute brauchen. Mit den Nägeln ist es ähnlich.“

Es gibt häufig das Vorurteil, dass Nägel nur für Femmes sind. Wie siehst du das? Nägel haben kein Gender! Nägel sind Selbstausdruck, Nägel sind Kunst. Ich kann es mit Architektur vergleichen. Ich bin eine Urbanistin. Warum? Ich hasse Gebäude. Warum? Weil alle so anders leben und trotzdem alles gleich strukturiert ist. Als ich in meiner Heimat Chile Häuser designt habe, hab ich zuerst gefragt, was die Leute brauchen. Mit den Nägeln ist es ähnlich: Wie sie leben, bestimmt, wie sie ihre Nägel haben wollen. Einige sagen:, „Ich bin lesbisch, ich brauch diese beiden Finger kurz.“ Eine Kundin sagte mir mal „Mix alles“, obwohl sie mit konservativen Finance-Bros arbeitet. Ihre Antwort: „Egal, ich will, dass alle meine Nägel sehen, wenn ich rede!“

Nägel als Statement. Lange Nägel zu haben, kann die Art verändern, wie wir reden. Wenn ich Nägel habe, dann fühl ich mich. Daher kommt auch mein Name: Euphoria Nailz. Du fühlst dieses Kribbeln. Es ist pure Euphorie.

SIEGESSÄULE-Redakteur*in Lara Hansen spottet jeden Monat queere Modetrends. Ihr habt ein eigenes Label oder eine coole Idee? Slide into their DMs @larahansen

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