Style Files x Therapy

Upcycling-Fashion von Therapy: Mode, die Grenzen aufbricht

13. Dez. 2024 Lara Hansen
Bild: Marc Bluhm
Zum Tag der Clubkultur im vergangenen September hat Therapy das Berliner trans* und PoC-Kollektiv „Queens Against Borders“ mit Modestücken aus der diesjährigen Kollektion „Antagonia“ eingekleidet.

Mit „Therapy Recycle & Exorcise“ machen die Schwestern Angie und Poli Aguirre aus Argentinien Upcycling-Mode, die zu 90 Prozent aus weggeworfenem Schein-Müll und Secondhandkleidung aus Berlin besteht. Ein Gespräch mit der Co-Designerin Angie

Angie und Poli Aguirre haben das Handwerk des Upcyclings schon als Kinder von ihrer Großmutter gelernt. Seit 2016 teilen sie sich ein eigenes Label mit Sitzen in Berlin und Córdoba. Das Geschwisterduo will aus eigener Motivation heraus Sichtbarkeit schaffen, Mode auf den Markt bringen, die subversiv ist, zum Hinterfragen anregt und Grenzen aufbricht. Das Ziel: eine Umkehrung und ein Bruch mit heteronormativen, binären Gender-Idealen.

Was steckt hinter eurem Label mit dem catchy Namen? Upcycling ist mein Exorzismus und meine Therapie. Ich fühlte mich in Berlin manchmal ein bisschen verloren und flüchtete mich in Retail-Therapie, aber entweder fand ich nichts oder konnte es mir nicht leisten. Als ich anfing, mit Kleidung, die ich auf der Straße fand, zu experimentieren, fand ich gleichzeitig zu mir selbst.

Was ist anders an Therapy? Ich wollte etwas Einzigartiges kreieren, was man sich trotzdem leisten kann. Das ist nicht immer gut fürs Business, aber das ist unser Leitfaden. Zusammen mit Nachhaltigkeit. 50 Prozent unserer Arbeit bestehen darin, gutes, langlebiges Material zu finden. Was Leute weggeworfen haben, weil sie es für Müll halten, verwandeln wir in Mode. 99 Prozent davon finde ich in Berlin.

„Was Leute weggeworfen haben, weil sie es für Müll halten, verwandeln wir in Mode. 99 Prozent davon finde ich in Berlin.“
Bild: Terry Whitaker
So wird aus alten Handschuhen ein stylishes Unisex-Bra-Top mit einem integrierten, elastischen Gürtel und Trägern.

Wo finden wir eure Sachen? Wir haben seit Kurzem unseren eigenen Shop namens Rare, gemeinsam mit Everyday Pieces, Fade Out Label und Tata Christiane, alles kleine Labels mit einem Fokus auf Upcycling. Auch bei Coexist und Pink Cadillac sind wir. Und in Argentinien sind wir natürlich sehr präsent.

Poli ist in Argentinien geblieben? Sie kümmert sich dort um unser Label, und wenn wir uns in Córdoba oder Berlin treffen, machen wir eine Kollektion.

„Ich werde oft gefragt, ob unser Label für Männer oder Frauen ist und sag nur: Du entscheidest, wie du dein Gender ausdrückst.“

Wann war eure letzte Kollektion? Dieses Jahr... „Antagonia“ behandelt die Widersprüche, die uns innewohnen. Unser Schwager hatte uns Anzüge spendiert. Wir wollten diesen einen femininen Touch geben und zeigen, dass jede maskuline Seite auch eine feminine hat und andersrum. Ich werde oft gefragt, ob unser Label für Männer oder Frauen ist und sag nur: Du entscheidest, wie du dein Gender ausdrückst.

Für wen ist eure Mode? Wir wollen Mode machen für Leute, die nicht überall reinpassen, denn wir kommen selbst aus einem Land, das es FLINTA* schwer macht. Poli hat als Model das Schlimmste der Industrie gesehen. Als migrantische Frau hab ich mich hier nie gesehen gefühlt. Wir wollen uns und anderen marginalisierten Gruppen Sichtbarkeit geben, auch durch unsere Kollaborationen. Einzig bei cis Männern bin ich noch nicht durchgesickert. Das ist die letzte Barriere, die ich brechen will. (lacht)

Bild: Marc Bluhm
„Antagonia“ interpretiert Anzüge und Krawatten, die mit einem patriarchal-kapitalistischen System in Verbindung gebracht werden, neu und macht aus ihnen kreative Unisex-Teile wie etwa einen Stoff-Harness mit langen Seidenkrawatten.

SIEGESSÄULE-Redakteur*in Lara Hansen spottet jeden Monat queere Modetrends. Ihr habt ein eigenes Label oder eine coole Idee? Slide into their DMs @larahansen

Folge uns auf Instagram

#Mode#Kleidung#Queens Against Borders#Argentinien#Upcycling-Mode#Therapy Recycle & Exorcise“#Masc x Fem#Therapy#Style Files#upcycling

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.