Solidarität mit FLINTA*-Bar: „Banden bilden, zusammenhalten!“
In den vergangenen Wochen gab es zwei Reizgasangriffe auf die Pop-Up-Bar STUECK II. Die Barbetreibenden gehen davon aus, dass die Attacken queerfeindlich motiviert waren. Anstatt sich einschüchtern zu lassen rief das Team am vergangenen Samstag die Community auf, zu einem Soli-Open-Air in die Pannierstraße zu kommen. SIEGESSÄULE-Redakteur*in Lara Hansen hat mit Romy und Naim vom STUECK gesprochen
Was bei euch in den vergangenen Wochen passiert ist, war erschreckend. Wie geht's euch heute nach dem Fundraiser? Und wie fühlt ihr euch mit der Resonanz, die ihr aus der Community erfahren habt? Romy: Ich glaube, wir haben heute nochmal gesehen, wie krass und schön der Zusammenhalt ist. Ich bin überwältigt. Ich muss später erstmal meine Emotionen sortieren. Das war mehr als alles, was ich mir hätte vorstellen können.
Naim: Ich bin auch lost for words. Das ist echt krass. Bisher haben wir nur positive Resonanz bekommen. Ich hab das Gefühl, das hat uns jetzt nochmal einen Aufschwung gegeben. Nach den Angriffen vor zwei Wochen waren alle erstmal bedrückt, die Stimmung war schlecht, die Leute waren natürlich auch verängstigt. Dadurch, dass wir kollektiv die Straße ownen, ist da viel Positivität und eine wiedergekehrte Sicherheit.
„Dadurch, dass wir kollektiv die Straße ownen, ist da viel Positivität und eine wiedergekehrte Sicherheit.“
Wie habt ihr es geschafft, die Straße zu sperren? Habt ihr eine Kundgebung angemeldet? Romy: Wir haben es als Versammlung angemeldet gegen queerfeindliche Gewalt. Gerade, weil hier auch das lesbische Pärchen, Kim Ann und Cora, angegriffen wurde, und wir schon von mehreren Übergriffen gehört haben, wollten wir alle zusammentrommeln. Dafür haben wir mit allen queeren Spaces im Kiez geredet und uns organisiert.
Ihr habt euren Pop-Up nach dem Angriff erstmal ausgesetzt. Was lief in der Zeit bei euch ab? Romy: Wir haben einen Samstag ausgesetzt, uns eine Woche Zeit genommen und viele Gespräche in alle Richtungen geführt. Es gab auch Ermittlungen mit den tatverdächtigen Personen. Wir wollten uns sortieren und ein neues Sicherheitskonzept aufstellen und schauen, inwiefern wir unseren Safer Space ein bisschen safer machen können.
„Wir wollten uns sortieren und ein neues Sicherheitskonzept aufstellen und schauen, inwiefern wir unseren Safer Space ein bisschen safer machen können.“
Wie wird euer neues Sicherheitskonzept aussehen?
Naim: Wir werden schauen, dass wir so sicher wie möglich für die Community sind. Wir arbeiten jetzt gerade erstmal mit Securitykräften, die uns unterstützen, um einfach noch mehr das Sicherheitsgefühl auszustrahlen und Abstand zu möglichen Täter*innen zu bekommen. Wir müssen mal schauen, wie lange das nötig ist.
Romy: Wir beschäftigen uns mit ganz verschiedenen Tür- und Sicherheitskonzepten. Im Endeffekt kann uns niemand vor queerfeindlicher Gewalt schützen, denn das kann genauso auf dem Weg nachhause passieren. Wir können halt schauen, dass der Barabend selbst so sicher wie möglich abläuft. Aber generell ist es ein strukturelles Problem, das wir natürlich nicht lösen können. Wir können nur unseren Beitrag dazu leisten.
Habt ihr zu eurem Soli-Event mit so einer großen Resonanz gerechnet? Naim: Durch den FLINTA* Donnerstag im STUECK haben wir auf jeden Fall schon sehr viel positive Resonanz. Wie schon vorhin bei den Reden gesagt wurde, ist halt das STUECK auch zu einem Platz geworden, den es so noch nicht gibt für die FLINTA*-Community in Berlin und das allein gibt schon einen gewissen Rückhalt und eine Verbundenheit, die Sicherheit schafft. Wir haben nicht damit gerechnet, dass heute so groß wird. Grundsätzlich habe ich aber damit gerechnet, dass die Leute, die da sind auf jeden Fall auch happy sind, dass es existiert und dass wir sowas machen, weil generell, FLINTA*-queere Spaces in Berlin absoluter Mangel sind. Deswegen ist insbesondere die FLINTA*-Community immer happy über solche Events und sich dann auch in solchen Spaces ein bisschen sicherer zu fühlen.
Macht ihr den Pop-Up samstags weiterhin?
Romy: Wir würden das super gerne weitermachen. Wir hoffen, dass unser Sicherheitskonzept jetzt zieht und alle Leute so safe wie möglich sind. Solange das gegeben ist, machen wir auf jeden Fall weiter. Wir wollen auch eigentlich noch „Princess Charming“ streamen und haben viele Pläne. Wir hoffen einfach, dass unsere Ideen nicht durchkreuzt werden durch irgendwelche Vorkommnisse, sondern dass wir auch gewissermaßen aus der Situation gelernt haben. Unser größter Wunsch ist natürlich, dass wir irgendwann ohne Sicherheitskonzept einen FLINTA*-Abend machen können.
„Gemeinsame Kämpe kämpfen, das schafft Verbundenheit.“
Die zuletzt gehäuften queerfeindlichen Vorfälle bereiten Sorge. Habt ihr eine Message, die ihr als Appell mit der FLINTA*-Community in Berlin teilen wollt?
Naim: Banden bilden, zusammenhalten, dagegen halten. Power in der Community finden.
Romy: Nicht einschüchtern lassen. Wir dürfen nicht aufgeben. Ich glaube, irgendwann wird's immerhin ein kleines Stückchen besser. Wir müssen durchhalten und versuchen irgendwie Positivität aus uns zu schöpfen. Den Leuten zeigen, dass wir cute sind!
Naim: Gemeinsame Kämpe kämpfen, das schafft Verbundenheit. Die Energy, die man aus der Community ziehen kann, ist unvergleichbar.
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