Bye, Bye, Meta?

Heart of Code bringt seit 2015 technikbegeisterte FLINTA* in Berlin zusammen. Als feministischer Verein setzt er sich für eine diverse Hacking-Community und Tech-Landschaft ein. Auch den Hackspace beschäftigen die aktuellen Entwicklungen der sozialen Netzwerke X, Meta und TikTok. Wir trafen Lislis von Heart of Code zum Interview
Lislis, soziale Netzwerke bedeuten für die queere Community Austausch und Sichtbarkeit. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob sie je Safer Spaces waren oder es überhaupt sein können? Soziale Medien waren noch nie Safer Spaces. Die großen Plattformen haben schon immer ihre eigenen Regeln festgelegt und entschieden, welche Inhalte gefiltert oder gelöscht werden. Dabei sind sie in erster Linie sich selbst oder den gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Länder Rechenschaft schuldig – aber nicht den Nutzer*innen. Ein gutes Beispiel dafür ist Tumblr, das früher als kreativer Freiraumfür die LGBTIQ*-Community galt, bis zahlreiche Inhalte gelöscht und eingeschränkt wurden, die von der konservativen Mehrheit als sexualisiert eingestuft wurden. Nutzer*innen hatten keine Chance, ihre Inhalte zu sichern, sie gingen einfach verloren. Der scheinbare Schutz auf profitorientierten Plattformen ist eine Illusion. Am Ende zählt, was Aufmerksamkeit und Geld bringt, und das sind oft Hass und Empörung.
„Die technischen Möglichkeiten für mehr Sicherheit und Schutz sind vorhanden, doch werden bewusst nicht umgesetzt.“
Findest du die aktuellen Entwicklungen auf X, Meta und TikTok überraschend? Überhaupt nicht. Ich habe meine großen Social-Media-Konten bereits 2013/14 gelöscht, weil für mich damals schon absehbar war, dass es in eine problematische Richtung gehen würde. Die technischen Möglichkeiten für mehr Sicherheit und Schutz sind vorhanden, doch werden bewusst nicht umgesetzt.
Können sich queere Personen überhauptnoch sicher auf den Plattformen bewegen? Der Schutz persönlicher Daten auf den großen Plattformen wie Meta, X und TikTok ist fragwürdig und unzureichend. TikTok ist beispielsweisedafür bekannt, queeren Content bewusst in der Reichweite einzuschränken, gleichzeitig gibt es wenig bis keinen Schutz vor Hassangriffen. Wenn sich genügend Personen organisieren, können sie gezielt queere Accounts melden, was zu einer Sperrung führt. Es wird vermutlicheher schlimmer als besser, daher ist es umso wichtiger, auf Datensparsamkeit zu achten. Besonders gefährlich sind öffentlich einsehbare Informationen wie Name und Geburtsdatum, mit denen viel Schaden angerichtet werden kann.
„Kommerzielle soziale Medien haben die Demokratie von Anfang an angegriffen, deshalb kann man sie auch nicht wirklich auf den Plattformen verteidigen.“
Oft wird der digitale Raum als Teil unserer Gesellschaft bezeichnet, in dem wir auch unsere Demokratie verteidigen müssen, um die Plattformen nicht den Rechten zu überlassen ... Ja und nein. Auf der einen Seite gibt es konstruktive Inhalte, und eine Plattform wie Twitter hat früher dazu beigetragen, Diskussionen anzuregen. Auf der anderen Seite haben Algorithmen schon immer linke und rechte Gruppen getrennt, und es entstanden Echokammern – und sobald sie aufeinander trafen, gab es nur verhärtete Fronten. Diese Dynamik ist kein Zufall, sondern eine Folge der technischen Strukturen. Kommerzielle soziale Medien haben die Demokratie von Anfang an angegriffen, deshalb kann man sie auch nicht wirklich auf den Plattformen verteidigen. Es ist wichtiger, dass die linke und queere Bubble sich von den toxischen Plattformen abwendet und die eigenen Ressourcen, Zeit und mentales Wohlbefinden, besonders im echten Leben, schützt. Und dann können wir digitale Spaces finden.
Könnte so ein alternativer Space Mastodonsein? Es ist besser, aber auch nicht perfekt. Mastodon ist ein dezentrales Netzwerk, das aus vielen Servern besteht, die miteinander kommunizieren. Diese Server werden auch Instanzen genannt. Es werden viele Dinge offengelegt, wie die Moderationsrichtlinien und der Quellcode. Auf Mastodon herrscht das Verständnis, dass Moderation immens wichtig ist. Deswegen kann man entweder eine eigene Instanz anlegen und die eigenen Moderationsrichtlinien festlegen, oder man sucht sich eine Instanz, mit deren Werten man übereinstimmt.
Welche Instanzen kannst du empfehlen? Es gibt die Instanz chaos.social vom Chaos Computer Club, die auch zwei Hauptadministrator*innen hat. Dann gibt es systemli.social – Systemli ist ein linkes Berliner Netzwerk und Technik-Kollektiv, das sich für Datenschutz von aktivistischer Arbeit einsetzt. Unter tech.lgbt finden vor allem technikinteressierte Queers eine Anlaufstelle. Und berlin.social ist eine allgemeine Anlaufstelle für Berlin und Umgebung.
In eigener Sache: SIEGESSÄULE goes Bluesky!
Trotz der Lockerung der Hate-Speech-Regeln bei Meta in den USA, haben wir uns entschieden, zunächst auf Instagram und Facebook zu bleiben. Als unabhängiges Medium wollen wir hier weiterhin Falschinformationen etwas entgegensetzen und die Berliner LGBTIQ*-Community sichtbar machen. Dennoch werden wir die Entwicklungen beobachten und sind nun zusätzlich auf der dezentralen Social-Media-Plattform Bluesky präsent.
Folgt uns unter: @siegessaeule.bsky.social
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