Schwarze, lesbische Geschichte sichtbar machen: Ausstellung von Oxana Chi
Unter dem Namen „Sichtbar Bleiben! Black Women Lesbian Archives Matter“ zeigt die Schwarze Tänzerin und Choreografin Oxana Chi ihr künstlerisches Archiv vom 5. bis zum 26. Mai in der Begine, im Rahmen des Queer History Month. Oxana Chi lebt in Berlin und New York und war schon international an zahlreichen Tanz- und Filmproduktionen beteiligt. SIEGESSÄULE traf sie zum Gespräch
Oxana, wie ist diese Ausstellung rund um dein Archiv entstanden? Das Projekt „Sichtbar Bleiben! Black Women Lesbian Archives Matter“ ist entstanden, weil es für mich diese Notwendigkeit gab – und immer noch gibt – als Künstlerin aktiv und sichtbar zu sein. Kunst ist mein Lebenselixir, in dem auch Wut und Traurigkeit über sozialpolitische Realitäten, die mich in meinem Handlungsfreiraum einschränken, Platz haben. Daher ist es für mich etwas ganz besonders, zeitgenössisch mit meinem Archiv zu arbeiten, nach dem Motto: „Wow, das habe ich alles gemacht!“
„Kunst ist mein Lebenselixir, in dem auch Wut und Traurigkeit über sozialpolitische Realitäten Platz haben.“
Was gibt es aus deinem Archiv zu sehen? Ich zeige Fotos, Programmzettel, Poster, Briefe, Videos von circa 1995 bis 2015 und etwas Technik, die ich früher genutzt habe – da gibt es zum Beispiel mein erstes Aufnahmegerät und mein erstes, noch sehr sperriges Mobiltelefon.
Als Choreografin und Tänzerin vermischt du gerne Genres und lässt unterschiedliche Strömungen in deine Kunst einfließen. Du wirst mit dem im brasilianischen Modernismus entwickelte Konzept der Antropofagia in Verbindung gebracht. Was bedeutet das? Mein Arbeitsansatz ist Neugier! Aus Beobachtungen, Erfahrungen und Gelerntem entstehen meine Tanzbewegungen, aus denen sich die Choreografien entwickeln. Das Konzept der Antropofagia beschreibt genau diese Praxis. Das Verinnerlichen, die Verdauung und damit Umwandlung und Ermächtigung des Erlernten und Erfahrenen, aus intersektionaler Perspektive, spricht mir quasi aus dem Körper.
In der Knesebeckstraße in Charlottenburg befindet sich heute ein Stolperstein, der an die jüdische Tänzerin Tatjana Barbakoff erinnert. Dieser Stein wurde auf Initiative von dir und deiner Partnerin, Dr. Layla Zami, verlegt. Was verbindet euch mit Tatjana? Und wie wichtig ist es, ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen? Nie wieder ist jetzt! Ein starker Satz, der mich sehr berührt. Tatjana Barbakoff habe ich eine Performance gewidmet, „Durch Gärten“, die 2008 Premiere hatte. Das letzte mal, das ich diese Femmage an Tatjana Barbakoff performt habe, war es 2020 an der Volksbühne im Rahmen vom „Diaspora Europa Festival“, mitten in der Pandemie. Mit dieser Performance habe ich immer mal wieder Mobbing und Ablehnung erfahren. Mikro-Rassismus? Antisemitismus? Homophobie? Ja, wahrscheinlich war alles mit im Spiel. Mit meinen andereren Performances wie „Killjoy“ und „I Step On Air“, ein Stück zur Erinnerung an die Schwarze Schriftstellerin und Aktivistin May Ayim, wurden Layla und ich oft von deutschen und internationalen Unis eingeladen. Das ist schon sehr cool und sehr wertvoll für meine Arbeit.
„Mit dieser Performance habe ich immer wieder Mobbing und Ablehnung erfahren. Mikro-Rassismus? Antisemitismus? Homophobie? Wahrscheinlich war alles mit im Spiel.“
Du hast eine spezielle Beziehung zu der zu früh gestorbenen Dichterin und Aktivistin May Ayim. Das wird in der Ausstellung thematisiert ... May is my Soul Sister, die den Mut hatte, in den 90er-Jahren für feministische, Schwarze und PoC Themen aufzustehen und sich klar gegen Rassismus, Antisemitismus und alle anderen Ismen aussprach, die uns schwächen sollen. Ich habe May Ayim und meiner Freundin Layla Zami die Performance „I Step On Air“ gewidmet, da sie Schwarze Frauen sind, die ihrer Zeit weit voraus eilten. Zum Glück!
Sichtbar Bleiben! Black Women Lesbian Archives Matter (05.05.–26.05.2024)
Vernissage: 05.05.24 ab 16:00
Ausstellungsrundgang für FLINTA* of Color: 10.05.24 ab 17:00
Finissage: 26.06.24 ab 16:00
Begine, Potsdamer Str. 139
oxanachi.de
Folge uns auf Instagram
#lesbisch#black lesbian history#Tanz#Queer History Month#Afrodeutsch#FLINTA*#Ausstellung#Kunst#BIPoC