Schachtsiek Familien Stiftung

Stiftung fördert Wissenschaft und Kultur mit queerem Schwerpunkt

16. Okt. 2024 Tillmann Triest
Bild: Sergio Andretti
Stifter Bernd Schachtsiek (li.) und Vorstandsmitglied Jörg LitwinschuhBarthel.

Letztes Jahr hat der Unternehmer Bernd Schachtsiek die Schachtsiek Familien Stiftung gegründet. Zusammen mit Vorstandsmitglied Jörg Litwinschuh-Barthel (ehemals Bundesstiftung Magnus Hirschfeld) setzt er sich für die Förderung von Wissenschaft und Kultur mit queeren Schwerpunkten ein, insbesondere von Musiktheater

Es ist ein lauer Spätsommerabend. Wir sitzen auf der Terrasse des Berliner Stiftungsbüros vor einem grünen Kleinod samt Birnenbaum, hinterm Townhouse am Hausvogteiplatz. Bevor wir thematisch einsteigen, bieten mir Bernd und Jörg das Du an, während wir ausgelassen über die zurückliegende Premierenübertragung von „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen klönen. Dann erzählt Bernd von seiner erfolgreichen Karriere als Gründer, Unternehmer und Berater sowie von seiner Zeit als Vorsitzender des Völklinger Kreises (Bundesverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger). Er ist zwar bereits im Ruhestand, möchte sich aber weiter engagieren.

„Es ist mir vor allem ein Anliegen, junge Leute zu ermutigen, ihren Weg zu gehen“, sagt er. Letztes Jahr brachte ihn sein Steuerberater darauf, eine Stiftung zu gründen, mit der er seine Ziele verfolgen kann. Bernd ist Anteilseigner der im Rhein-Main-Gebiet verbreiteten und gemeinwohl-ökonomisch ausgerichteten Bäckerei-Kette Biokaiser; ihre beachtlichen Überschüsse gehen jetzt als jährliche Ausschüttung in die Stiftung.

„Ich finde, Oper ist per se nicht heterosexuell. Es geht um die tieferliegenden Gefühle.

Lag Musiktheater für Bernd als Förderschwerpunkt nahe? „Oper ist die einzige Kunstform, die mich zu Tränen rühren kann“, erzählt er. Ich frage ihn, wie er als schwuler Mann den mehrheitlich heterosexuellen Geschichten auf den Bühnen begegnet. „Ich finde, Oper ist per se nicht heterosexuell. Es geht um die tieferliegenden Gefühle.“ „Aber auch darum, heteronormative Erzählweisen zu überwinden“, ergänzt Jörg.

Zu den aktuellen Förderengagements zählen ein neues Musiktheaterstück des Erfolgsduos Johannes Kram und Florian Ludewig (Schöpfer der „Operette für zwei schwule Tenöre“), das auch für Aufführungen in Schulen geeignet ist, sowie das Buchprojekt „Glitter And Be Gay Reloaded. Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer“, angekündigt für den Herbst. Bernd erzählt, dass er in New York neben der Met auch gern am Broadway Musicals anschaut, besonders solche, die sich auf intellektuell anspruchsvolle Weise mit queeren Themen beschäftigen. Diese gibt es in Deutschland leider kaum zu sehen, weil man so was hier im „Unterhaltungstheater“ deplaziert findet. Mit solch einer bräsigen Unterscheidung zwischen E- und U-Musik kann er nichts anfangen.

Niedrige Hürden bei der Förderung

„Während meiner Zeit bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld habe ich mitbekommen, wie groß der Förderbedarf von LGBTIQ*-Kulturprojekten ist“, erklärt Jörg und ergänzt: „Daher freue ich mich, dass wir Impulse setzen können.“

„Während meiner Zeit bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld habe ich mitbekommen, wie groß der Förderbedarf von LGBTIQ*-Kulturprojekten ist“

Eine Besonderheit der Schachtsiek Familien Stiftung ist, dass es sich um eine private Stiftung handelt. Demnach liegen die Hürden für eine Förderung vergleichsweise nierdrig, jede*r kann Anträge stellen. Bernd weist darauf hin, dass sie aber nicht nur finanziell fördern, sondern auch beratend und mit ihrem Netzwerk zur Seite stehen. Neben dem Musiktheater engagieren sie sich derzeit auch für die Gründung des Queeren Archivzentrums, zusammen mit dem feministischen Archiv FFBIZ, der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und der Initiative Spinnboden, sowie für Queermed und das Village. „Wir wünschen uns, dass von unserer Stiftung eine Signalwirkung ausgeht, sodass sich andere uns durch Zustiftungen anschließen.“

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