Sendung von Manuel Koch

„Salon Schinkelplatz“: Talk im Wohnzimmer

10. Juli 2024 Ulrike Wagener
Bild: Salon Schinkelplatz/ Alexander Hildebrand
Manuel Koch (re.) mit „Tagesschau“-Chefredakteur Helge Fuhst

Der Fernsehjournalist Manuel Koch setzt sich für queere Sichtbarkeit in der Finanzwelt ein. Jeden Monat lädt er Gäste zu sich nach Hause ein, um mit ihnen in seiner Talkshow „Salon Schinkelplatz“ zu diskutieren

Manuel Koch hat einen Sinn für Ästhetik. Für sein Treffen mit SIEGESSÄULE hat er seine üblichen schicken Anzüge gegen ein schlichtes schwarzes T-Shirt getauscht. In seinem Wohnzimmer mit Blick auf das Humboldt Forum hängen Bilder von Brandon Lipchik, Norbert Bisky und André Butzer – seine „Babys“, wie er die Stücke seiner Kunstsammlung nennt.

Seit 2022 öffnet er einmal im Monat seine Türen für 20 Berliner*innen, die in seiner Talksendung „Salon Schinkelplatz“ ebenfalls mit den Gästen ins Gespräch kommen können. Der Salon ist nicht explizit queer, doch LGBTIQ*-Themen immer präsent, sei es durch ihn, seine Gäste, die Gesprächsinhalte oder die Kunst an der Wand. Für die Plätze kann sich jede*r mit einem kleinen Text „bewerben“. Einen Dresscode gibt es nicht, der Eintritt ist frei und das Format offen für alle – „hetero-friendly“, wie Koch mit einem Schmunzeln sagt.

Das Format wird live bei LinkedIn und Tiktok gestreamt und zwei Tage später bei YouTube hochgeladen. Koch hat sich mit dem Format einen Traum erfüllt. Für ihn ist sein Salon „Safe Space“ und Networking-Event, irgendwie auch Weiterentwicklung für sein Engagement für die queere Community. „Früher hatte ich noch mehr Zeit, da habe ich im Sommer Videos für das Schwule Museum produziert“, erzählt er – Ausstellungen zur Geschichte des Lesbischen Aktionszentrums und über die FLINTA*-BDSM-Szene.

Wie das ist, eine Fernsehproduktion im eigenen Wohnzimmer abzuhalten? „Ich sag mal so: Meine Mama findet das auch ein bisschen komisch. Für mich ist das normal, weil ich gerne Gastgeber bin“, sagt Koch zur SIEGESSÄULE.

Das nimmt man ihm ab. Koch spricht einladend und eloquent, er nimmt sich Zeit für seine Gäste, zu denen in letzter Zeit der bisexuelle „Hipster-Opa“ Günther Krabbenhöft, Grüne trans Politikerin Tessa Ganserer und stellvertretender Bild-Chefredakteur Paul Ronzheimer gehörten. Hier kann man mit Prominenten über queere Themen plaudern, darunter auch Menschen, die sonst nicht unbedingt als Teil der LGBTIQ*-Community wahrgenommen werden, wie zum Beispiel „Tagesschau“-Chef Helge Fuhst, der mit seinem Ehemann zwischen Hamburg und Berlin lebt. Dass seine Frauenquote eher schlecht ist, scheint ihn zu wurmen: „Viele Frauen haben mir abgesagt, aber ich bin gerade in Gesprächen für die Zukunft“, sagt er.

Hybrid zwischen Finfluencer und Journalist

Der 42-jährige ist in Spandau aufgewachsen, er studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht. Zu den Finanzthemen und zur Börse, wo er heute regelmäßig von seinem Balkon in Frankfurt berichtet, kam er über ein Volontariat bei N24 (heute Welt TV), wo ihm danach eine Stelle in der Wirtschaftsredaktion angeboten wurde.

Seine Zeit in New York von 2011 bis 2014 bezeichnet er als Auslöser dafür, in der Finanzwelt offen über sein Schwulsein zu sprechen – keine Selbstverständlichkeit in der Branche. Auch bei Talks an Elite-Hochschulen wie der Frankfurt School of Finance ist ihm wichtig, dass sein Engagement für LGBTIQ*-Themen erwähnt wird. „Flagge hissen“ nennt er das. Unter dem Namen „Inside Wirtschaft“ veröffentlicht er fast täglich ein Video zu Finanzthemen, mitfinanziert von den Unternehmer*innen, mit denen er spricht. Er ist ein Hybrid zwischen Journalist und Finfluencer, sieht sich selbst aber mehr als Journalist.

Die SIEGESSÄULE liest er regelmäßig, auch wenn seine Welt eine andere ist als die des linken Szeneblatts. Er investiert in Kunst, ETFs, Aktien und Edelmetalle, bezeichnet sich selbst als konservativ-liberal und geht nur in den seltensten Fällen aus, zum Beispiel ins Schwuz. Ob „Salon Schinkelplatz“ auch etwas für SIEGESSÄULE-Leser*innen ist? Koch findet: Ja. „Es muss jetzt nicht sein, dass hier jemand Tomatensuppe gegen meine Bilder wirft, aber sonst sind andere Meinungen und kritische Fragen gern gesehen“, so Koch.

Salon Schinkelplatz
salon-schinkelplatz.de

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