Queerfeministische Kundgebung für den Erhalt des Køpi-Wagenplatzes
Mit einer groß angelegten Kundgebung am 1. August will das Kollektiv „Queers take over Mariannenplatz“ gegen eine Räumung des Køpi-Wagenplatzes demonstrieren
Immer mehr linke queerfeministische Freiräume fallen der Berliner Gentrifizierung zum Opfer. Deshalb will das Kollektiv „Queers take over Mariannenplatz“ zum 1. August die Öffentlichkeit weiter für das Thema sensibilisieren und mit einer Kundgebung ein politisches und kulturelles Zeichen setzen.
Der Wagenplatz vom legendären Hausprojekt Køpi ist akut räumungsgefährdet. Am 10. Juni gab es einen ersten Gerichtstermin am Kriminalgericht Moabit. Als Ergebnis erwirkte die Startezia GmbH, der das Gelände offiziell gehört, als Klägerin einen Räumungstitel. Den Bewohner*innen des Køpi-Wagenplatzes droht also der Verlust ihres umkämpften Wohnraums. Bereits im Februar erhielt die Køpi ein offizielles Schreiben zum Räumungsbegehren. (SIEGESSÄULE berichtete).
„Jetzt geht es ums Eingemachte. Nachdem die Liebig34, Meuterei und Syndikat geräumt wurden, geht es munter weiter“, warnt Micha aus dem achtköpfigen organisierenden Kollektiv. Sie haben sich für die Aktion am 1. August am Mariannenplatz zusammengefunden. Auch wenn die Aktivist*innen nicht selbst im Hausprojekt oder Wagenplatz leben, fühlen sie sich der Køpi sehr verbunden und führen seit über zehn Jahren dort queere Veranstaltungen durch. So zum Beispiel jedes Jahr zum Køpi-Geburtstag die Queer Gala. Dem Räumungsvorhaben wollen sie nicht tatenlos zuschauen.
„Der Eigentümer kann bereits jetzt räumen"
Laut der Aussage von Micha habe der Eigentümer den Køpi-Bewohnenden angeboten, das Haus selbst zu einem niedrigen Preis zu kaufen, wenn sie im Gegenzug bei der Räumung des Wagenplatzes keinen Widerstand leisten würden. Dieses Angebot habe man abgelehnt. „Das Haus Køpi ist 100prozentig solidarisch mit dem Wagenplatz. Køpi und Wagenplatz sehen sich als eine Einheit und lassen sich nicht aufspalten.“, erzählt Micha.
Zwar gebe es noch keinen Zweittermin für die Gerichtsverhandlung zur Räumung des Wagenplatzes und der Rechtsweg sei auch noch nicht ausgeschöpft. „Was die Lage aber so prekär macht, ist dass der Eigentümer bereits jetzt räumen kann“, fasst Micha die Situation zusammen. „Wenn der Eigentürmer einen Räumungsbrief aufsetzt, kann schon in 10 Tagen die Polizei die Räumung gewaltsam durchsetzen, selbst wenn in zweiter Instanz vor Gericht die Räumung als illegal eingestuft werden würde.“, gibt Miss Tobi aus dem Orga-Team an. Es brauche vor allem Druck von der Basis.
Kundgebung mit Redebeiträgen, Musik und Performances
Das Kollektiv „Queers take over Mariannenplatz“ demonstriert deshalb am Sonntag, den 1. August auf einer queerfeministischen Kundgebung mit Musik- und Performance-Einlagen gegen eine Räumung des Køpi Wagenplatzes. Los gehen soll es 14 Uhr am Mariannenplatz. Die Kundgebung wird von Redebeiträgen begleitet, u. a. von Sexarbeiter*innen, migrantischen Selbstorganisationen, der queerfeministischen Gruppe „Wer lebt mit wem“ (WLMW) und der feministischen Initiative Dziewuchy Berlin pro choice, die auf die politische Situation in Polen aufmerksam machen möchte. Für Musik sorgen u. a. DJ Petra Flurr, Lola Rosa, das Postpunk-Duo Werther Effekt und Rapper*in Faulenza. Dazu gibt es Performances von u. a. den Bösen Tanten (Claudia Krüger und Nykra Kalaschnikowa), den Dragqueens Miss Fish und Lafert und den Spoken Word-Performer*innen Plete Utrecht und Ben, der Kurzgeschichten aus der Punkkultur um Køpi, Potze drugstore & Co zum Besten gibt. Um 21 Uhr soll die Veranstaltung dann enden.
Das Kollektiv „Queers take over Mariannenplatz“ betont zudem gegenüber SIEGESSÄULE, dass sie es wichtig finden gerade am Mariannenplatz als Queers sichtbar zu werden. Denn auch Kreuzberg sei trotz seines Images als alternativer Bezirk keine „Insel der Glückseligkeit". Auch hier würden Queerfeindlichkeit und Transphobie zum Alltag gehören. Und so sollen „die Kämpfe gegen Gentrifizierung und gegen Diskriminierung auf dieser Kundgebung zusammengeführt werden."
Queers take over Mariannenplatz
01.08., 14:00–21:00, Mariannenplatz
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#Wagenplatz#Kundgebung#queerfeministisch