Filmfestival vom 7. bis zum 10. April

Queeres weibliches Kino aus Italien: „Femminile, Plurale"

7. Apr. 2022 Annabelle Georgen
Bild: FANDANGO
„Fuoristrada"

Am 7. April startet das neue Filmfestival „Femminile, plurale" im Kant Kino und im Klick Kino. Vier Tage lang gibt es Spielfilme, Dokus und Kurzfilme aus den letzten Jahren zu sehen, die von italienischen Regisseurinnen gedreht wurden – viele davon mit queeren Inhalten

Luchino (Visconti), Federico (Fellini), Roberto (Rossellini), Pier Paolo (Pasolini), Sergio (Leone), Michelangelo (Antonioni) … Denkt man an Klassiker des italienischen Kinos fallen einem vor allem männliche Vornamen ein. Denn wie in Hollywood werden auch die Filme der italienischen Traumfabrik Cinecittà vor allem von Männern gemacht.

Doch seit einiger Zeit gibt es frischen Wind in der immer noch sehr patriarchal geprägten italienischen Filmlandschaft. Eine neue Generation von Filmregisseurinnen setzt sich mit dem Patriarchat und seinen Auswirkungen auf das Leben von Frauen auseinander. Das neue Festival „Femminile, plurale" (auf Deutsch: „weiblich, plural"), das vom 7. bis 10. April 2022 im Kant Kino und im Klick Kino stattfindet, wird vom Berliner Verleih missingFILMS in Kooperation mit dem italienischen Kulturinstitut Berlin und mit Cinecittà organisiert.

Alte Traditionen und absurde Rituale

Das Festival wird am Donnerstag um 20:30 Uhr im Kant Kino mit Laura Bispuris Debütfilm „Vergine Giurata" („Sworn Virgin") – eine der Perlen der Berlinale 2015 – eröffnet. Der Film erzählt von einer jungen Frau, die in den abgeschiedenen Bergen Albaniens lebt. Um einem Leben als unterwürfige Ehefrau zu entfliehen, macht sie von einer alten Tradition Gebrauch: Sie legt den Schwur ewiger Jungfräulichkeit ab, um künftig wie ein Mann behandelt zu werden. Sie bekommt einen männlichen Vornamen, muss sich die Haare schneiden und von nun an Männerkleidung tragen.

In der Dokumentation „Normal" (Berlinale 2019) hinterfragt die Filmmacherin Adele Tulli Genderrollen und Heteronormativität. Aus einer distanzierten Perspektive mit mit unkommentierten Bildern zeigt sie absurde und komische Rituale des Alltags, die dazu dienen, eine gewisse Definition von „Männlichkeit" und „Weiblichkeit" in westlichen Gesellschaften zu festigen und zu stärken. Gezeigt wird etwa eine schräge Workout-Session mit einer Gruppe junger Mütter, die in schrillen pinken Outfits hinter ihren Kinderwagen Fitness-Übungen machen.

Bild: missingFILMs
„Euforia"

Rebellion gegen das Patriarchat

Andere Filme, die nicht besonders queer sind, drehen sich um starke Frauenfiguren, die gegen das Patriarchat rebellieren – sei es in Form von einem Priester aus der katholischen Kirche, der sich weigert das tote Neugeborene einer jungen Mutter zu beerdigen („Piccolo Corpo ", „Small Body" von Laura Samani, 2021) oder in Form einer alten mauretanischen Tradition, gemäss der eine zukünftige Braut mit Essen vollgestopft wird, wenn sie als zu dünn betrachtet wird, um die von Männern begehrten Kurven zu bekommen ( „Il Corpo della Sposa", „Flesh Out" von Michela Occhipinti, 2019).

Die Doku „Fuoristrada" aus dem Jahr 2013 (« Off Road ») ist ein rührendes Porträt einer trans Frau aus Rom. Beatrice, die als Automechanikerin arbeitet, verfügt über eine geradezu atemberaubende Persönlichkeit. Die Regisseurin Elisa Amoruso begleitet sie auf ihrem schwierigen Weg im heteronormativen Italien ihre Freundin zu heiraten.

Leichtere Kost ist die Tragikomödie „Euforia" (2018) der italienischen Schauspielerin und Filmregisseurin Valeria Golino. Ihr Film erzählt von einem schwulen, feierlustigen Geschäftsmann aus Rom. Für eine Weile muss er seinen heterosexuellen Bruder bei sich beherbergen, der sein Heimatdorf bisher noch nie verlassen hat. Dabei prallen zwei Welten aufeinander.

Ein Außenseiter im Programm des Festivals ist der einzige Spielfilm der lesbischen Filmregisseurin Valentina Pedicini, die 2020 im Alter von 42 Jahren an den Folgen einer langen Krankheit starb: „Dove Cadono Le Ombre" („Where the Shadows Fall") aus dem Jahr 2017 basiert auf der wahren Geschichte eines schrecklichen Eugenik-Programms in einem Schweizer Waisenhaus.

Während des Festivals gibt es jeden Abend ab 22 Uhr einen Lounge-Abend im Café des Klick Kinos. Hier kann das Publikum auf das Festivalteam und die anwesenden Filmregisseurinnen treffen. An den Decks: das schwule DJ-Duo Das blaue Wunder (Magnus und Norbert).

Und gut zu wissen: Das Festival ist sehr preisgünstig. Eine Karte kostet nur 4,95 Euro, eine 5er-Karte 9,99 Euro. Nach dem Festival kann man zudem alle Filme online vom 11. bis 20. April auf der Plattform sooner.de schauen.

FEMMINILE, PLURALE"
7–10.04., Kant Kino, Klick Kino

Spendenaktion Queere Nothilfe Ukraine

Zahlreiche Organisationen der deutschen LGBTIQ*-Community haben sich zum Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zusammengeschlossen. Es werden Spenden gesammelt, die für die notwendige Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen in der Ukraine verwendet werden. Link zur Spendenseite: https://altruja.de/nothilfe-ukraine/spende

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