Queeres Debüt von den Influencer*innen Gazelle und Gialu

Gazelle und Gialu sind TikTok- und Instagram-Stars, beide leben in Berlin. Gazelle ist trans* feminin, Gialu trans* maskulin und nicht binär. In ihrem ersten gemeinsamen Buch „Never Not Changing“ erzählen sie aus ihrem Leben
Das knallbunte Cover erinnert ein bisschen an ein Freund*innenbuch aus der Schulzeit. Eine gestalterische Idee, die sich mit Illustrationen und Kolorierungen auch durchs Buch zieht. Von der Seite leuchtet es in den Farben, die für nicht binäre bzw. pansexuelle Menschen stehen.
Im ersten Abschnitt beschreibt Gazelle, Jahrgang 1988, dass sie weinen musste, als sie sich endlich eingestehen konnte, trans* zu sein. Mit der Entscheidung, sich dem zu stellen und zu sich selbst zu stehen, fühlte sie sich aber endlich frei. Sie erzählt, wie schmerzlich es dann war, dass gefühlt jede*r in ihrem Umfeld dachte, einen Kommentar zu diesem Coming-out abgeben zu dürfen, und viele Leute auch heutzutage noch glauben, dass trans* Personen nur Aufmerksamkeit erheischen wollen. Gialu, zehn Jahre jünger, erzählt vom Coming-out als nicht binär und der Angst, im Freund*innenkreis und in der Familie nicht akzeptiert zu werden.
„Auch, dass ich trans* bin, ist nur ein Label, damit andere mich einordnen können."
Gazelle berichtet, wie sich ihre sexuelle Orientierung vom schwulen Mann mit der Transition nicht automatisch zu hetero änderte, nur weil sie hauptsächlich auf Männer steht. Sie erzählt, wie sie Gialu kennenlernte und erst nicht wahrhaben wollte, dass sie eine nicht binäre Person sexuell attraktiv finden könnte. Sie schreibt: „Auch, dass ich trans* bin, ist nur ein Label, damit andere mich einordnen können. Ich brauche es nicht unbedingt. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, auf sämtliche Labels zu verzichten.“
Ehrliches Debüt über Selbstfürsorge
Beide schildern, wie sie jeweils zu ihren Namen fanden, berichten von internalisierter Queerfeindlichkeit und deren Überwindung, von Rollenklischees, davon, wie sie mit alltäglichen Hausarbeiten umgehen oder mit handwerklichen Aufgaben. Sie teilen Storys aus ihrer Partnerschaft, wie sie anfangs beide Angst vor einer romantischen Zweierbeziehung hatten. Dass sie sich später genau darauf einlassen konnten, liege an ihrem offenen Austausch über Zweifel, Befürchtungen und Erwartungen.
Die beiden Social-Media-Persönlichkeiten mit Millionen von Follower*innen berichten insgesamt über „25 erste Male“: über Rasuren, Frisuren, heimliche Liebschaften, schwierige Familienbeziehungen, über Fehlerfreundlichkeit, Toilettenprobleme, Glaswände, Humor, finstere und sonnige Momente. Dazu geben sie Tipps zu Selbstfürsorge, Wertschätzung, das Setzen von Grenzen, und sie beschreiben, wie wichtig im Alltag gegenseitige Aufmerksamkeit und Bestätigung sowie Respekt vor sich selbst und der anderen Person sind: das volle Empowerment-Programm.
Gazelle und Gialu haben mit „Never Not Changing“ ein ehrliches, mutiges Debüt hingelegt, das informativ, unterhaltsam und spannend ist. Ein Buch, das deutlich macht, wie strapaziös sich der Alltag von trans* und nicht binären Personen gestaltet, weil zu viele Leute immer noch zu schlecht informiert sind.

Gazelle & Gialu: „Never Not Changing. 25 erste Male“ (illustriert von Patul)
256 Seiten, 20 Euro
leykamverlag.at
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