Queerer Wagenplatz: Wie geht´s weiter für die Mollies?
Das Kollektiv Mollies hat mit seinem Wagenplatz einen Schutzraum von und für LGBTIQ* geschaffen. Aber diese Oase in der Rummelsburger Bucht muss nun baupolitischen Zielen der Stadt weichen. Die Mollies hoffen, ihr Projekt an anderer Stelle fortführen zu können
Für ein Aquarium, großzügige Büro- und Wohneinheiten mit Spielplatz und Gastronomie, die um den „neuen” Bahnhof Ostkreuz entstehen, müssen die Mollies weichen. „Inzwischen sieht das hier aus wie auf dem Sperrmüll, es war aber mal unser Zuhause“, beschreibt Luca – eines der zehn verbliebenen Mitglieder des queeren Kollektivs – mit Galgenhumor den teils bereits abgebauten Wagenplatz.
Trotz Klinkenputzen bei Behörden, Politiker*innen und Vermieter*innen sowie zahlreichen Demos heimsten die Mollies lange nur Lippenbekenntnisse und leere Versprechen ein. „Mittels Senatsbeschluss wurden uns Unterstützung bei der Findung eines Ausweichgrundstücks und im Koalitionsvertrag die Rechtssicherheit für Wagenplätze zugesichert.”
Das Schicksal der Mollies lässt auch an die Räumungen des Køpi-Wagenplatzes (2021) oder der Liebig34 (2020) denken, als Menschen teils gewaltsam aus ihren alternativen Wohncommunitys herausgeholt wurden.
Am 15. Januar 2022 ist Deadline für die Räumung des bisherigen Standortes der Mollies an der Rummelsburger Bucht. „Die rechtliche Lage ist bei uns anders als zum Beispiel bei der Liebig34 und dem Køpi-Wagenplatz”, erklärt Luca. Die Mollies werden die Zwangsvollstreckung notgedrungen akzeptieren, um dem Gerichtsvollzieher und den Hundertschaften der Polizei zu entgehen. „Wir haben keine Wahl und werden ganz brav ausziehen.”
Neues Grundstück?
Hilfe kam von der Abgeordneten Hendrikje Klein von den Linken. „Sie hat sich wirklich über zwei Jahre für uns ins Zeug gelegt und uns als Einzige mit Taten unterstützt“, erkennt Luca ihren Einsatz an. Dank dieser Zusammenarbeit haben sie Aussichten auf einen neuen Rückzugsort in Marzahn. Mehr Infos zu dem Grundstück möchte man aber im Moment noch nicht verraten. „Unsere allerallergrößte Angst bleibt, dass uns irgendeine politische Gruppierung oder Partei einen Strich durch die Rechnung machen wird.“
Schlechte Erfahrungen hat man hier mit dem Lichtenberger Bezirksstadtrat Martin Schaefer von der CDU gemacht, dem das Straßen- und Grünflächenamt untersteht, das zum Beispiel über die Nutzung verwilderter Brachen mitentscheidet. Gegenüber Luca habe er gesagt, dass das Kollektiv für ihn keine gesellschaftliche Relevanz hätte und sie deswegen auch nicht erwarten könnten, irgendetwas zu bekommen. Die Mollies sind sich sicher, dass sie ohne Martin Schaefer bereits auf einem Grundstück untergekommen wären.
Unterstützen kann man die Mollies über ihre Crowdfunding-Seite. Für Luca ist klar: „Ohne unsere Friends und Allies hätten wir diesen kräftezehrenden Kampf nicht durchgestanden.“
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