Olympia? Nein, danke!
Seit 30 Jahren gibt es den queeren Schwimmverein der Berliner Regenbogenforellen. Für SIEGESSÄULE sprach Bo Wehrheim mit Yves und Ina vom Verein darüber, warum sie die Gay Games besser als Olympia finden und wie sich die Sportlandschaft verändern muss
Ina, du bist seit 16 Jahren Trainerin bei den Regenbogenforellen. Wer seid ihr und was macht euch aus? Ina: Wir sind ein queerer Schwimmverein und offen für alle Level. Die einen wollen ihre Technik verfeinern oder für Wettkämpfe trainieren, andere suchen im Wasser Entspannung und Gesellschaft. Bei uns steht der Spaß am Schwimmen im Vordergrund.
Die Regenbogenforellen werden dieses Jahr 30 Jahre alt, und Ina, du hast über die Hälfte der Zeit miterlebt. Was hat sich verändert? Ina: Der Verein wurde 1994 von mehreren Lesben und Schwulen gegründet, um gemeinsam zu trainieren und bei Wettkämpfen anzutreten. Seitdem ist das Interesse immer weiter gestiegen und wir bieten heute jeden Tag Schwimmtraining für 175 Mitglieder*innen an.
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Yves, du bist seit März dieses Jahres Mitglied. Warum hast du dich dazu entschieden, in einem queeren Team zu trainieren? Yves: Ich bin schon immer gern geschwommen und habe auch mal an einem Rettungsschwimmkurs teilgenommen – da habe ich aber sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Mittlerweile mache ich Kampfsport und bin verletzungsbedingt wieder zum Schwimmen gekommen. Nachdem ich mich durch alle Berliner Frei- und Hallenbäder geschlagen habe, hatte ich irgendwann Bock, mehr Technik zu lernen. Nach meinen Erfahrungen mit allgemeinem Schwimmtraining kam für mich eigentlich nur ein queerer Schwimmverein infrage
Guckt ihr Olympia? Yves: Nee, gar nicht. Ina: Nicht durchweg, aber ich schaue auf jeden Fall beim Schwimmen rein. Es ist schon interessant, aber ich finde die Gay Games spannender.
Du findest die Gay Games spannender als Olympia? Warum? Ina: Na, weil es eine große queere Familie ist, die zusammen einen großen Wettkampf ausgestaltet, der wirklich für alle ist und wo wir miteinander sein können. Yves: Für mich sind Veranstaltungen wie die Gay Games auch spannender, weil es einen riesigen Unterschied macht, dass ich da im Gegensatz zu Olympia live dabei sein kann. Das macht einfach riesigen Spaß.
Außerhalb von queeren Sportevents wie den Gay Games treten Athlet*innen in starren Geschlechterkategorien gegeneinander an. Das ist nicht nur für trans Menschen ein Problem. Wie geht ihr als queerer Verein damit um? Ina: Das ist wirklich total schwierig. Einerseits setzen wir dem unsere eigenen Wettkämpfe entgegen. Ein weiteres Beispiel dafür ist der Goldfisch Cup. Das ist ein Schwimmwettkampf, bei dem jede*r mitmachen kann. Gleichzeitig sind wir aber auch bei klassischen Wettkämpfen vertreten und suchen das Gespräch mit den Ausrichtenden und dem Deutschen Schwimmverband. Da geht es nicht nur um die Kategorien und die Wertung, sondern auch um passende Kleidung und Umkleiden für Athlet*innen aller Geschlechtsidentitäten. Aber da bewegt sich leider nicht viel und das ärgert uns.
Letztes Jahr gab es beim Schwimmweltcup in Berlin erstmalig eine offene Kategorie für queere Athlet*innen. Angemeldet hat sich dafür aber niemand … Yves: Eine offene Geschlechtskategorie mag ein Fortschritt sein, ist aber nichts, worauf wir uns ausruhen können. Sport muss für alle zugänglich sein, und das heißt, nicht nur Queers einzubinden, sondern zum Beispiel auch Menschen mit Behinderung im Sport zu stärken. Es bleibt also noch viel zu tun.
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