Queerer Schwimmen
Der „Queere Takeover“ im Kreuzberger Prinzenbad ging diesen Sommer schon in seine zweite Saison. Wir sprachen mit Lavinia*, die das Events 2020 ins Leben gerufen hat, über Safer Spaces, Regenbogen-Umkleiden und Glamour am Pool
Lavinia, den „Queeren Takeover“ im Prinzenbad gibt es schon seit letztem Jahr. Wie hat alles angefangen? Vor der Pandemie fand im Prinzenbad der Queer Summer Splash statt (LGBTIQ*-Badetag organisiert von SIEGESSÄULE, Anm. d. Red.). Dieses Event hat im letzten Sommer echt gefehlt. Generell sind ja viele Events der queeren Community durch die Pandemie weggebrochen und ich dachte, es wäre Zeit, alternative Orte zu schaffen, damit wir uns trotzdem noch begegnen können. Es gibt auch gar nicht so viele Räume in Berlin, wo ich als fette, nicht-binäre Femme sein kann, besonders mit wenig Kleidung an.
Und warum liegt dir das Prinzenbad besonders am Herzen? Für mich ist dieses Bad immer ein queerer Ort gewesen. Queere Sportvereine machen dort ihre Schwimmkurse, das Publikum ist auch queer offen. Und die Crew ist super nett – ich habe das Gefühl, dass sie bei Bedarf ansprechbar ist. Ich gehe oft alleine dort schwimmen und fühle mich wohl. Seit dem Anschlag in Orlando hängt eine Regenbogenfahne am Eingang, es ist sehr schön, bei jedem Besuch durch diese Fahne begrüsst zu werden. Ich finde außerdem gut, dass es seit dem „Queer Summer Splash“ eine queere Umkleide gibt. Ich mag auch das Riesenschachspiel, das Café, die riesige Grünfläche dahinter... Man kann in diesem Freibad locker ein paar sehr schöne Stunden verbringen.
„Allein, dass wir uns gegenseitig sehen, uns vielleicht zulächeln oder mal einen Ball rüberschmeissen – das macht den Raum schon safer.“
Der „Takeover“ ist ja quasi ein Aufruf an die queere Community, gemeinsam einen temporären Safe Space im Freibad zu schaffen. Wolltest du damit auch diejenigen ermutigen, die sich aufgrund ihrer Queerness sonst nicht trauen, ins Schwimbad zu gehen? Das war ja der Plan: dass sich für Leute eine Tür öffnet, die sich sonst vielleicht eher nicht vorstellen können, schwimmen zu gehen. Ich habe viele Friends, die seit Jahren nicht im Schwimmbad waren. Weil sie irgendwie Angst vor Diskriminierung haben, entweder aufgrund von Körperlichkeit oder von Trans*feindlichkeit. Manche auch wegen Homophobie. Beim „Takeover“ sind wir sind ja immer noch durch die Pandemie in sozialer Distanzierung, in unseren kleinen Gruppen. Aber allein, dass wir uns gegenseitig sehen und gesehen werden, und uns vielleicht zulächeln oder mal einen Ball rüberschmeissen – das macht den Raum schon safer.
Am kommenden Sonntag findet das Event zum vorletzten Mal in dieser Saison statt. Was muss ich tun, wenn ich dabei sein möchte? Unser Time Slot ist von 16:15 bis 20:00 im Prinzenbad. Auf der Website der Berliner Bäder-Betriebe kann man ab Mittwoch Nachmittag ein Ticket kaufen. Man sollte sich am besten beeilen – wegen der Pandemie gibt es ja nur ein begrenztes Kontigent pro Zeitfenster.
Ist das Ganze eher für FLINT* gedacht oder sind auch andere Teile der queeren Szene eingeladen? Momentan ist es eher ein FLINT*-Event, weil ich vor allem mit Leuten aus der FLINT*-Szene vernetzt bin, das „Takeover“ ist aber auf jeden Fall für alle Leute offen, die sich als queer identifizieren.
Gibt es eine Art Programm? Nein, die Leute bringen einfach alles mit, was sie für einen glamourösen Pooltag brauchen. Ja, Glamour ist wichtig, den bringe ich mit, andere Leute auch. Wir treffen uns rund um das Schwimmbecken, wir gehen schwimmen, wir essen Pommes und wir liegen in der Sonne.
Wenn wir Glück haben und die Pandemie nächsten Sommer endlich vorbei ist, wird das „Queere Takeover“ weiter stattfinden? Meine Hoffnung ist, dass sich dies als regelmässiger Termin in der queeren Community etabliert und ein Selbstläufer wird. Dass die Leute einfach wissen: immer am letzten Sonntagnachmittag im Monat treffen wir uns Prinzenbad. Oder sagen wir lieber: Prinz*essinnenbad. (lacht)
„Queer Takeover at Sommerbad Kreuzberg“, 29.08. und 19.09., 16:15-20:00, Prinzenbad
Buchung der Online-Tickets ab dem 20.08. um 16:15 auf der Seite der Berliner Bäder Betriebe
* Name von der Redaktion geändert
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