Queerer Filmpreis: Einblicke zum 39. Teddy Award
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In diesem Jahr erwartet uns ein jüngerer Teddy-Award-Vorstand, eine kürzere Preisverleihung und wie immer eine ganze Menge queerer Filme. Im Interview geben Panorama-Leiter und Co-Direktor Film Programming Michael Stütz, Teddy-Gründungsmitglied Rica Takayama und Newcomer Gerrit Woltemath einen Vorgeschmack auf die 75. Berlinale
Michael, dieses Jahr gibt es wieder viele queer relevante Filme im Berlinale-Programm. Selbst wenn man eine solche Frage als Programmkurator kaum beantworten kann: Was sind deine drei Highlights? Michael Stütz: Angesichts der aktuellen, globalen politischen Krise und des enormen Rechtsrucks, die queere Rechte bedrohen, ist jetzt Kampf angesagt, und zwar um Narrative zu finden, die ein Gegenbild entwerfen zu dem, was wir von der rechten Rhetorik in den USA permanent hören, zum Beispiel der Film „Dreams in Nightmares“ von Shatara Michelle Ford. Hier geht es um Freundschaft, Zusammenhalt unter drei Schwarzen queeren Femmes, um Selbstermächtigung und Selbstbestimmung. Wir haben auch wieder Rosa von Praunheim dabei mit dem großartigen Film, „Satanische Sau“, eine Reflexion über sein Leben als Künstler, Aktivist, Filmemacher, aber auch als Privatperson. Er setzt sich mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Tod auseinander, immer mit einem starkem Augenzwinkern. So ganz weiß man ja nie, ob Rosa es ernst meint oder nicht, der Film klingt aber tatsächlich wie ein Schwanengesang. Ich möchte sonst noch „Queer as Punk“ nennen, eine Doku aus Malaysia und Indonesien über eine queere Punkband. Es sind ganz tolle Protagonist*innen, die man auf Tour aber auch in ihrem Aktivismus begleitet, in einer Gesellschaft, wo es noch viel für LSBTIQ+ Anerkennung zu kämpfen gibt.
„Tricia hat auch eine irrsinnige Begeisterungsfähigkeit, die total ansteckend ist. Diese Aufbruchsstimmung nach ihrer Ankunft hat man sehr gespürt.“
Wie läuft die Arbeit mit der neuen Intendantin Tricia Tuttle? Was hat sich geändert seitdem sie die Leitung der Berlinale übernommen hat? Und was sind eure Hoffnungen für die Zukunft? M. S.: Die Zusammenarbeit ist großartig, sehr kollaborativ und kommunikativ, was in diesem Job einfach wichtig ist. Tricia hat auch eine irrsinnige Begeisterungsfähigkeit, die total ansteckend ist. Diese Aufbruchsstimmung nach ihrer Ankunft hat man sehr gespürt. Ihre Handschrift sieht man natürlich auch im Gesamtprogramm des Festivals, vom Wettbewerb bis zur Perspectives. Für die Zukunft kann ich mir nur wünschen: Weiter so!
Im TEDDY-Verein scheint auch einiges neu zu sein: Ein Generationswechsel hat vor Kurzem im Team stattgefunden. Gerrit Woltemath: Mabel Aschenneller haben wir im letzten Jahr verabschiedet nach über 25 Jahren als Geschäftsführer des TEDDY und einer der Gründer des Vereins.
Rica Takayama.: Mabel und ich sind aus der gleichen Generation. Ich bin 69 und wirklich schon sehr lange dabei. Wir haben diese Gelegenheit genutzt, uns zu verjüngen, und haben das großartige Glück gehabt, dass Gerrit bereit war, im TEDDY-Vorstand mitzumachen. Die Verleihung wird wieder von Thomas Malz und Elser Maxwell produziert, schon zum 16. Mal, eine wundervoll bewährte Zusammenarbeit.
Dieses Jahr bekommt die queere Filmikone Tilda Swinton einen Ehrenbär ... R.T: Tilda gehört zur Berlinale schon seitdem sie mit ihrem ersten Film „Caravaggio“ von Derek Jarman hier war. Sie ist eine Freundin des Panoramas und war öfter auf den TEDDY-Partys, auch wenn sie nicht ausgezeichnet wurde.
M. S.: Sie war glaube ich 25 mal beim Festival als Schauspielerin dabei, im Forum, im Panorama und im Wettbewerb. Es gibt fast niemanden, der so viel Geschichte mit dem Festival in den letzten vier Jahrzehnten teilte.
Der Regisseur Todd Haynes („Velvet Goldmine“, „I'm Not There“, „Carol“ …), der Jurypräsident der diesjährigen Berlinale, wird auch mit dem Special TEDDY ausgezeichnet. Was schätzt ihr an seinen Filmen? M.S.: 1991 hat er bereits den TEDDY für sein Langilmdebüt „Poison“ gewonnen. Todd Haynes hat das Queer Cinema mitbegründet und ist immer noch einer der umtriebigsten queeren Regisseure, der weiterhin großartige Filme macht. Wir sind alle große Fans.
Seit mehreren Jahren hat die TEDDY-AWARD-Verleihung und die anschließende Party in der Volksbühne einen Hafen gefunden. Was ist dieses Jahr neu? G.W: Die Preisverleihung ist diesmal mit 90 Minuten straffer geplant. Wir wollen uns auf die Filme und die Preisträger*innen fokussieren, wir vergeben insgesamt wieder fünf Preise. Unsere dreiköpfige Jury wird im Festival 18 Spielfilme gucken, vier Dokumentarfilme und elf Kurzfilme. In diesen Kategorien und einem Jury Preis werden die TEDDYs vergeben. Das Bühnenprogramm wird aber natürlich auch wieder nicht zu kurz kommen, mit Live-Acts von der queer-feminitischen Rapperin und Aktivistin Ebow und der Sängerin Jade Pearl Baker. Im Anschluss, während der Afterparty in den Salons, wird es auch ein After Show Bühnenprogramm mit Dragperformer*innen wie Kelly Heelton und Nikita Vegas von „Drag Race Germany“ im Foyer geben, aber auch, worauf ich mich sehr freue, mit der Berliner Dragperformerin und trans Aktivistin Kaey.
Teddy-Begleitprogramm zur Berlinale:
Teddy Jury Reception & Teddy Award Welcome Party, 14.02., 23:00, SchwuZ
Teddy Talents Talk: Listen To Your Heart!, 18.02., 14:30, HAU2
Queer Your Programm; Speedy Film Pitches, 19.02., 17:00, Gropius Bau Kino
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