Queere Sichtbarkeit im Wedding mit „Rosa Bonheur“
Alle zwei Wochen verwandelt sich das Café Dujardin in eine interaktive Bühne für Drag, Musik und Performancekunst. Die Veranstaltungsreihe Rosa Bonheur bringt queere Sichtbarkeit in den Wedding und schafft einen Begegnungsort für die LGBTIQ*-Community und den Kiez
Für viele ist der Wedding ein blinder Fleck auf dem queeren Stadtplan. Schluss damit, dachten sich der Schauspieler Thomas Kellner a.k.a. Rosetta Stone und die Multimediakünstlerin Josephin Hanke. Im vergangenen Herbst initiierten sie den queeren Barabend „Rosa Bonheur c.u.n.t“, benannt nach der lesbischen Malerin. Der Zusatz „c.u.n.t“ steht für „See you on Tuesday“, denn der Barabend im Café Dujardin in der Uferstraße 12 findet alle zwei Dienstage ab 18 Uhr statt. Das Konzept: interaktives Kabarett mit Drag, Musik, Performance, Poesie und Videokunst. Wer eine Idee hat und performen möchte, darf sich bei den Veranstalter*innen melden. Neben Thomas und Josephin haben hier unter anderem die Künstler*innen Nolundi Tschudi, Kinga Ötvös und Constanze Klar mitgewirkt. Als Thomas und Josephin im letzten Jahr beide eine berufliche Durststrecke hatten, taten sie sich zusammen. „Ich fand die Idee gut, das Prekariat zu nutzen, um etwas Nachhaltiges für den Stadtteil und die queere Landschaft in Berlin zu schaffen“, erzählt Josephin. Das ist dem Duo in der kurzen Zeit schon gelungen: Der Barabend hat sich schnell außerhalb vom Kiez herumgesprochen. „Auch aus Friedrichshain und Kreuzberg kommen Gäste“, sagt Thomas. Neben der Veranstaltungsreihe im Café Dujardin findet einmal im Monat samstags eine besondere Ausgabe im Cocoon Café in der Exerzierstraße 14 statt. „Dort ist ein jüngeres Publikum unterwegs, es ist etwas partymäßiger mit DJ-Sets und es geht teilweise bis spät in die Nacht“, so Thomas. Wegen der Anwohner*innen ist im Café Dujardin um Mitternacht Schluss.
Make Wedding gay again!
Was Rosa Bonheur von vielen queeren Shows unterscheidet: Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Bühne und Publikum, aber auch zwischen Performer*in, Gast und Gastro: Der Barkeeper, der eben noch Getränke servierte, begleitet den Eröffnungssong an der Gitarre, während Thomas als Dragqueen Rosetta Stone singend durch die Räume schwebt und die ganze Kneipe zur Bühne macht. Dieses Prinzip verleiht dem gemütlichen Barabend eine konfrontative Note – etwa wenn am Dienstag der US-Wahl die Gäste aufgefordert werden, Faschingsmasken mit den Gesichtern von Trump oder Putin aufzusetzen, während Rosetta Stone „Make Wedding gay again“ ruft und antifaschistische Lieder von Georg Kreisler anstimmt. „Das Kabarett ermöglicht es, unmittelbar mit den Zuschauer*innen in Kontakt zu treten“, erklärt Josephin. Genau das steht im Zentrum von Rosa Bonheur, nicht nur, wenn das Publikum aus seiner Komfortzone gelockt wird, sondern auch durch den Barabend als Brücke zwischen Kiez und LGBTIQ*-Community.
„Das Kabarett ermöglicht es, unmittelbar mit den Zuschauer*innen in Kontakt zu treten.“
Oft heißt es, der Wedding sei im Kommen und doch kommt er nie. Zumindest für die queere Szene im Bezirk könnte sich das bald ändern, denn Thomas und Josephin haben viel vor. Josephin wird im neuen Jahr ein lesbisches Filmprogramm im Café Dujardin organisieren und Thomas lässt verlauten: „Es ist zwar noch ein Luftschloss, aber wir möchten gern ein queeres Straßenfest im Wedding machen.“ Einige potenzielle queere Mitstreiter*innen gibt es dort immerhin, die Curly Bar, das Café Cralle oder das Ballhaus Prinzenallee. Wir dürfen gespannt sein!
Rosa Bonheur
03.12.,17.12., 18:00
Café Dujardin
21.12., 20:00
Cocoon Café
instagram.com/rosabonheur_cabaret
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