Queere Serien auf Netflix
Im Moment erleben Streamingdienste einen unglaublichen Boom: In der Schweiz überlegt der Bundesrat gerade einen Stopp für Netflix und Co., weil das Datennetz überlastet ist. In Deutschland ist dies glücklicherweise noch nicht der Fall. Wir haben hier ein paar queere Serientipps für euch, die auf Netflix zu sehen sind
Zugegeben, für Bingewatcher und regelmäßige Nutzer*innen von Streamingdiensten wie Amazon Prime oder Netflix ist es schwer, überhaupt noch spannende Serien zu finden, die man noch nicht schon längst gesehen hat. Doch es könnten sich ja in Zeiten von Corona durchaus ein paar Menschen ins online verfügbare Serienuniversum begeben, die das bisher vermieden haben.
Und gerade Netflix ist für seine vielen queeren Produktionen bekannt: Neben den ganz offensichtlich LGBTI*-relevanten Serien wie der stark lesbischen Knastserie „Orange Is The New Black“, „Pose" über die Ballroom-Szene in New York oder der neuen Fassung von Maupin‘s „Tales Of The City“ gibt es natürlich jede Menge Serien in denen Homo-Charaktere eine zentrale Rolle spielen. Zu erwähnen ist hier vielleicht die Dauerbrenner-Sitcom „Modern Family“, in der unter anderem zwei etwas nervig klischeehafte Schwuletten als Teil einer großen Patchwork-Familie ihr Unwesen treiben. Oder die Rentner*innen-Sitcom „Grace & Frankie“ mit den großartigen Schauspielerinnen Jane Fonda und Lily Tomlin. Die Story handelt von zwei älteren Frauen, die sich zu besten Freundinnen entwickeln, nachdem ihre beiden Ehemänner sich nach etlichen Ehejahren, rechtzeitig zum Ruhestand, zu ihrer Homosexualität bekannt haben.
Auch der Zombie-Straßenfeger „The Walking Dead“ überzeugt nicht nur durch jede Menge dystopischen Grusel, sondern vor allem durch eine neue Gesellschaftsordnung nach der Apokalypse, die jegliche Form von Homophobie, Rassismus und Sexismus hinter sich gelassen zu haben scheint. Hautfarbe, Geschlecht und sexuelle Orientierung werden zu Randnotizen im Kampf gegen die röchelnden Körperfresser. Äußerst erfrischend.
Wirklich überraschend und vielleicht noch nicht von allen entdeckt sind die Netflix-Serien „Chilling Adventures of Sabrina“, in deren Zentrum (ähnlich wie in der 90er-Sitcom) die Teenage-Hexe Sabrina Spellman steht, und die britische Produktion „Sex Education“ um den Teenager Otis, der an seiner Schule heimlich Sexualberatung anbietet. Erstere überzeugt nicht nur durch eine schaurig düstere Grundstimmung, die ganz im Stile klassischer Halloween-Filme gehalten ist, sondern auch mit der Nebenfigur Theo Putnam. Theo wird zunächst als Sabrina Freundin Susie eingeführt, hat nach wenigen Folgen sein Coming-out als trans Mann und verliebt sich im späteren Verlauf der Serie in einen Kobold. Die Darstellung dieser Figur geschieht mit einer respektvollen und einfühlsamen Selbstverständlichkeit, die bemerkenswert ist. „Sex Education“ begeistert nicht nur mit einem grandiosen Soundtrack (für die zweite Staffel übrigens vom queeren Indie-Musiker Ezra Furman), witzige und ebenso bewegende Geschichten und Dialoge, sondern auch durch jede Menge queerer Charaktere. Allen voran der schwule Eric Effiong, der beste Freund des Protagonisten Otis, und die pansexuelle Ola Nyman, die nach ihrer Beziehung mit Otis eine lesbische Romanze mit der unfassbar queeren Außenseiterin Lily Iglehart beginnt. Diese Serie ist nicht nur äußert unterhaltsam, sondern bietet, im wahrsten Sinne, gleichzeitig jede Menge Aufklärung zu queeren Themen und Sexualität.
Wer es nicht unbedingt LGBTI*-lastig bei den Charakteren, aber dennoch irgendwie queer und rebellisch braucht, dem sei zum Abschluss noch die britische Serie „The End Of The Fucking World“ empfohlen. Eine tolle Story mit großartigen Bildern um die beiden Teenager und Hardcore-Außenseiter*innen James und Alyssa, die gemeinsam der Gesellschaft und ihren Zwängen den Stinkefinger zeigen und sich auf eine Art Roadtrip begeben.
Und auch darüber hinaus wird man zahlreiche queere Geschichten finden, die zeigen, welche Vielfalt und Diversität der Serienkosmos mittlerweile zu bieten hat.
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