Queere Initiative organisiert Nachbarschaftshilfe
Über ein Online-Formular auf der Webseite des Berliner „Karada House“ sollen Leute, die Unterstützung brauchen, mit denen vernetzt werden, die Support anbieten können
Kultureinrichtungen und Clubs sind zu, Schulen werden geschlossen: die Stadt Berlin ergreift derzeit eine Reihe von Maßnahmen, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2 Virus) einzudämmen.
Die gestiegene soziale Isolation bereitet aber auch viele Probleme. Wie geht es etwa älteren oder bereits immunschwachen Personen? Was machen die, die alleine schlecht zurecht kommen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr trauen, selbst vor die Tür zu gehen, oder die besonderen Support brauchen? Wie meistern jene, die sich ohnehin schon in schwierigen Lebenssituationen befinden, jetzt ihren Alltag?
Eine solidarische Initiative unter dem Motto „Queer Relief for Covid-19“ hat kürzlich das Berliner Karada House gestartet. Die Idee: in ein Online-Formular können sich alle eintragen, die Hilfe benötigen – und ebenso all jene, die Unterstützung anbieten können.
Organisiert werden soll damit eine „ad hoc Hilfe für queere und anderweitig marginalisierte Menschen in Berlin, die Hilfe brauchen, weil sie ein schwaches Immunabwehrsystem haben, chronisch krank, asthmatisch oder älter sind,“ so das Karada House auf seiner Webseite. Angeben kann man in dem Formular unter anderem, welche Hilfestellungen man genau benötigt oder sich vorstellen kann, für andere zu übernehmen: von einkaufen oder Mahlzeiten vorbeibringen bis hin zu dem Angebot, Leute zu finden, mit denen man reden kann. Auch Menschen, die in Quarantäne sind und Unterstützung brauchen, können sich melden – am besten über das Formular, oder auch per mail an das Karada House, einem queeren (Kunst-)raum in Berlin, in dem sonst z. B. regelmässige Bondage- und Kinkevents stattfinden.
Vorlage für das Formular lieferte die britische Initiative „Queercare“. Das Wording wurde an Berlin angepasst und der Aufruf auf Englisch und Deutsch veröffentlicht. Wichtig auch: die Angabe des eigenen Wohnbezirks. Denn auf die Beine gestellt werden soll eine Art leicht zugänglicher Nachbarschaftshilfe.
„Nicht jede*r verfügt bereits über ein Care-System“, erklärt das Karada House gegenüber SIEGESSÄULE. „Und nicht alle fühlen sich sicher genug, um Nachbar*innen oder Fremde direkt um Hilfe zu fragen. Lasst uns nicht in Panik verfallen – sondern uns einfach jetzt gegenseitig helfen.“ Ähnliche Aktionen würden gerade z. B. in Köln, Bordeaux und Paris gestartet.
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Die Initiative sucht dringend weitere Helfer*innen. „Die Anzahl von Menschen, die Hilfe brauchen, steigt an," so das Karada House. Um auch kurzfristige finanzielle Unterstützung anbieten zu können, wurde außerdem eine Crowdfunding Kampagne ins Leben gerufen.