Abgesagt! Protestaktion im Regenbogenkiez
Für Dienstag, den 19.07., planen die Wirt*innen im Regenbogenkiez eine Protestaktion, weil sie ihre wirtschaftliche Zukunft in Gefahr sehen. Der Nollendorfplatz soll besetzt werden.
Update 18.07.: Die Veranstaltung wurde heute abgesagt! Das Café Rome und Romeo in der Motzstraße gab über Facebook folgendes bekannt: „Liebe Freunde, am letzten Freitag fand ein weiteres Gespräch im Bezirksamt statt. Wir konnten eine Lösung für unser Anliegen erreichen mit dem wir nun gut leben können. Deswegen sagen wir die geplante Aktion für morgen ab. Wir danken allen Personen die sich für uns stark gemacht haben."
Corona, Inflation, Energiekrise: die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für Betriebe sind enorm. Das betrifft auch die queere Infrastruktur wie z. B. im Regenbogenkiez am Nollendorfplatz. Die Interessengemeinschaft der Gastronomen und Wirte im Regenbogenkiez und den angrenzenden Straßen will am Dienstag, den 19.07., mit einer lautstarken Aktion auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen. Zumal sie eine deutliche Verantwortung für die wegbrechenden Einnahmen auch beim Bezirksamt Tempelhof Schöneberg sehen.
In den letzten zwei Jahren fiel es nicht nur im Schöneberger Kiez auf: Gastwirt*innen von Kneipen und Restaurants konnten sich ordentlich auf den Bürgersteigen ausbreiten – auch über die Länge ihres eigenen Ladens hinaus. Doch damit soll nun Schluss sein, zumindest in Schöneberg. Das Bezirksamt will die sogenannten „Sondernutzungsflächen“, sprich mehr Stühle im Außenbereich als normal, nicht länger erlauben.
Ufuk Erol vom „Romeo und Romeo“ und Ralph Ehrlich, der sich für die Interessengemeinschaft der Gastronomen und Wirte im Regenbogenkiez engagiert, sind über diese Entscheidung äußerst unglücklich, wie sie gegenüber SIEGESSÄULE betonen: „Weniger Tische draußen bedeuten auch weniger Einnahmen und bei den hohen Temperaturen setzen sich natürlich kaum Gäste gerne in den Innenbereich. Wir haben nur die Sommermonate mit erweitertem Platzangebot, um die entgangenen Umsätze aus den vergangenen Jahren auszugleichen.“ Besonders ärgerlich dabei: Andere Bezirke wie Mitte oder Kreuzberg-Friedrichshain agieren entspannter und wollen an der Corona-bedingten Übergangslösung bis auf Weiteres erstmal festhalten.
Wirtschaftliche Nachteile
Das schlägt natürlich auf die Laune im Kiez und hat auch ganz handfeste wirtschaftliche Nachteile, sagen Erol und Ehrlich: „Schon jetzt hat zum Beispiel der Wirt der Rheinhessischen Weinstube in der Motzstraße durch die Wegnahme der Tische fast 50 Prozent an Einnahmen eingebüßt, was zur Kündigung eines Mitarbeiters führte. Andere Wirte berichten vom Wegbleiben von Gästen, da ihnen die Abstände an den Tischen zu eng sind, und auch die Gäste verstehen nicht, warum das Konzept vom letzten Jahr nicht weitergeführt wird. Wir brauchen einfach den Platz auf öffentlichem Gelände.“
Das Thema berührt natürlich auch ganz grundsätzlich die Frage nach der Existenz vieler Kneipen im Kiez, die durch zwei Jahre Corona oft ohnehin schon finanziell arg gebeutelt dastehen. „Auch die zu erwartenden höheren Energiekosten im kommenden Winter machen uns Sorgen und werden einige von uns an den Rand der Existenz führen“, sagen Erol und Ehrlich. Man könne nicht alle Kosten an die Gäste weitergeben. Gerade in Berlin würden Leute auch wegbleiben, wenn die Preise für Speisen und Getränke zu stark stiegen. „Das Bezirksamt will auf den Stand vor Corona zurück mit den Regeln für die Außengastronomie. Anders lässt sich die Haltung des Bezirksamts nicht erklären. Scheinbar hat niemand in der Bezirksverwaltung uns auf dem Schirm und man geht davon aus, dass die Gastronomie im Bezirk sich schon selbst helfen wird.“ Doch das sei eben ein Trugschluss, so Erol und Ehrlich.
Protest am 19. Juli
Gespräche, die mit dem Bezirksamt geführt worden sind, fielen leider auf keinen fruchtbaren Boden. Deswegen plant die Interessengemeinschaft der Gastronomen und Wirte im Regenbogenkiez am 19.07. zwischen 16:00 und 17:00 Uhr eine Protestaktion am Nollendorfplatz: „Wir wollen am kommenden Dienstag mit Stühlen aus unseren Betrieben auf der Fahrbahn des Nollendorfplatzes unseren Unmut kundtun. Es werden Wirt*innen und Gastronom*innen über ihre Lage lautstark berichten. Wir wollen unserer Forderung, dass die Regelungen wie in den letzten zwei Jahren im Sommer auch dieses Jahr gelten sollen, Nachdruck verleihen.“ Sie laden die queere Community ein, sich an der Aktion zu beteiligen.
Update 18. Juli: Die Veranstaltung wurde heute abgesagt!
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