Pride-Straßenfest in Kreuzberg: „Let´s FLINTA* together!“
Am Samstag, den 21. August, findet der zweite „Flinta* Pride 36“ auf dem Kreuzberger Mariannenplatz statt
Schon zwanzig Jahre wohnt Tülin im Kiez. Seitdem, erzählt sie, sei manches schwieriger geworden – aber auch einiges besser. „Klar, hier fand viel Verdrängung statt. Wegen der steigenden Mieten mussten Leute wegziehen, Orte schließen.“ Gleichzeitig seien, gerade in den letzten Jahren, vielversprechende neue Initiativen entstanden. Wie zum Beispiel das Oya-Kollektiv, das Gesundheitszentrum Casa Kuá für trans*, inter* und queere Menschen, oder oax_constructions, ein Kollektiv queerer Tischler*innen.
Das Besondere, findet Tülin: einige dieser neuen Orte richten sich „explizit an queere BIPoC“ (kurz für Black, Indigenous, People of Color). „Ich finde es sehr wichtig, dass mehr Raum von uns und für uns entsteht... und damit auch mehr Power und Selbstbewusstsein als Bewegung.“ Von alleine komme das natürlich nicht, weiß Tülin, die in Kreuzberg unter anderem zehn Jahre lang den alternativen CSD mitorganisiert hat. „Das braucht eine bestimmte Dynamik und viele Kämpfe. Deshalb sind Veranstaltungen so wichtig, an denen wir uns vernetzen und Kräfte bündeln können.“
Programm am Mariannenplatz
Veranstaltungen wie der „Flinta* Pride 36“, Den Tülin gemeinsam mit anderen Aktivist*innen in diesem Jahr zum zweiten Mal organisiert. Im Namen verstecken sich zwei weitere Kürzel: Flinta* für Frauen*, Lesben, inter*, nicht binär, trans* und agender/asexuell. Außerdem die Zahl 36, die, wie Tülin erklärt, auf den lokalen Bezug des Events hinweisen soll. Als Berlin SO 36, oder auch Kreuzberg 36, ist ein kleinerer Teil Kreuzbergs bekannt, zwischen dem Landwehrkanal und dem historischen Luisenstädtischen Kanal. Die Bezeichnung kommt von dem alten Berliner Postzustellbezirk Südost 36, zu dem ursprünglich auch ein Teil von Mitte und Alt-Treptow gehörten.
Schauplatz für den „Flinta* Pride 36“ konnte in diesem Jahr leider, aufgrund der Pandemie, nicht die gesamte Mariannenstraße werden. Dafür hat das Team eine Kundgebung auf dem grünen und weiträumigen Mariannenplatz angemeldet.
Am Samstag, den 21. August, sind von 16 bis 22 Uhr Rede- und Musikbeiträge geplant, dazu Infostände von Initiativen. Angefragt wurden Gruppen, die zum Beispiel zur Situation von Queers in der Türkei, in Ghana oder Afghanistan arbeiten, oder das queere griechischsprachige Kollektiv Soli Tsoli*. Also lokal-global. „Die Leute, die sich in diesen Gruppen engagieren, leben ja ebenfalls hier im Kiez“ sagt Tülin. „Und versuchen von hier aus, in den Ländern etwas zu bewegen, zu denen sie eine persönliche Verbindung haben.“
„ Wir erfahren im Alltag nicht nur Feindlichkeit, weil wir queer sind. Wir erleben zum Beispiel auch, dass wir benachteiligt werden, weil unser Name nicht `deutsch genug` ist, weil wir `anders` aussehen, weil unsere Haarfarbe nicht passt.“
Der Flinta* Pride lege einen Fokus auf „Mehrfachzugehörigkeiten“, heißt es entsprechend im Einladungstext. Und auf „gelebte Intersektionalität“. Diese Schlagworte würden leider immer nur als „akademisch“ wahrgenommen, bedauert Tülin. „Aber: Intersektionalität ist kein akademisches Konzept, sondern meine Lebensrealität. Wir erfahren im Alltag nicht nur Feindlichkeit, weil wir queer sind. Wir erleben zum Beispiel auch, dass wir benachteiligt werden, weil unser Name nicht `deutsch genug` ist, weil wir `anders` aussehen, weil unsere Haarfarbe nicht passt. Wir sind Rassismus mit allen seinen Facetten permanent ausgesetzt, egal ob im Alltag oder institutionell. Das ist ja seit Jahren eine Auseinandersetzung in der Berliner queeren Szene: darauf aufmerksam zu machen, dass es eben nicht nur um Homophobie geht.“
Kundgebung und Straßenfest Flinta* Pride 36, 21.08., 16-22 Uhr, Mariannenplatz
Um Einhaltung der Abstandsregeln und Maskenpflicht wird gebeten. Außerdem appelliert das Team an Teilnehmer*innen, sich vor dem Event auf das Coronavirus testen zu lassen.
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