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PostOst-Gruppe in der Lesbenberatung: Meet-up für migrantische LGBTIQ*

10. März 2025 Amanda Beser/pb
Bild: privat
Kuba Wiese (re.) und Marysia Mazurek bei der Vorbereitung der „Queerogi Night“

Seit einem Jahr trifft sich in den Räumen der Lesbenberatung monatlich eine PostOst-Gruppe – offen für Menschen, die sich als queer oder „questioning“ verstehen und eine (süd-)osteuropäische oder postsowjetische Migrationsgeschichte haben. Wir sprachen mit Initiator*in Kuba Wiese über den besonderen Community-Space

Um sich nicht mehr allein zu fühlen, gründete Kuba Wiese eine queere PostOst-Gruppe in der Lesben­beratung. Der Begriff versucht den gemeinsamen Diskriminierungserfahrungen, die migrantisierte Menschen mit (süd-)osteuropäischen oder postsowjetischen Wurzeln machen, Ausdruck zu verleihen.

Kuba freut sich, dass das Angebot so gut angenommen wird. „Das Gefühl von Zugehörigkeit zu erleben ist sehr heilsam. Die Chance, sich zugehörig und verstanden zu fühlen, wollte ich auch anderen geben.“

Die Gruppe trifft sich monatlich zum Kennenlernen und Quatschen, gelegentlich liest sie gemeinsam Bücher wie „Antiosteuropäischer Rassismus in Deutschland“ (Panagiotidis, Petersen). Es gab auch schon besondere Formate: Im Januar startete die Gruppe ins neue Jahr mit osteuropäischen Leckereien bei der „Queerogi Night“ – eine Anspielung auf Pierogi, die gefüllten Teigtaschen.

Bild: privat
Pierogi in Regenbogenfarben

Im Dezember fand ein Schreibworkshop zum Thema „Zuhause“ statt, angeleitet von der Autorin Jesta Phoenix. Daraus ist inzwischen sogar ein regelmäßiges Format entstanden: Die Queere PostOst Schreibgruppe findet ein mal im Monat donnerstags statt und soll dabei helfen, die eigenen Geschichten und Erinnerungen zurückzuerobern, „egal wie zersplittert und vergraben und unklar diese im Moment noch erscheinen,“ heißt es auf Instagram.

Für viele Menschen sei es „nicht so einfach, sich mit der eigenen Queerness zu verbinden“, sagt Kuba. Vor allem, wenn sie aus einem Land kommen, das LGBTIQ*-Themen stark tabuisiert. Deshalb seien auch Menschen willkommen, „die noch nicht so genau wissen, aber hinterfragen, ob sie cis oder hetero sind“.

„Bestimmte Dinge müssen einfach nicht erklärt werden, das ist sehr besonders.“

Bei den lockeren Austauschrunden werde viel gelacht und „es hat was sehr Warmes, Herzliches“, berichtet Kuba. „Bestimmte Dinge müssen einfach nicht erklärt werden, das ist sehr besonders.“ 

Ambivalenter Begriff

Entstanden ist der Begriff „PostOst“ bei einem Berliner Treffen Ende 2019 zwischen Menschen mit ähnlichen Backgrounds, die antifaschistisch aktiv werden wollten. Der Name des Cafés ostPost war die Inspiration – und die Geburtsstunde der „PostOst-Migrantifa“. Die Freude sei groß gewesen, eine neue Selbstbezeichnung zu haben, die alle Menschen vereint, die Antislawismus erleben. „Das war mindblowing“, erinnert sich Kuba.

Der Begriff ist aber nicht unumstritten, da er viele Kulturen zu homogenisieren scheint. Doch „auch ‚Osteuropa‘ ist ein Konstrukt“, merkt Kuba an. Deshalb sei „PostOst“ in erster Linie „ein Prozess des Wortefindens“. Diesem Prozess möchte Kuba bei den Treffen Raum geben, ebenso der Auseinandersetzung mit Machtdynamiken, insbesondere in Bezug auf Russland. „Die Welt braucht mehr gemeinsame Heilungs- und Wachstumsräume.“

Queere PostOst-Gruppe
in den Räumen der Lesbenberatung,
Treffen einmal im Monat mittwochs, 18:00–20:00,
nächstes Treffen: 12. März

Queere PostOst-Schreibgruppe
Treffen einmal im Monat donnerstags, 18:00–19:30,
nächste Termine: 20. März, 24. April
Anmeldung: @jesta.phoenix (Instagram)

Infos: lesbenberatung-berlin.de
Instagram: @lesbenberatung.berlin

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