Politik unterm Weihnachtsbaum: Zeigt Flagge für Menschenrechte!
Aufgrund der Neuwahlen im Februar startet der Wahlkampf bereits jetzt – pünktlich zu einer Zeit, in der viele Familien Politik unterm Weihnachtsbaum diskutieren. Das ist eine gute Gelegenheit, den Mund aufzumachen und Flagge für Menschenrechte zu zeigen, findet Christoph R. Alms
In den heutigen Zeiten reicht es nicht, ein grundsätzliches Interesse am Austausch mit anderen Menschen zu politischen Diskursen zu haben. Für eine angemessene Debattenkultur bedarf es je nach Situation einer ordentlichen Portion Mut, eines klaren menschenrechtlichen Kompasses, einer deutlichen Haltung gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sowie Courage, Gelassenheit und Ausdauer – dies gilt insbesondere auch im Kreise der eigenen Familie. So kommen der Bruch der Ampelkoalition in der Bundesregierung und dessen unmittelbare Folgen zu einer herausfordernden Zeit. Denn das Ende des Bündnisses von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP führt nicht nur dazu, dass wichtige Vorhaben – gerade auch für die queeren Communitys – nicht mehr umgesetzt werden können. Die vorgezogenen Neuwahlen bereits Ende Februar sorgen dafür, dass der Wahlkampf schon gestartet und im Winter sowie zur (Vor-)Weihnachtszeit geführt wird.
Doch was geschieht, wenn bei den für diese Jahreszeit üblichen Familientreffen eines der Geschwister abwertend gegen die Hissung von Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden wettert? Wenn ohne Sinn und Verstand plump gegen das Gendern argumentiert wird? Oder wenn der neue Partner der Mutter queerpolitische Aktionspläne als „linksgrünversiffte Umerziehungspolitik“ betitelt? Wenn Familienmitglieder nicht nur queer- und menschenfeindliche Meinungen vertreten, sondern das Wahlverhalten der über 80-jährigen Großeltern zu beeinflussen versuchen?
Rechtsrutsch ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Gerade im Osten zu den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen wurde deutlich, dass diese Positionen nicht nur von rechtsextremen Parteien, von Nazis oder den vermeintlich anderen vertreten werden. Längst sind der Rechtsrutsch und dessen Folgen auch in der sogenannten Mitte der Gesellschaft angekommen – so auch in den Familien von Queers und anderen von (Mehrfach-) Diskriminierung betroffenen Menschen. Natürlich ist es wichtig, bei menschenfeindlichen Narrativen, Falschinformationen sowie Hass und Hetze gegenzuhalten. Es ist notwendig, auch der eigenen Familie Grenzen aufzeigen und möglichst ruhig, verständlich und sachlich zu argumentieren. Es gilt, Solidarität zu formulieren und Perspektiven darzulegen. Oft kommt Queers die Verantwortung zu, derartige schwierige Situationen nicht nur stumm auszuhalten. Es gilt dabei, an sich und die eigene Gesundheit zu denken.
Und manchmal bedeutet Selbstschutz eben auch, ein Gespräch mit der Familie nicht wieder und wieder zu führen, nur um auf eigene Kosten Queerfeindlichkeit zu ertragen.
Und manchmal bedeutet Selbstschutz eben auch, ein Gespräch mit der Familie nicht wieder und wieder zu führen, nur um auf eigene Kosten Queerfeindlichkeit zu ertragen. Manchmal ist es vollkommen berechtigt, ja schlicht notwendig, dem Familienfest fernzubleiben. Denn wer weiß: Womöglich wird bei einem fehlenden Platz am Familientisch endlich deutlich, dass Politik nicht nur unser Leben beeinflusst, sondern zur Teilnahme oder zu Ausgrenzung führt. Politik schafft immer auch Lebensrealitäten, sie kann Chancen bieten, Existenzen und Lebensentwürfe ermöglichen und unterstützen – oder selbige bedrohen und gar auslöschen. Hier hat nicht nur die Gesellschaft als Ganzes, sondern eben auch die eigene Familie vor allem eins: eine freie Wahl.
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