23. und 24. September

Neues „Dyke* Festival“ in Berlin mit Kultur und Party

20. Sept. 2023 Lena Braun
Bild: Jason Harrell
Allesbien, (v. l. n. r.) Janay, Charlotte, Marguerite und Astrid

Das 2022 in Berlin gegründete lesbische Kollektiv Allesbien will Dyke*-Kultur feiern. Dafür organisiert es am 23. und 24. September Workshops, Ausstellungen, Filmvorführungen, Diskussionen und Musik. Mit dem neuen zweitägigen Dyke* Festvial will das Kollektiv kompakt an einem Wochenende die lesbische Sache sichtbar und erfahrbar machen

Lesbische Subkultur erlebt seit ein paar Jahren eine Art Renaissance in Berlin. Charlotte vom Kollektiv Allesbien erklärt gegenüber SIEGESSÄULE, wie eine Idee entstand: „Irgendwann hatten wir Lust, zusammen auf ein Dyke*-Festival zu gehen, doch wir mussten feststellen: Es gibt gar keins! Da beschlossen wir einfach, selbst das coolste Dyke*-Festival zu organisieren. So kam der Stein ins Rollen.“

Das „Dyke* Festival Berlin“ hat eine einfache und klare Vision: Es geht um Gemeinschaft und Sichtbarkeit. „Wir glauben, dass eine glückliche Lesbe eine Lesbe ist, die zu einer unterstützenden Gemeinschaft gehört“, weiß das Allesbien-Kollektiv. Darum versucht das Netzwerk Räume zu schaffen, in denen in Berlin Lesben andere, gleichdenkende Menschen kennenlernen können. Genauso wichtig ist ihnen auch eine Verortung und Sichtbarmachung. „Wie oft liest man denn eigentlich das Wort ,lesbisch‘ in Mainstream-Medien?“, fragt Charlotte und ergänzt: „Und wie oft ist eine queere Party eigentlich eine cis männliche schwule Party?“

„Wir glauben, dass eine glückliche Lesbe eine Lesbe ist, die zu einer unterstützenden Gemeinschaft gehört.“

Das Festival möchte Dykes jeden Alters Orientierungshilfen geben. Wichtig ist den Macherinnen auch, dass homofeindliche Menschen sehen: Hier sind wir, und wir sind bereit, für unsere Rechte zu kämpfen.

Das Netzwerk ist rasch gewachsen, es haben sich Freundschaften gebildet und gemeinsam wurden Gelder fürs Festival gesammelt. „Wir haben Events organisiert, bei denen ein Klingelbeutel rumgereicht wurde. Dann haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die sehr erfolgreich war“, erinnert sich Charlotte gerührt, immerhin wurden 140 Prozent des Crowdfundingziels erreicht. Dadurch können die Organisatorinnen nun ihrem Grundsatz entsprechend handeln und die beteiligten Künstler*innen angemessen bezahlen. Trotzdem ist ein komplett ehrenamtlich arbeitendes Kollektiv wie Allesbien auch nach wie vor auf Spenden und Unterstützung aus der Community angewiesen.

Im Winter machte die Berliner Clubcommission, die sich für die Belange der Berliner Clubkultur einsetzt und sich auch mit dem Thema Fläche in der enger werdenden Stadt im Hinblick auf (club-)kulturelle Raumnutzung beschäftigt, einen Open Call. Kollektive waren aufgerufen, sich zu bewerben, um einen neuen Ort mitzugestalten: den Campus Kippe, auf dem S-Betriebsbahnhof Rummelsburg. Charlotte erinnert sich: „Wir durften die Fläche begehen und haben uns schockverliebt. Kurz darauf ging unsere Bewerbung raus, um dort unser ,Dyke* Festival‘ zu organisieren.“ Nach wochenlangem Daumendrücken kam dann die Nachricht, dass das Projekt genehmigt ist.

Lesbische Kunst im Rampenlicht

Die Festivalmacherinnen glauben, dass es in Berlin noch nie ein derartiges, so multidisziplinäres Festival gegeben habe, trotz der langen und reichen lesbischen Geschichte der Stadt. Charlotte: „Berlin hat heute eine der größten FLINTA-Communitys Europas. Es ist Zeit!“

„Berlin hat heute eine der größten FLINTA-Communitys Europas. Es ist Zeit!“

Das Festival möchte lesbische, queer-feministische Kunst ins Rampenlicht bringen und Dyke*-Kultur zelebrieren: Geplant sind drei Panel-Talks, u. a. mit der Aktivistin und Gründerin von Center for Intersectional Justice e. V. Emilia Roig und Akteur*innen vom Spinnboden Lesbenarchiv. Nati Versace aus Dänemark wird Workshops anbieten, u. a. einen zu Voguing. Auch zahlreiche Performances sind Teil des Programms, u. a. mit Dragking Rock Bière aus Montréal und einer Burlesque-Show von Lolita Vavoom. Linda Findel und Anshita Koul bieten ein Stand-up-Comedy-Programm an und auch Fotoausstellungen werden beim „Dyke* Festival“ gezeigt, z. B. von der polnischen Künstlerin Karolina Jackowska. Für musikalische Unterhaltung sorgen B.silber und Rara sowie die Live-Sängerin AMA.

„Es gibt jetzt viel mehr Events, Partys und Barabende für FLINTA als vor der Pandemie. Unser Publikum ist da und es ist riesig“, freut sich Charlotte. Das Allesbien-„Dyke* Festival“ wird von Dykes aller Geschlechter organisiert und richtet sich an alle, die sich bei den Begriffen Dyke*, Lesbe* oder queer angesprochen fühlen. Und Charlotte ergänzt, wer alles angesprochen ist: „Auch diejenigen, die sich für diese Subkultur brennend interessieren oder sie erst mal entdecken wollen.“

Kein Raum für Transfeindlichkeit

Man möchte das schöne Wort „Lesbe“ wieder salonfähig machen und will, dass sich auch trans Personen, vor allem trans Frauen, auf dem Festival gut fühlen. Dazu Charlotte: „Wir wollen trans* Personen und trans Frauen in Workshops und ins Programm aufnehmen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit sich trans Dykes* wohlfühlen.“

Klar ist auch, dass transfeindliche Menschen nicht willkommen sind. „Es wird behauptet, dass trans Frauen gefährliche Männer sind, die in lesbische Räume eindringen und sie erobern. Das ist traurig … und auch ganz absurd, da viele trans Frauen Lesben sind! Und viele cisgender Lesben sind Freunde und Liebhaberinnen von trans Frauen“, weiß Charlotte.

Dyke* Festival Berlin,
23.–24.09.,
Campus Kippe,
S-Betriebsbahnhof Rummelsburg
Mehr Infos: instagram.com/allesbien

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