Neues Bündnis unterstützt queere Menschen in der Ukraine
Im Krieg in der Ukraine sind LGBTIQ* besonders gefährdet. Rund 60 queere Organisationen aus Deutschland haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das Spenden sammelt und die Bundesregierung zum Handeln auffordert
Zahlreiche Organisationen der deutschen LGBTIQ*-Community haben sich zum Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zusammengeschlossen. Es wurde eine Spendenaktion gestartet, um die Versorgung queerer Menschen in der Ukraine und Evakuierungen zu unterstützen. Zusammen mit All Out hat das Bündnis eine Petition veröffentlicht, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, gefährdeten Menschen aus der Ukraine, die in die EU und nach Deutschland fliehen wollen, Schutz zu gewähren.
LGBTIQ*, ihre Familien und zivilgesellschaftlichen Vertreter*innen seien in höchster Not, erklärt Stas Mishchenko, Vorstandsmitglied des KyivPride und aktiv bei Munich Kyiv Queer. „Jetzt ist die Zeit entschlossen und gemeinsam zu handeln und so Menschenleben zu retten."
Die militärische Generalmobilmachung in der Ukraine bedrohe auch schwule und bisexuelle Männer sowie trans* Frauen und intergeschlechtliche Frauen mit einem männlichen Geschlechtseintrag, wie Richard Köhler, Transgender Europe Advocacy Director, verdeutlicht: „Trans Frauen mit einem männlichen Pass können nicht in sichere Landesteile gelangen oder das Land verlassen, da sie keine internen Check-Points passieren können. Wir befürchten das Schlimmste für sie, sowie trans Männer als auch schwule und bisexuelle Männer, die ebenfalls aufgrund der Generalmobilmachung das Land nicht verlassen dürfen.“ Diese Gruppen seien bei Gefangennahme, aber auch im militärischen Alltag besonders vulnerabel. Zurzeit dürfen nur weiblich gelesene Menschen und Kinder die anliegenden EU-Grenzen überqueren.
Nach Berichten des US-Auslandsnachrichtendienstes seien Gruppen wie LGBTIQ* besonders gefährdet, da sie Opfer gezielter Angriffe werden könnten oder aufgrund von Homo- und Transphobie vom Zivilschutz ausgenommen werden.
Deswegen fürchtet das Bündnis um die Sicherheit und das Leben von LSBTIQ*-Menschenrechtsaktivist*innen vor Ort. Hinzukommt, dass die größte Fluchtbewegung nach Polen, Ungarn und Rumänien zu erwarten ist und damit in Länder, deren Regierungen in den letzten Jahren eine queerfeindliche Politik umgesetzt haben. Auch hier seien LGBTIQ* nicht sicher.
Stellungnahme des Queer-Beauftragten der Bundesregierung
Sven Lehmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ("Queer-Beauftragter"), erklärte in einer Stellungnahme: „Wir stehen in Kontakt mit Jugendorganisationen und queeren Aktivist*innen in der Ukraine. Sie fürchten eine massive Bedrohung ihrer Existenz für den Fall, dass Russland einen Regimewechsel erzwingt. Die russischen Anti-Homosexuellen-Gesetze, die brutale Unterdrückung von transgeschlechtlichen Menschen und die massive Schikane von LGBTIQ in Russland müssen uns eine Warnung sein."
Er sagte, dass alle Möglichkeiten genutzt werden, Aktivist*innen in ihrem Kampf für Freiheit und Menschenrechte zu unterstützen. „Wir ermöglichen Visum-freie Einreise und Aufenthalt in Deutschland und haben die Situation der besonders gefährdeten Gruppen im Blick. Dazu sind wir in Kontakt mit dem Auswärtigen Amt. Wir stehen fest an der Seite der Zivilgesellschaft in der Ukraine."
Zur Spendenseite: http://altruja.de/nothilfe-ukraine
Zur Petition: https://action.allout.org/de/m/d40dece4/
Bündnispartner*innen und Erstunterzeichner*innen der Petition:
Aids Action Europe
Aktionsbündnis gegen Homophobie e. V.
All Out
Berliner Aids-Hilfe e. V.
BiNe - Bisexuelles Netzwerk e. V.
Bundesarbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BafF) e. V.
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Bundesverband Trans* e. V.
CSD Deutschland e. V.
CSD München / Munich Pride
Deutsche Aidshilfe
dgti - Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V.
DIE LINKE.queer
diversity München e. V. - LesBiSchwule und Trans* Jugendorganisation
ENOUGH is ENOUGH!
Europäische und Zentralasiatische Jugendvertretung bei ILGA World
FFBIZ - Das feministische Archiv
Intergeschlechtliche Menschen e. V.
Jugendnetzwerk Lambda e. V.
Kölner Lesben- und Schwulentag e. V. - ColognePride
Lesbenberatung Berlin / LesMigraS
Lesben Leben Familie (LesLeFam) e. V.
LesbenRing e. V.
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e. V. (LSVD)
LesMamas e. V.
LeTRa Lesbenberatung, Lesbentelefon e. V., München
LeZ - Lesbisch-queeres Zentrum München
Münchner Aids-Hilfe e. V.
Munich Kyiv Queer
Organisation Intersex International Europe
PLUS. Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar e. V.
Projekt 100% MENSCH gUG
PROUT AT WORK-Foundation
Quarteera e. V.
Queer Amnesty
Queer European Asylum Network - QUEAN
Queer-Future-BW Jugendverband des Netzwerks LSBTTIQ BW
QueerGrün
Queeres Zentrum Mannheim e. V.
Rosa Hilfe Freiburg e. V.
Rosa Strippe e. V.
Schwulenberatung Berlin
SPDqueer - Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung in der SPD
Strong! LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt
SUB - Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum München e. V.
The LGBT life e. V.
Transgender Europe e. V.
TransInterQueer e. V.
Trans-Kinder-Netz e. V.
TransMann e. V.
Trans*Recht e. V.
Trans*Sexworks
Treffpunkt, Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien München
VelsPol e. V.
vielbunt e. V.
Völklinger Kreis e. V.
Wählerinneninitiative Rosa Liste München e. V.
Wirtschaftsweiber e. V.
WostoQ-Regenbogen e. V.
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