Andacht in Berlin am 31. Juli

Nach Übergriffen am CSD-Tag: Kundgebung gegen queerfeindliche Gewalt

27. Juli 2021 as
Bild: canva

Am Abend nach dem Berliner CSD ist es in der Stadt zu mehreren queerfeindlichen Übergriffen gekommen. Aus diesem Anlass planen die GayChurch Berlin und das Orga-Team des East Pride Berlin am 31. Juli eine Andacht und Protestkundgebung im James-Simon-Park in Mitte. In unmittelbarer Nähe des Parks wurde ein Teilnehmer des Pride schwer verletzt

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde der 21-jährige Demoteilnehmer Jan-Luca am Hackeschen Markt brutal zusammengeschlagen, weil er eine Regenbogenfahne dabei hatte. Ein Unbekannter trat ihm unvermittelt von hinten in den Hüftbereich. Als er den Angreifer zur Rede stellen wollte, kam ein weiterer Mann hinzu und schlug ihm ins Gesicht. Die beiden Männer rissen anschließend die Regenbogenfahne aus seinem Rucksack und brachen dabei den Holzstiel ab. Die Angreifer, die laut Zeugenaussagen in einer größeren Gruppe unterwegs waren, konnten flüchten. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht, laut Informationen des Tagesspiegels erlitt er einen doppelten Kieferbruch und trug möglicherweise irreparable Schäden davon. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt gegen die Angreifer wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung.

SPDqueer: „Das ist durch nichts zu rechtfertigen“

Das Opfer des Angriffs Jan-Luca ist Mitglied der SPDqueer. Carola Ebhard, Co-Bundesvorsitzende der SPDqueer, zeigte sich in einer Pressemitteilung vom Dienstag betroffen: „Mit Bestürzung haben wir von dem homofeindlichen Angriff am Abend des Berliner CSD erfahren und wünschen Jan-Luca schnelle und vollständige Genesung! Sowohl physisch als auch psychisch. Für den Täter reichte die SPDqueer-Fahne, um Jan Luca als queer zu identifizieren und massive Gewalt anzuwenden. Das ist durch nichts zu rechtfertigen!“

Der zweite Bundesvorsitzende der SPDqueer Oliver Strotzer ergänzte: „Fast jeden Tag werden LSBTIQ*-Menschen in Deutschland Opfer von Hassverbrechen. Daran können und wollen wir uns nicht gewöhnen. Dieses Mal war unsere Fahne der Auslöser, aber es hätte auch ein T-Shirt, Fetischkleidung, Drag oder irgendeine andere als queer gelesene Kleidungs- oder Ausdrucksform sein können, die einen Täter dazu motiviert zuzuschlagen.“ Es reiche nicht, diese Taten nur statistisch zu erfassen und die Täter vor Gericht zu stellen. „Wir müssen endlich an die Wurzeln dieses Hasses, um zu verhindern, das queere Menschen immer wieder zu Opfern werden.“ Die SPDqueer fordert unter anderem einen nationalen Aktionsplan gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit. Auch Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, äußerte sich auf Twitter zu dem Vorfall.

Übergriff am Viktoria-Luise-Platz

Auch am Viktoria-Luise-Platz kam es am Abend nach dem CSD zu einem Übergriff. Laut Bericht der Polizei Berlin wurden gegen 18.45 Uhr drei CSD-Teilnehmer*innen aus einer größeren Gruppe heraus homophob beleidigt, körperlich angegriffen und leicht verletzt. Die von Zeugen herbeigerufene Polizei konnte die Tatverdächtigen im U-Bahnhof Viktoria-Luise-Platz stellen. Im Rahmen der Festnahme verletzten ein 18-jähriger und ein 22-jähriger Tatverdächtiger zwei der Beamten. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

Bild: Leonhard Lenz Quelle
James-Simon-Park

Kundgebung im James-Simon-Park

Anlässlich dieser Vorfälle gab Wolfgang Beyer, aktiv bei der GayChurch Berlin und dem East Pride, am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt: „Wir rufen auf zu einer Andacht und Protestkundgebung anlässlich der zunehmenden queerfeindlichen Gewalt in Berlin.“ Am Samstag, den 31. Juli, soll die Aktion im James-Simon-Park stattfinden, in dessen Nähe einer der Angriffe erfolgte. Während der Versammlung, die um 20:30 beginnen soll, müssen die geltenden Hygieneauflagen eingehalten werden. Weitere Details werden auf der Facebookseite der GayChurch Berlin kommuniziert.

Verlässliche Zahlen zu queerfeindlicher Hasskriminalität in Berlin gibt es nicht. Maneo, das schwule Anti-Gewaltprojekt in Berlin, hatte im Gespräch mit SIEGESSÄULE für 2020 von leicht rückläufigen Zahlen gegenüber dem Vorjahr gesprochen. Aufgrund der Corona-Situation habe es vor allem einen Rückgang bei den Übergriffen auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie am Arbeitsplatz gegeben. Allerdings geht Maneo von einem hohen Dunkelfeld aus., mit rund 80 bis 90 Prozent nicht dokumentierter Fälle.

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