May-Ayim-Fonds fördert „Schwarzes Empowerment“
Noch bis zum 15. März können Schwarze Aktivist*innen, Initiativen und Organisationen in Deutschland bei dem neu gegründeten May-Ayim-Fonds Gelder für rassismuskritische, empowernde Projekte beantragen. Michaela Dudley berichtet
Sie war knapp 36 Jahre jung, als sie 1996 aus dem 13. Stockwerk eines Kreuzberger Hochhauses und in den sicheren Tod sprang. Seither ist May Ayim unsterblich. Die afrodeutsche Autorin, die mit diversen dichterischen Werken wie „blues in Schwarzweiß“ den Rassismus angeprangert und für Aufruhr gesorgt hatte, ist nach wie vor präsent. Ihre Anwesenheit beschränkt sich allerdings nicht auf die ihr zu Ehren errichteten Gedenktafel am ehemaligen Gröbenufer (Foto). Und auch nicht auf die turnusmäßig erhöhte Aufmerksamkeit, die sie im Black History Month genießt, der jährlich im Februar gefeiert wird.
Während man sich inmitten der Winterkälte an ihren immer aktuellen Gedichten erwärmt, lebt sie weiter, und zwar nicht nur als Literatin. Seit kurzem gibt es einen neuen nach ihr benannten Fonds, der erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik spezifisch dafür gedacht ist, die politische Bildungsarbeit einer neuen Generation Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen zu fördern.
Das war schon lange das Ziel des bereits vor zehn Jahren ins Leben gerufenen Berliner Vereins Each One Teach One (EOTO) e. V., deren Kiez-Bibliothek als Begegnungsstätte der Mitglieder der afrodiasporischen Community fungiert. Am 1. Februar, pünktlich zum „Black OurStory Month“, startete EOTO den May-Ayim-Fonds.
Es handelt sich dabei um einen dezentralisierten Fördertopf, der speziell „auf Schwarzes Empowerment fokussiert“ ist, so Jeff Kwasi Klein vom May-Ayim-Fonds. Gefördert werden sollen damit „Schwarze Menschen als Schwarze Menschen, nicht nur als Menschen mit Migrationshintergrund“. Der Fonds, der sich aus Geldern von der Bundeszentrale für politische Bildung und von der Allianz Kulturstiftung zusammen setzt, umfasst 50.000 Euro, und diese Summe soll bundesweit mindestens zehn Projekte mit jeweils bis zu 5000 Euro finanzieren. Die Unterstützung durch den Fonds beinhaltet zum Beispiel Konzeptarbeit, die Vernetzung mit Mentor*innen und auch die Akquise zusätzlicher Fördermittel. Noch bis zum 15. März kann man einen Projektantrag einreichen.
Aus Sicht vieler BIPoC in der Berliner LGBTQ-Community bestünde ein wichtiger Anstoß darin, die Arbeit und die Anregungen von Audre Lorde (1934 – 1992) fortzusetzen. Die afroamerikanische, lesbische Schriftstellerin Lorde hat ab 1984 viel Zeit hier in Berlin verbracht, wo sie bei der Entstehung und der Entwicklung der afrodeutschen Bewegung, unter anderem als Gastprofessorin an der FU, eine wichtige Rolle gespielt hat. Währenddessen lernte sie May Ayim kennen. Der Synergieeffekt war sehr fruchtbar, aber der Boden dieser Gesellschaft muss ständig gepflügt und gepflegt werden, was intersektionale Fortschritte betrifft. Die angespannte Lage zeigt, dass gut finanzierte bildungspolitische Projekte, die queer-feministische und antirassistische Ziele verfolgen, nötiger sind denn je zuvor.
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