Strip-Shows für FLINTA*

Magic Dyke*: Die sexy Butches von Neukölln

23. März 2023 Annabelle Georgen
Bild: Lick My Glitch
Daddy Dyke (li.) und Ryder Dyke (re.) 2022 bei einer Magic-Dyke*-Show im Klunkerkranich

Die mitreißenden Shows der Strip-Gruppe Magic Dyke* im Neuköllner Klunkerkranich sind so erfolgreich, dass sie in wenigen Minuten ausgebucht sind. Wir haben die beiden Initiatoren, Daddy Dyke und Ryder Dyke, getroffen. Sie haben sich vorgenommen, Butches und generell allen FLINTA*, die maskulin auftreten, eine Bühne zu geben: „Damit sie sich sexy fühlen können in einer Welt, die ihnen sagt, dass sie es nicht sind“.

Die Luft ist stickig, die Stimmung aufgeheizt. Dicht an dicht steht das Publikum in der Holzhütte des Klunkerkranich. Die Menge schreit, pfeift, klatscht. Man kann Daddy und Ryder kaum hören, als sie am Mikrofon den nächsten Auftritt ankündigen. Auf der kleinen Bühne lassen die Performer*innen der Magic Dyke*-Truppe ihre Hosenträger, Tanktops, Boxershorts und Schlüpfer fallen. Sie eignen sich süß-ironisch sowie auch sinnlich die Wahrzeichen der Männlichkeit an.

„Sie eignen sich süß-ironisch sowie auch sinnlich die Wahrzeichen der Männlichkeit an.“

Es gibt heiße Go-go-Dancers mit Bärtchen und Umschnalldildos, die ein paar Glückspilzen aus der ersten Reihe extrem nahekommen, aber auch sexy Butches im Herrenanzug, Macho-Cowboys, Lederkerle und tätowierte Dykes, die Schnaps in der Menge verteilen und sich nebenbei die Brust damit beschmieren … Archetypen aus dem heteronormativen Mainstream-Porno werden auch spielerisch inszeniert — immer mit einem köstlichen, subversiven queer-lesbischen Twist.

„Butchness ist so hot!“

„In unseren Shows zelebrieren wir hot Butchness“, fasst Ryder Dyke zusammen. Der 28-jährige Tänzer und Choreograf aus Kalifornien, der früher als Stripper und als Pole-Dance-Lehrer Erfahrungen sammelte, gründete letztes Jahr zusammen mit seinem Komplizen Daddy die FLINTA*-Strip-Truppe Magic Dyke*. Kennengelernt haben sich die beiden über die Dragperformerin Mona LaDoll vom Dragkings-Kollektiv Venus Boys, zu dem Daddy auch gehört. Der 26-jährige britische Dragking und Marketingmanager, suchte damals vergeblich nach maskulinen Strip-Kursen. Der eine hat dann dem anderen seine Skills beigebracht – und umgekehrt. Auch wenn Daddy sich heute selbstbewusst als „Butch, Lesbe und transmaskulin“ präsentiert, war seine Selbstfindung nicht einfach: „Mir wurde immer gesagt, dass Butches hässlich sind. Deshalb habe ich mein Coming-out als Butch ziemlich rausgezögert. Ich habe mich lange nicht getraut, mir die Haare zu schneiden und maskulin aufzutreten. Nun weiß ich aber, dass Butchness so hot ist und für viele Menschen sehr sexy sein kann.“

Der allererste Auftritt der Magic Dyke* – der Titel der Gruppe ist eine ironische Anspielung auf den Film „Magic Mike“ – fand im Mai 2021 im Monster Ronson‘s statt. Im Publikum stand eine*r der Eventmanager*innen des Bar-Klubs Klunkerkranich, der*die sie sofort booken wollte. „Auf dem Dach von Neukölln! Wir konnten es kaum glauben!“, erinnert sich Ryder begeistert. Bereits bei der ersten Show im Klunkerkranich waren die Plätze „binnen 10 Minuten“ vergriffen, so Ryder. Und die Online-Tickets ihrer ersten Party, „Club Dyke*“, die im Februar im Klub ÆDEN stattfand, waren innerhalb von einer halben Stunde ausverkauft.

„Consent ist sexy“

Stolz auf ihren raketenartigen Erfolg wollen die Magic Dyke* noch höher hinaus. Ihr nächstes Ziel: einen FLINTA*-Strip-Club in Berlin eröffnen, als radikale Maßnahme gegen das Verschwinden von Lesbenbars in der Hauptstadt. „Wir brauchen mehr FLINTA*-Räume, nur so können wir echte Safer Spaces anbieten“, sagt Daddy. Den beiden Performern ist es sehr wichtig, bei ihren Events anhand einer klaren Türpolitik einen temporären sicheren Raum zu schaffen. FLINTA* haben Vorrang, und alle Gäste werden eingeweiht, nach dem Motto „Erfragt Pronouns, Consent ist sexy!“, bevor sie den Raum betreten. „Wir wollen, dass die Menschen sich frei fühlen, sich auszuziehen, ohne dabei von störenden cis-männlichen Blicken fetischisiert zu werden“, sagt Daddy.

„Wir brauchen mehr FLINTA*-Räume, nur so können wir echte Safer Spaces anbieten.“

Derzeit gönnt sich die Magic-Dyke*-Gruppe eine kleine Pause, bevor sie im Mai ihr erstes Jubiläum im SO36 mit einer Riesenshow und einer fetten Party gebührend feiern.

Magic Dyke* Berlin
magicdyke.com

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