Interview mit Sänger Luc Bruyrè

Lucky Love: „Berlin ist Luxus, Babe“

18. Nov. 2024 Marcel Anders
Bild: Fullblvck
Lucky Love – in Frankreich ist er bereits ein Popstar.

Model, Schauspieler, Drehbuchautor, Sänger, LGBTIQ*-Sprachrohr: in Frankreich gilt Luc Bruyrè als Superstar. Bei uns arbeitet er noch daran - mit seinem ersten Album „I Don‘t Care If It Burns“, das er am 25. November live in Berlin vorstellt. Eine Stadt, zu der der 31-jährige Franzose eine besondere Beziehung hat

Lucky, was hat dich 2016 an die Spree gelockt, wo du immerhin sechs Jahre gelebt hast? Ich bin der Liebe wegen nach Berlin gekommen. Das ist doch der einzige Grund, warum man umzieht, oder? Ich meine, ich käme nie auf die Idee, mir das wegen der Arbeit anzutun – aber für Liebe immer. Ich hatte mich hier in einen Australier verliebt, den ich auch geheiratet habe. Mittlerweile sind wir geschieden, aber immer noch beste Freunde. Und Berlin war ein echtes Erlebnis für mich: Es ist eine Stadt, in der man sich wunderbar verlieren, aber auch finden kann. Die dir erlaubt, einfach du selbst zu sein, in der dich niemand bewertet und in der du rumlaufen kannst, wie du willst. Das ist es, was mir Berlin beigebracht hat: mich selbst auszudrücken und Leute zu finden, die bereit sind, etwas Gemeinsames, Schönes zu schaffen. Für Künstler ist Berlin allein deshalb ein besonderer Ort, weil man dort den Platz hat, um sich auszudrücken. Das empfinde ich als ein Riesenglück und als Luxus. Berlin ist Luxus, Babe.

„Das ist es, was mir Berlin beigebracht hat: mich selbst auszudrücken und Leute zu finden, die bereit sind, etwas Gemeinsames, Schönes zu schaffen.“

In welchen Clubs warst du unterwegs? Ich bin oft ins KitKat und natürlich ins Berghain gegangen. Außerdem war ich eng mit den Machern der Pornceptual-Partys befreundet. In den Anfangstagen war das ein Kollektiv aus Künstler*innen, die umwerfende Sachen gemacht haben. Da ging es gar nicht so sehr ums Feiern, sondern eher darum, eine Verbindung zu Leuten aufzubauen und eine neue Art von Sex für kommende Generationen zu entwickeln. Ich fand das interessant - und ich liebe Berlin allein für seine Offenheit und Fragen, die man sich dort stellt, die Diskussionen, die man hat. Die Dunkelheit des Nachtlebens erlaubt den Leuten, sich selbst zu zeigen und offen und verletzlich zu sein. Nachts ist alles langsamer, zumindest für mich. In Berlin sollte man die Nächte mögen – weil man im Winter mehr als genug davon hat. (lacht)

Bild: Louis Vitton
Lucky Love tritt bei der Eröffnungsfeier der Paralympics in Paris auf.

Ist die queere Szene in der Stadt interessanter als an anderen Orten der Welt? Das würde ich so unterschreiben. Wobei ich aber auch eine coole alternative Szene im georgischen Tiflis gefunden habe. Die war sehr interessant und hat mich stark an Berlin Mitte der 90er erinnert. Nämlich dieser Appetit nach einer neuen Welt, in der alles erlaubt ist und in der mehr Freiheit herrscht. Das habe ich an Tiflis geliebt. Aber ich bin überzeugt, dass Berlin etwas Paradiesisches hat – und ich bin ein bisschen traurig darüber, wie sich die Stadt in den letzten Jahren entwickelt hat. Eben, dass es für Künstler*innen immer schwieriger wird, dort zu leben und zu arbeiten. Trotzdem es ist nach wie vor ein wunderbarer Ort, um etwas Kreatives zu schaffen. Und: Es ist meine persönliche Lieblingsstadt.

Gibt es auch etwas, das dir an Berlin nicht gefällt? Dieser lächerliche neue Flughafen … Mann, wie habe ich Tegel geliebt. Immer, wenn ich da war, habe ich gedacht: „Ich bin zu Hause – hier ist alles so übersichtlich und leicht.“ Und ich war auf dem allerletzten Flug, der in Tegel gelandet ist. Ich habe sogar ein Zertifikat, das besagt: „Herzlichen Glückwunsch, du hast den letzten Flieger nach Tegel genommen.“ Ich war so stolz darauf. Aber egal, wie schrecklich der neue Flughafen ist: Ich werde immer wieder in diese Stadt kommen. Momentan ist das etwa sechs Mal im Jahr. Denn: Ich brauche meine Berlin-Zeit. Für mich ist es der Ort, an dem ich Ruhe habe und an dem ich ganz ich selbst sein kann. Ich gehe in den Park, lese ein Buch oder schreibe Songs. Damit habe ich in Paris, London oder Los Angeles schon Probleme - aber in Berlin gelingt es, weil sich alles viel langsamer anfühlt.

Was erwartet uns bei deinem Auftritt im Hole44? Zunächst einmal dürfte es gar nicht so leicht sein, ein Ticket zu ergattern, denn Berlin wartet auf mich – und ich warte auf Berlin. Sprich: Es werden all meine Freunde da sein, aber ich freue mich natürlich auf auch die Leute, die auf meine Musik stehen und mit mir feiern wollen. Es wird also dieses große Konzert/Party-Event. Und ich bin gespannt auf das Publikum. Ich war in diesem Sommer schon viel unterwegs, in allen erdenklichen Ländern, und es ist toll zu sehen, für wen man da singt und wie die Reaktionen ausfallen. Ein irres Erlebnis.

„Natürlich wird es eine richtige Show. (...) Außerdem wird es sehr emotional – wir werden zusammen lachen, weinen, tanzen und schwitzen.“

Singst du nur oder fährst du eine richtige Show auf? Natürlich wird es eine richtige Show. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich bin ein Mode-Junkie und deshalb werden da Kostüme sein. Außerdem wird es sehr emotional – wir werden zusammen lachen, weinen, tanzen und schwitzen. Gerade ich – weil ich immer sehr viel tanze. Von daher: Macht euch bereit! (lacht)

Konzert: Lucky Love
am 25.11., 20:00
Hole44
hole-berlin.de

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