„Lesbian Space Princess“ ist die große Teddy-Gewinnerin
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Der knallbunte, empowernde Animationsfilm „Lesbian Space Princess“ hat den Teddy Award für den besten Spielfilm gewonnen. Zu Beginn der Berlinale haben wir die australischen Filmemacherinnen Leela Varghese und Emma Hough Hobbs interviewt
Leela Vargheseund Emma Hough Hobbs beschreiben sich selbst as „huge lesbians“. In ihrem urkomischen, schrillen Debütfilm „Lesbian Space Princess“ geht es um die junge Prinzessin Saira vom Planet Clitopolis, die sich im All auf die Suche nach ihrer gekidnappten Ex-Freundin macht. Der Animationsfilm ist kein romantischer Film, sondern die empowernde Odyssee einer Selbstfindung.
Leela und Emma, wie kam die Idee zustande, einen lesbischen Animationsfilm zu machen? Leela Varghese: „Lesbian Space Princess“ ist der Film, von dem wir uns wünschten, dass es ihn gäbe, der aber nie gemacht wurde. Stimmen wie unsere als Lesben bekommen selten die Chance, Animationsfilme für Erwachsene zu machen, und Figuren wie unsere sind in diesem Bereich ebenso selten. Also haben wir beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und etwas Lustiges, Campes und Herzliches zu schaffen, das unserer Meinung nach für unser Publikum fehlte. Der Titel des Films fiel zuerst Emma ein – für mich klang es wie ein Scherz, aber für sie nicht. Wir haben so viel von uns selbst in die Geschichte einfließen lassen, nicht zuletzt unsere eigenen Ängsten und Unsicherheiten. Der Film ist eine Mischung aus unseren verschiedenen Skills und Leidenschaften: Emmas Liebe zur Animation und zu Genre-Filmen und meine Liebe zu Comedy, Musik und Performance.
Am Anfang des Films wird die Princessin Saira von ihrer selbstverliebten Freundin Kiki verlassen. Bald hört sie aber wieder von ihrer Ex, nachdem sie von einer Gruppe von Space Incels, den Straight White Maliens, entführt wurde. Saira beschließt, sie zu retten, und begibt sich auf eine intergaylaktische Reise. Bei dieser Suche wird sich die schüchternde, von Angststörungen geplagte Anti-Heldin stark verändern ... L.V.: Im Film geht es darum, aus der Blase, in der man aufgewachsen ist, herauszutreten und neue Leute zu treffen. Dann merkt man, dass man der Welt so viel mehr zu bieten hat, als man vielleicht glaubte. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber Saira lernt, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben. So oft suchen wir Bestätigung von den Menschen um uns herum, obwohl die stärkste Form der Bestätigung aus sich selbst kommt. Aber selbst wenn wir einen Film darüber gedreht haben, kämpfen wir trotzdem jeden Tag damit. Wichtig ist jedoch, dass man sein Bestes gibt.
Was hat euch zu den schrillen, pinken Farben und der Ästhetik Ihres Films inspiriert? L.V.: Als Animationszeichnerin hatte Emma sehr genaue Vorstellungen von der Atmosphäre der einzelnen Teile des Films. Clitopolis ist zum Beispiel stark von den Farben der lesbischen Flagge inspiriert. Während Saira sich durch die Galaxie bewegt, verändert sich der Raum selbst in Farbe und Stil – wir lieben es, die ganze Palette der Regenbogenkaugummifarben im Film zu zeigen!
Der Film ist voller Anspielungen auf die lesbische Subkultur, von der königlichen Labrys des Königinnenpaars von Clitopolis bis hin zu bestimmten Witzen und Untertönen. War es für euch wichtig, mit dem Film einen Beitrag zur lesbischen Subkultur zu leisten? Emma Hough Hobbs: Danke, dass du das bemerkt hast! Dieser Film ist primär für Lesben gemacht und wir wollen, dass sich Lesben gesehen und akzeptiert fühlen. Er ist auch eine Hommage an die queere Kultur mit allen diesen kleinen Witzen. Wir haben lange überlegt, ob wir die Labrys verwenden sollen, weil sie mit den bösen TERF-Lesben assoziiert werden kann. Die Labrys steht aber für alle Lesben. In unserem Film ist sie in den schönen Farben der Trans-Flagge zu sehen – das ist unser Widerstand gegen die inakzeptable Transphobie in Teilen der lesbischen Community.
„Dieser Film ist primär für Lesben gemacht und wir wollen, dass sich Lesben gesehen und akzeptiert fühlen. Er ist auch eine Hommage an die queere Kultur mit allen diesen kleinen Witzen.“
Und sonst noch: Was sind eure Lieblingslesbenfilme? E.H.H.: Im Film gibt es einen Witz über „Blau ist eine warme Farbe“, weil vielleicht jede Lesbe gemischte Gefühle zu diesem Film hat. Natürlich kann man mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ nichts falsch machen und in letzter Zeit sind wir besessen von „Love Lies Bleeding“ und „Drive Away Dolls“. Was Teenagerfilme angeht, ist „The Half of It“ ein verstecktes Juwel. Und natürlich waren wir auch sehr inspiriert vom japanischen Animefilm „Utena. Revolutionary Girl“. Das Wochenende, an dem wir anfingen, „Lesbian Space Princess“ zu schreiben, haben wir den Film zu Ende gesehen. Wie die meisten Lesben verschlingen wir alle queeren Inhalte, die wir bekommen können!
SIEGESSÄULE präsentiert:
Mongay zeigt am Montag nach der Berlinale den Teddy-Gewinnerfilm
„Lesbian Space Princess“
Regie: Emma Hough Hobbs & Leela Varghese, Australien
24.02. ab 21:30, OmeU
Babylon Kreuzberg
Mehr Infos: yorck.de
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